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Nackt in der Zwangsjacke

Nackt in der Zwangsjacke

Titel: Nackt in der Zwangsjacke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Mr.
Holman«, sagte sie entschieden. »Dr. Merrill hat strikte Anweisung gegeben, daß
er für Sie nicht zu sprechen ist — unter keinen Umständen. Wenn Sie deshalb
Schwierigkeiten machen, soll ich zwei Pfleger rufen und Sie aus dem Haus werfen
lassen .«
    Ohne sonderliche Eile zog ich
den .38er aus dem Gürtel, spannte ihn und zielte ihr mitten ins Gesicht.
    »Wenn ich mehr Zeit hätte,
würde ich mich mit Ihnen herumstreiten«, sagte ich. »Aber die habe ich nicht.
Also gehen wir jetzt Dr. Merrill besuchen — zusammen .«
    Die Haut über ihren
Wangenknochen spannte sich, als sie in den Revolverlauf starrte und sich dann
langsam erhob.
    »Sie gehen vor mir her«, befahl
ich. »Wenn wir zu seinem Büro kommen, klopfen Sie an und treten sofort ein,
ganz gleich, was er sagt. Verstanden?«
    »Ja«, flüsterte sie. »Ich habe
Sie verstanden .«
    »Sie sind zu jung, um zu
sterben«, setzte ich hinzu. »Vergessen Sie das nicht .«
    Vor mir her schritt sie durch
den Flur und setzte dabei die Füße so behutsam, als ginge sie auf Stelzen. Als
wir Merrills Tür erreichten, klopfte sie, öffnete, ohne auf Antwort zu warten,
und marschierte hinein. Merrill stand am Fenster und drehte sich um, milde
Überraschung im Gesicht.
    »Schwester Cornish ?«
fragte er. »Ich...« Dann bemerkte er mich, und sein Gesicht verdüsterte sich.
»Ich habe doch strikte Weisung gegeben, daß Holman nicht...«
    »Er hat eine Waffe«, flüsterte
Schwester Cornish heiser. »Direkt in meinem Rücken!«
    »Danke, Schwester«, sagte ich
höflich. »Sie können jetzt an Ihren Platz zurückkehren. Aber rufen Sie weder
die Polizei noch ein Rudel Pfleger, denn wenn jemand hier hereinkommt, schieße
ich als erstes dem Doktor in den Bauch. Haben Sie verstanden ?«
    »Verstanden.« Mit schreckhaft
aufgerissenen Augen wandte sie sich um und ging steif aus dem Büro.
    »Haben Sie plötzlich den
Verstand verloren ?« fragte Merrill verblüfft.
    »Wenn dem so ist, bin ich hier
jedenfalls richtig«, sagte ich. »Warum nehmen Sie nicht Platz, Doktor, damit
wir gemütlich plauschen können ?«
    Er setzte sich hinter seinen
Schreibtisch und musterte mich argwöhnisch. Mit dem Fuß zog ich den
Besuchersessel näher heran und ließ mich darauf nieder, den Revolver unbeirrt
auf ihn gerichtet.
    »Ich verstehe ja nicht viel von
Psychiatrie«, begann ich. »Doch wie es sich so ergab, habe ich sowohl den
ärztlichen wie auch den Standpunkt des Patienten kennengelernt .«
    »Hören Sie zu«, erwiderte er
besänftigend, »ich habe zwar keine Ahnung, was Sie mit all dem bezwecken,
Holman, aber da Sie schon mal hier sind, will ich es gern mit Ihnen besprechen.
Also stecken Sie ruhig Ihre Waffe weg und jagen Sie mir nicht einen solchen
Heidenschreck ein .«
    »Vielleicht brauche ich die
Waffe noch«, sagte ich kalt. »Und unterbrechen Sie mich nicht mehr, beantworten
Sie nur meine Fragen .«
    Er preßte die Lippen zusammen
und bekam plötzlich sehr aufmerksame Augen. »Also gut«, sagte er knapp,
»stellen Sie Ihre Fragen .«
    »Die Patientin hat mich engagiert,
weil sie die anonymen und beleidigenden Anrufe satt hatte«, begann ich, »Sie
war zu dem Schluß gekommen, daß sie etwas mit den letzten sechs Monaten ihres
Lebens zu tun haben mußten, mit der Zeit, bevor sie sich in Ihrer Klinik
aufhielt. Ihr Erinnerungsvermögen an die Ereignisse war gestört. Zwar wußte sie
noch, daß sie Drogen und Tabletten nahm, und daß sie mit zu vielen Männern
schlief. Die Symptome waren jedoch nicht entscheidend, sagten Sie mir,
entscheidend war nur die Ursache. Und die hieß Dale Forest, stimmt das ?«
    »Natürlich«, antwortete er.
    »Neulich abends hörte ich mir
in ihrer Wohnung einen dieser gemeinen Anrufe an«, fuhr ich fort. »Die Stimme
erwähnte Namen und Städte. Zunächst sagten diese Namen Amanda nichts, als ich
sie danach fragte; aber später erinnerte sie sich an die Orte. Nicht an alle
gleichzeitig, aber mit der Zeit fiel es ihr doch ein .«
    »Tatsächlich ?« fragte Merrill gelangweilt.
    »Sie erinnerte sich an Vegas,
weil sie dort nie in ein Kasino kam und man statt dessen auf dem Zimmer pokerte; sie selbst war der Preis für den Sieger, den eine Frau
gewann. Sie erinnerte sich an Malibu, weil sie die ganze Zeit die Brandung
rauschen hörte, aber sie gingen niemals an den Strand. Und auch an Venice erinnert sie sich, weil sie dort nicht zum Strand
durfte, obwohl sie Badeanzug und Sonnenbrille bekam, um sich fertigzumachen.
Aber es kam immer etwas dazwischen: Entweder

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