Nacht der Sünde
musste sie zugeben, dass sich ihr Ego manchmal durchaus nach ein paar Streicheleinheiten sehnte.
Plötzlich schüttelte sie ein Schauer. Kate spürte, dass jemand sie beobachtete, und zwar ein Mann. Das wusste sie aus irgendeinem Grund ganz genau.
Als sie noch einmal erbebte, sah sie sich verstohlen um.
Alles klar. Kein Wunder, dass sie so reagierte. Der Typ war ein Traummann, trotz seines unpassenden Outfits. Er war sehr groß – eins neunzig reichte wahrscheinlich nicht – und trug eine olivgrüne Armeehose, ein hautenges schwarzes T-Shirt und abgewetzte, dreckige Stiefel. Braungebrannt, Dreitagebart und dunkle Haare. Die topasfarbenen Augen des Fremden taxierten sie eingehend.
Was bei ihr dieses Kribbeln auslöste.
Und Herzklopfen. Ihr Herz hämmerte plötzlich wie verrückt. Und ihre Handflächen wurden feucht. Seine Augen lösten all diese köstlichen Dinge in ihrem Körper aus. Tatsächlich hatte sie nichts, aber auch gar nichts gegen ein flüchtiges Abenteuer einzuwenden, und ihr Ego würde es begrüßen, die lang ersehnten Streicheleinheiten von ihm zu bekommen.
Immer noch mit dem Glas in der Hand, drehte sie sich langsam um und musterte ihn, vor Entdeckung durch ihren Schleier geschützt. Arbeitete er viel draußen im Freien? Sein knallenges T-Shirt betonte den breiten Oberkörper und die muskulösen, braungebrannten Arme. Er sah aus wie aus einem Abenteuerfilm.
Als ihr Blick weiter nach unten wanderte, sah sie, dass er von der Taille abwärts ebenso aufregend gebaut war, auch wenn seine bequem geschnittene Hose Einzelheiten der Fantasie überließ. Beim Aufsehen ertappte sie ihn, wie er ihren nackten Bauchnabel musterte. Gleich darauf schweifte sein Blick mit unübersehbarer Anerkennung über die durchsichtigen Stoffbahnen des langen Rocks. Kate kam es so vor, als ob seine Blicke ihre Haut versengten. Alarmiert schnappte sie nach Luft.
Noch nie hatte sie auf die Aufmerksamkeit eines Mannes so reagiert. Lüstern. Willig. Schwach. Als ob der Boden unter ihren Füßen schwankte. Er sah nicht nur gefährlich aus, er war es auch, daran zweifelte sie keine Sekunde. Schließlich spürte sie am eigenen Leib, wie gefährlich er war.
Und jetzt kam er zu allem Überfluss auch noch auf sie zu.
Instinktiv richtete Kate sich zu ihrer vollen Größe auf. Sein Outfit verriet, dass er sich um Konventionen nicht scherte. Auch wenn es im Pub keinen strengen Dresscode gab, erwartete man doch gepflegte Freizeitkleidung. Aber Kate war bereit, ein Auge zuzudrücken, weil eine ganze Reihe körperlicher Vorzüge seinen abgewetzten Aufzug mehr als wettmachten.
Nimm’s einfach mit, wenn dir danach zumute ist. Sheri-Lees Worte hallten in ihrem Kopf. Man lebt schließlich nur einmal.
Als er die Hand nach ihr ausstreckte, hatte sie sich wieder im Griff. Fast. Jetzt stand er so nah vor ihr, dass sie die grünen Einsprengsel in seinen Augen ebenso erkannte wie das Geflecht feiner Fältchen in den Augenwinkeln. Er roch aufregend nach Schweiß und Hitze und Mann.
„Kann ich irgendwas für Sie tun?“, fragte er mit einer tiefen heiseren Stimme, die umwerfend gut zu seiner sexy Erscheinung passte.
Irgendwas? Ihre so schmählich vernachlässigte Libido seufzte tief auf. Er konnte alles für sie tun. Überall, jederzeit.
„Möchten Sie einen Drink?“, präzisierte er, wobei er mit dem Kopf auf ihr halbleeres Glas deutete. „Sieht aus, als könnten Sie Nachschub vertragen.“
Wahnsinn, er sprach sie wirklich an, das war kein Tagtraum! Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch umfasste Kate ihr Glas fester. „Nein … danke, im Moment nicht.“
Sein Blick ruhte auf ihrem Mund – oder besser gesagt auf der Stelle, wo er unter dem Schleier den Mund vermutete. Dabei hob er ganz leicht die Augenbrauen. Sie sah ihm an, dass er erwog, den Schleier wegzuziehen. Darum versuchte sie schnell abzulenken. „Sie sehen aus, als kämen Sie gerade von einer Weltreise.“
Ihr vorwurfsvoller Ton entlockte ihm ein Tausend-Watt-Lächeln. Jetzt klopfte Kates Herz zum Zerspringen.
„Nicht ganz, aber fast. Ich komme direkt aus L.A. Vor genau zwei Stunden bin ich gelandet.“
Dann hatte er also noch keine Gelegenheit gehabt, sich frisch zu machen. „Sind Sie beruflich hier oder privat?“, fragte sie.
„Sowohl als auch.“ Er musterte sie lächelnd mit leicht schräg gelegtem Kopf. „Ich vermute, da drüben feiert eine geschlossene Gesellschaft, und Sie gehören dazu?“
Sie erwiderte sein Lächeln. „Ja. Ein
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