Nachts, wenn der Feuerteufel kommt
Blick war zum
Haus weitergewandert. Augenblicklich verlor seine Miene das fröhliche Grinsen.
„Mist!“ sagte er durch die
Zähne. „Wieder dieser eklige Kerl. Möchte wissen, was mein Alter mit dem
treibt.“
„Wen meinst du?“ fragte Tarzan.
„Ach, Seitz heißt er. Ich
erkenne seinen Wagen. Wenn Seitz meinen Alten besucht, würde ich am liebsten
türmen. Der hat ‘ne Wünschelrute. Davon sabbelt er mir dauernd die Ohren voll.
Und wenn man seinen Hokuspokus nicht glaubt, wird er derart tückisch — neulich
hätte er mir das Ding beinahe um die Ohren gehauen. Ich glaube, der ist
gemeingefährlich.“
„Das kannst du laut sagen.“
Tarzan verzog keine Miene. „Was für Geschäfte, meinst du, hat dein Vater mit
ihm?“
„Ich glaube, Seitz ist so eine
Art Kundenschlepper. Er gibt meinem Alten Tips, wo ein Versicherungsabschluß
möglich ist. Dafür kriegt er Provision ( Vermittlungsgebühr ). Jedenfalls
gibt ihm mein Alter ziemlich oft Geld.“
Er weiß nichts, dachte Tarzan.
Er ist völlig ahnungslos. Tut mir fast leid, daß ich ihn verdächtigt habe.
Sicherlich — ich kenne keinen, der ihn mag. Aber kriminell ist er nicht. Und
daß er sich so verkorkst entwickelt hat, liegt sicherlich zum großen Teil an
den Eltern. Seine Mutter hat ihn im Stich gelassen, sie lief davon. Er haßt
sie. Und sein Vater ist ein Brandstifter, der sich als Biedermann tarnt. Das
weiß Norbert zwar nicht; aber nicht von ungefähr redet er nur von seinem
,Alten’. Im Scherz mag das hingehen, aber ansonsten ist es lieblos.
„Bist du eigentlich gern zu
Hause“, fragte Tarzan, „bei deinem Vater, meine ich?“
Norbert runzelte die Stirn.
„Wie kommst du darauf?“
„Nur mal so.“
„Hm. Um ehrlich zu sein: Von
mir aus könnte er bleiben, wo der Pfeffer wächst. Oder glaubst du, der Alte hat
mal ‘ne Minute für mich Zeit? Der hängt doch nur bei seiner Freundin rum. Und
macht ihr dauernd Geschenke. Ansonsten wartet er darauf, daß ich endlich
volljährig werde, damit er mich los ist.“
„Du gingst also gern woanders
hin?“
„Klar. Am liebsten zu meiner
Tante. Mit der verstehe ich mich prima.“
Tarzan atmete auf. Also würde
es für Norbert eine Lösung geben, wenn sein Vater für Jahre im Gefängnis
verschwand.
„Karl“, sagte Tarzan, „da
hinten ist eine Telefonzelle. Ruf Herrn Glockner an.“
Karl nickte und fuhr das kurze
Stück zurück.
„Die Polizei wird gleich hier
sein“, sagte Tarzan. „Es tut mir leid für dich, Norbert, aber — Seitz und dein
Vater sind Verbrecher. Seitz ist der berüchtigte Feuerteufel. Und er hat
höchstwahrscheinlich jedesmal im Aufträge deines Vaters gehandelt.“
Norbert Hecker wurde leichenblaß
und starrte ihn an, als verstünde er die Welt nicht mehr.
„Ich erkläre dir, wie alles
zusammenhängt“, sagte Tarzan.
*
Noch ehe die Streifenwagen
eintrafen, verließ Seitz das Haus. Seine Miene drückte Zufriedenheit aus. Offenbar
hatte er soeben Honorar kassiert.
Als er in seinen Wagen steigen
wollte, stand Tarzan neben ihm.
„Ich muß Sie bitten, mir den
Zündschlüssel zu geben, Herr Seitz!“
Der Kahlköpfige starrte ihn an.
Blut drängte in das eckige Gesicht. „Bist du verrückt geworden, verdammter
Bengel! Willst du eine hinter die Ohren haben? Was soll diese Frechheit?“
„Ich werde verhindern, daß Sie
wegfahren“, sagte Tarzan. „Weil seit etwa drei Stunden nach Ihnen gefahndet
wird. Sämtliche Streifenwagen sind angewiesen, nach Alwin Seitz zu suchen.“
Das eckige Gesicht verlor alle
Farbe. „Das... ist... nicht wahr“, stammelte er.
„Natürlich ist es wahr. Und Sie
wissen auch den Grund. Ewig konnte das nicht gutgehen. Und jetzt hat sich der
Feuerteufel endgültig die Finger verbrannt.“
Mit einem Wutschrei trat Seitz
nach ihm. Heimtückisch war das. Aber Tarzan reagierte wieselflink. Er wich
zurück, packte den Fuß und riß Seitz aus dem Gleichgewicht. Er stürzte zu
Boden. Dröhnend machte sein Hinterhaupt mit der Fahrertür Bekanntschaft.
Als Minuten später der erste
Streifenwagen eintraf, war der Feuerteufel immer noch groggy.
Er und auch Hecker wurden
verhaftet.
*
Alles war, wie Tarzan und die
TKKG-Freunde es sich zusammengereimt hatten. Seitz leugnete zwar, aber die
Beweise waren erdrückend. In seiner Wohnung fand man alle Hilfsmittel, die ein
Brandstifter braucht. Außerdem brach Hecker bereits im ersten Verhör zusammen.
Sein Geständnis füllte viele Seiten des Polizei-Protokolls. Alle Fälle
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