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Nacht der Sünde

Nacht der Sünde

Titel: Nacht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE OLIVER
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1. KAPITEL
    Ein Kondom ? Kate starrte in das Organzasäckchen, das ihr die beschwipste Sheri-Lee in Nonnentracht – alias die zukünftige Braut – eben in die Hand gedrückt hatte.
    Unter dem süffisanten Grinsen der Umstehenden – lauter Freundinnen, die das offenbar lustig fanden – ballte sie verlegen die Hand zur Faust. Da hatte sie es wieder einmal: Junggesellinnenabschiede und die dazugehörigen sexuellen Anspielungen waren einfach nicht ihr Ding. Wie sollte die gewissenhafte, fleißige und wenig spielerisch veranlagte Kate Fielding den Abend überstehen, wenn ihr ein Kondom die Hand versengte? Egal, ob es als Lavendelsäckchen getarnt war oder nicht.
    Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. „Äh … ich … also …“
    „Nimm’s einfach mit, wenn dir danach zumute ist, Kate. Man lebt schließlich nur einmal“, verkündete Sheri-Lee munter. Während Kate immer noch perplex dastand, nahm Sheri-Lee ihr den winzigen Organzabeutel aus der Hand und schob ihn ihr unter den perlenbestickten Rockbund.
    Gekicher drang an ihr Ohr. Als wäre allein die Vorstellung, dass Kate einfach tun könnte, wonach ihr zumute war, völlig absurd. Gegen ihren Willen fühlte Kate sich ein bisschen verletzt. Und mächtig verunsichert.
    „Danke … ich glaube …“ Ihr entschlüpfte ein gequältes Auflachen, während sie sehnsüchtig zur Tür schaute. Dabei sah sie, dass sich einige der Mädchen im Pub unter die Hotelgäste gemischt hatten, offenbar auf der Suche nach männlicher Gesellschaft. Flucht war ihre einzige Rettung. Bevor noch jemand auf die Idee kam, sich über den bejammernswerten Zustand ihres Lebens auszulassen.
    „Ich bin nur mal kurz …“ Frische Luft schnappen. Die Münzen an ihrem Bauchtänzerinnenkostüm klimperten, als sie sich an einer Amazone, die gerade mit Cleopatra plauderte, und einer russischen Spionin im 60er-Jahre-Look vorbeischlängelte.
    Als ihr endlich kühlere Luft entgegenschlug, atmete Kate erleichtert auf. Hier ging es gesitteter zu. Das Pub mit seiner altmodischen, aber hübschen Einrichtung aus dem späten neunzehten Jahrhundert war in weiches Licht getaucht. Das Hotel lag nur ein paar Schritte von Kates Arbeitsplatz, einem Reisebüro in Sydneys angesagter Vorstadt Paddington, entfernt.
    Mit dem Champagnerglas in der Hand, an dem sie sich seit einer geschlagenen Stunde festhielt, schlenderte Kate zu einer Wand, die mit Fotos von mehr oder weniger prominenten Leuten gepflastert war. Ohne wirklich etwas zu sehen, starrte sie auf die Fotos.
    Jeder Junggesellinnenabschied weckte in ihr dieselben bitteren Erinnerungen. Wenn alles nach Plan gegangen wäre, trüge sie längst einen Ehering und hätte vielleicht sogar schon Kinder. Stattdessen würde demnächst sogar ihre kleine Schwester Rosa vor ihr heiraten. Und das war allein Nicks Schuld.
    Kate schüttelte den Kopf. Nein! Sie würde jetzt nicht an Nick denken. Oder daran, dass er sie betrogen und um drei wertvolle Jahre ihres Lebens gebracht hatte. Außerdem freute sie sich, dass Rosa ihre große Liebe gefunden hatte.
    War es denn wirklich so schlimm, dass sie letzten Monat dreißig geworden war und – zumindest in den Augen ihres Vaters – auf dem besten Weg, als alte Junger zu enden? Seit Nicks schmählichem Verrat hatte sich Kate nicht ein einziges Abenteuer gestattet. Und das war gut so … oder?
    Das Organzasäckchen in ihrem Rockbund schien sie an vergangene Zeiten zu erinnern.
    Verfluchter Mist.
    Sheri-Lee hatte ihren Mr. Right gefunden. Sie würde heiraten und aufhören zu arbeiten … nächste Woche schon. Warum war die Heirat für eine Frau nur immer noch so oft gleichbedeutend mit dem Ende ihrer Karriere? Und das im einundzwanzigsten Jahrhundert! Warum konnte eine Frau nicht beides haben: einen Ehemann und finanzielle Unabhängigkeit?
    Fast bedauerte Kate Sheri-Lee. Liebe schien immer Opfer zu fordern – von den Frauen. Obwohl Kate zugeben musste, dass Sheri-Lee momentan vor Glück nur so strahlte.
    Vor vier Jahren wäre Kate um ein Haar in dieselbe Falle getappt. Freiwillig und in dem festen Glauben, dass Nick sie liebte. Heute war sie zum Glück klüger und wusste, dass er sie nie wirklich geliebt hatte.
    Sollte sie sich vielleicht doch an Sheri-Lees Rat halten und sich von Zeit zu Zeit ein flüchtiges Abenteuer gönnen … nur für eine Nacht?
    Vergiss es, Kate. Für Männergeschichten hatte sie keine Zeit. Außerdem war ihr schleierhaft, was an Wegwerfsex so prickelnd sein sollte. Obwohl … genau besehen

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