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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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Wahrheit gekommen war. Also erzählte er William, was dieser hören wollte: »Mein Vater war ein
riddari
 – ein Ritter, in unserem Land. Euer Herr Vater änderte meinen Namen, als er mich in seine Dienste nahm, um den Menschen, mit denen ich zu tun bekam, zu versichern, dass ich kein Angelsachse bin. Das kam mir sehr gelegen.«
    »Sollte es auch. Die Angelsachsen sind nicht viel mehr als Tiere«, sagte William, setzte sich wieder an den Spieltisch und schob die Figuren hin und her. »Aber sagt mir, wie ist es Euch gelungen, Mowbrays Pläne in Erfahrung zu bringen. Alle, die ich zuvor geschickt hatte, haben entweder versagt oder den Tod gefunden.«
    »So ist es, Euer Gnaden. Ich sah einige von ihnen sterben.«
    »Manche behaupten, Ihr selbst hättet sie getötet.«
    »Lediglich Montrose.«
    Sogleich verdüsterte sich Williams Miene. »Ihr w-wagt es, vor Eurem K-König einen M-Mord zu gestehen?«
    Ivar ignorierte Williams Stottern, das stets auftrat, wenn der König in Zorn geriet. »Ein Mord zum Schutz meines Königs. Montrose hätte Euch verraten.«
    Schäumend vor Wut sprang William auf. »Aldaric M-Montrose war kein Ver-Verräter.«
    »Nein, aber er war unachtsam«, sagte Ivar und blieb ungerührt stehen, als William so dicht an ihn herantrat, dass sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von seinem eigenen entfernt war. »Es ist mir nicht leichtgefallen, Euer Gnaden. Montrose wurde gefangen genommen und einer … eingehenden Befragung unterzogen. Ein einziger Pfeil ersparte Euch eine Menge Ärger und entzog Montrose William von Eus … Obhut.«
    Der König beruhigte sich ebenso schnell, wie er in Zorn geraten war. Er ging einen Schritt zurück und wandte sich der Feuerstelle zu, starrte lange in die ersterbenden Flammen. Es wurde gemunkelt, der edle Montrose sei mehr als ein Gefährte des Königs gewesen. Wahr oder nicht, Unzucht mit dem König zu gestehen, erpresst durch Folter, hätte das Ende von Williams Herrschaft bedeutet – und Eus Folterknechte verstanden ihr Handwerk.
    »Ich werde mir Eus Eier an einer Kette um den Hals hängen«, gelobte William so leise, dass Ivar es kaum hören konnte.
    »Soll ich sie Euch bringen, Euer Gnaden?«
    Nach langem Schweigen antwortete William: »Nein. Darum werde ich mich persönlich kümmern, und zwar mit dem größten Ver-Vergnügen.«
    Er wandte sich zu Ivar um und war wieder ganz der König. »Ihr habt mir abermals gute Dienste geleistet,
Messire,
wenngleich nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Welche Belohnung verlangt Ihr dieses Mal?«
    Gold.
Das hatte Ivar stets verlangt und auch bekommen, so viel, dass es reichte, um sich das Leben erträglich, ja gelegentlich sogar vergnüglich zu gestalten. Es lag ihm bereits auf der Zunge, auch jetzt wieder Gold zu fordern. Doch dann schallte aus der Halle rauhes Gelächter herauf, und wieder regte sich in Ivar der Wunsch nach einem Heim und nach der Gesellschaft von Gefährten. Wie lange war es her, dass er mit anderen Männern laut gelacht hatte?
    »Land«, hörte er sich sagen, und sobald der Gedanke ausgesprochen war, nahm er deutliche Gestalt an. Ivar wollte Land und ein Zuhause, selbst wenn es nur für eine gewisse Zeit war. Er würde einen hohen Preis dafür zahlen, dessen war er sich bewusst. Früher oder später würde jemand seine Gestaltwandlung bemerken. Möglicherweise würde William ihn bei Tageslicht auf der
curia regis
sehen wollen. Oder sein Geheimnis würde durch irgendein Missgeschick gelüftet. Dann würde er in die Wälder flüchten und noch einmal von vorn beginnen müssen – an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit, wenn die Erinnerung an ihn verblasst wäre. Doch zunächst … Für nur einen Monat hätte Ivar seine Seele verkauft. »Ein Landgut.«
    Zu seiner Überraschung nickte William nur. »Dann ist es umso besser, dass mein Vater Euren Namen geändert hat. Die Bauern werden nie bemerken, dass Ihr keiner von uns seid.«
    Ivar ließ den Kopf hängen, als hätte er ein ganzes Fass Wein geleert. »Welche Bauern sollten das sein, Euer Gnaden?«
    »Die von Alnwick und den anderen Gütern von Gilbert Tyson in Northumberland. Ich hatte bereits daran gedacht, Euch einen Teil seiner Ländereien zu übereignen, bevor Ihr in Eurem grauen Umhang die Stufen heraufkamt. Eure Aufrichtigkeit hat mich nur noch bestärkt. Dem König die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie ihm nicht gefallen wird, zeugt von außerordentlichem Mut,
Messire.
Ihr sollt Alnwick bekommen, und Ihr sollt mir dort oben eine Burg

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