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Nacht Der Begierde

Nacht Der Begierde

Titel: Nacht Der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlene Teglia
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verkaufen und meinen Job zu behalten. Wollen Sie die Jacke nun kaufen?»
    «Ich habe sie ja noch nicht einmal anprobiert.» Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das mir nicht gefiel, obwohl ich zugeben musste, dass es ihm gut stand. Er wirkte, als würde er sich über mich lustig machen. Mit mir spielen.
    «Ich bin nicht sicher, ob sie passt.» Er nahm die Jacke vom Bügel und zog sie an. Es kam mir so vor, als ob er alle Bewegungen absichtlich in die Länge ziehen würde, als eine Art Aufführung für mich.
    Ich verfolgte, wie er sich bewegte, aber nicht, weil mir sein hübscher Körper gefiel. Ich registrierte die gebändigte Kraft in seinen Bewegungen und musste zugeben, dass ich seine Stärke möglicherweise eher unterschätzt hatte. Wenn es darum ging, zu kämpfen oder wegzulaufen, würde ich mich wohl für die Flucht entscheiden. In einer körperlichen Auseinandersetzung würde ich sicher den Kürzeren ziehen, egal wie viele schmutzige Tricks ich kannte. Er war kraftvoll und geschmeidig, und er wusste offensichtlich, seinen Körper einzusetzen.
    «Ich heiße Zach», sagte er und strich dabei die Vorderseite der Jacke glatt. Mein Blick verfolgte seine Bewegungen. Die Jacke stand ihm. Ich vermutete, dass ihm auch alles andere stehen würde.
    «Sehr erfreut.» Mein Tonfall sollte distanziert und unfreundlich klingen. Das Glänzen in seinen Augen zeigte mir jedoch, dass ihn das nicht zu entmutigen schien.
    «Jetzt sprechen wir uns immerhin schon mal mit Vornamen an.» Zach, der Fremde, machte einen Schritt vorwärts, und ich tat einen Schritt zurück, um den Abstand zwischen uns zu wahren. Er zog eine Augenbraue hoch, während er mich ansah. «Wollen Sie etwa weglaufen?»
    Ich tat so, als hätte ich die Frage gar nicht gehört. «Bomberjacken sind diese Woche um 20   Prozent runtergesetzt. Wollen Sie sie gleich anbehalten?»
    «Ja.» Er grinste mich an. «Ich nehme an, ich soll möglichst schnell bezahlen und dann verschwinden.»
    «Sie sollten auch noch Lederpflege mitnehmen.» Ich deutete auf das Regal neben der Kasse. «Sie sollten sie damit behandeln, bevor sie das erste Mal nass wird.»
    «Die Kuh, von der sie stammt, hat doch auch draußen gestanden und ist nass geworden», bemerkte Zach, und dabei zuckten seine Lippen so, als ob er sich beherrschen müsste, nicht sofort loszulachen.
    «Eine Kuh ist allerdings auch kein modisches Kleidungsstück.»Ich ging um ihn herum zur Kasse, stets bemüht, ihm dabei nicht den Rücken zuzuwenden.
    «Nun fangen Sie schon an zu bestimmen, wie ich mich kleide, und dabei sind wir noch nicht mal zusammen ausgegangen.» Zach, der hemmungslose Aufreißer, zog die Jacke wieder aus und gab sie mir, damit ich den Preis scannen konnte. Sein Flirten machte mich keinesfalls sicherer. Alles an diesem Fremden signalisierte
Achtung, Gefahr!
, egal wie toll er aussah in seinen engen Jeans, den Cowboystiefeln und der Lederjacke.
    «Na, dann sind Sie ja nochmal glimpflich davongekommen, denn wir werden sicher nie zusammen ausgehen.» Ich setzte die Lederpflege mit auf die Rechnung und nannte ihm den Gesamtbetrag.
    Zach gab mir eine goldene Kreditkarte, die meine Meinung von ihm um keinen Deut änderte. Geld hatte er also. Was ihn jedoch nicht ungefährlich machte. Vielleicht ging dadurch noch eine größere Gefahr von ihm aus. Manche Leute denken ja, dass man für Geld alles bekommt und man sich nicht mehr an Regeln halten muss.
    Die Karte verriet, dass sein voller Name Zachary Neuri war. Ich gab ihm die Jacke, damit er sie gleich anziehen konnte, und tat die Flasche, von der ich nicht glaubte, dass er sie jemals benutzen würde, in eine Tüte. Weshalb es mich umso mehr freute, dass ich sie ihm verkauft hatte.
    «Sie misstrauen mir irgendwie.» Zachs Lächeln verschwand, während er die Jacke überzog.
    «Vor Männern wie Ihnen hat mich meine Mutter immer gewarnt.»
    «Dann hätten Sie mich doch eigentlich schon erwarten müssen.» Bei diesen Worten sah er mich so durchdringend und entschlossen an, dass ich mich beherrschen musste, um nicht sofort einen Schritt rückwärts zu machen. «Wir werden uns wiedersehen, Chandra.»
    Nachdem er gegangen war, blieb ich stehen und konzentriertemich auf meinen Atem, bis sich mein Herzschlag schließlich wieder beruhigt hatte. Was war das für eine komische Bemerkung über meine Mutter gewesen? Ich hatte über meine Adoptivmutter geredet, aber konnte es sein, dass er irgendetwas mit meiner geheimnisumwobenen leiblichen Mutter zu tun hatte,

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