Nackt in der Zwangsjacke
polterte, packte dann den Arm mit beiden
Fäusten und riß seinen Besitzer ins Zimmer hinein.
Die blauen Augen
weitaufgerissen, setzte sie zu einem Schrei an, deshalb schlug ich ihr die Hand
gegen die Kehle und belehrte sie eines Besseren. Ich mußte mich ihrer
entledigen, und zwar schnell, deshalb packte ich sie an den Haaren und zerrte
sie ins Schlafzimmer. Sie rang keuchend nach Luft und war grau im Gesicht, als
ich sie aufs Bett warf. Ich riß ihr den blütenweißen Rock bis zur Taille hoch,
zog ihr das blütenweiße Unterhöschen aus und stopfte ihr es als Knebel in den
Mund, den ich mit meiner Krawatte festband. Danach war es kein Problem, sie in
die Zwangsjacke zu rollen und zu verschnüren. Dann ließ ich sie auf dem Bett
liegen, kehrte ins Wohnzimmer zurück und hob meinen Revolver auf.
Der Flur war leer, ich ging ihn
leise hinunter. Es lag nahe, daß die kleine sadistische Schwester sich
freiwillig dazu gemeldet hatte, nach den Todeskandidaten zu sehen, und sie
hatten ihr zur Sicherheit die Pistole mitgegeben. Aber wenn sie nicht bald
zurückkam, mußten sie nach ihr suchen gehen. Plötzlich merkte ich, daß ich zu
rennen begonnen hatte. Ich erreichte das Foyer und fand es leer, deshalb
verlangsamte ich das Tempo wieder, als ich durch den kleineren Flur zu Merrills
Büro ging. Die Tür stand halb offen, ich trat sie ganz auf.
Merrill saß hinter seinem
Schreibtisch und versteinerte, als er meiner ansichtig wurde. Carl saß ihm
gegenüber, mit dem Rücken zu mir, aber er mußte die Überraschung auf Merrills
Gesicht richtig gedeutet haben. Er hechtete seitlich aus dem Stuhl, rollte sich
dabei halb zu mir herum und zerrte an der Pistole in seiner Jackentasche. Ich
drückte auf den Abzug des .38ers in meiner Hand, schoß und schoß immer wieder.
Die ersten beiden Kugeln
durchschlugen das Fenster hinter Merrill. Die dritte traf Carl ziemlich oben in
der Brust, die vierte löschte buchstäblich sein linkes Auge aus. Er zuckte
einmal krampfhaft, dann sackte er auf dem Teppich zusammen. Merrill zitterte
unkontrolliert am ganzen Leibe, während er mir mit angstverzerrtem Gesicht
entgegensah. Einen Augenblick war ich stark versucht, ihm die nächste Kugel
durch die Stirn zu jagen, aber dann erinnerte er mich zu sehr an ein sitzendes
Kaninchen. Außerdem brauchte ich jemanden, der sich vor der Polizei den Mund zu
Fransen redete; vielleicht erwies sich die kleine Schwester als maulfaul, wenn
die Zeit dazu gekommen war.
Also lächelte ich nur richtig
freundlich und fragte: » Is ’ was, Doc ?«
13
Es dauerte wirklich verdammt
lange. Und dem Captain von der Polizei behagte keines der Details: nicht die
gräßlich zugerichtete Leiche von Marian Byrnes in meinem Haus, nicht der an
einem Gehimschlag gestorbene Forest ,
und auch nicht der tote Carl mit zwei meiner Kugeln im Körper. Da kam es mir
ausgesprochen zupaß , daß ich Merrill aufgespart
hatte, denn als der erst zu brabbeln anfing, konnte er gar nicht mehr aufhören.
Ich erfuhr niemals, ob die kleine Schwester ebenfalls auspackte, aber das
machte keinen Unterschied, weil Merrill für zwei redete. Ich verkaufte alle
Möbel in meinem Schlafzimmer, bestellte den Innendekorateur und buchte einen
Flug nach Florida. Ich hatte nicht die Kraft, Amanda Waring aufzusuchen, aber
immerhin rief ich Sam Aikman an, erzählte ihm alles und bat ihn, es ihr auszurichten.
In Florida blieb ich vier
Wochen und legte mir eine tiefbraune Haut und eine noch tiefere Verachtung für
Touristen zu. Eine Woche Aufenthalt macht einen schließlich überall zum
Eingeborenen. Als die ganze Geschichte dann längst von der Presse vergessen
worden war und ich damit rechnen konnte, in meinem Haus nicht mehr von bösen
Erinnerungen heimgesucht zu werden, flog ich nach Los Angeles zurück.
Bei meiner Post lag auch ein
Brief von Amanda Waring. Sie dankte mir für alles und schrieb, daß Sam irgendwoher
einen Geldgeber für den Film aufgetrieben hatte, der auch ohne Dale Forest in
der Hauptrolle zahlen wollte; sie stecke bis über die Ohren im Rollenstudium,
wollte ein neues Leben anfangen, eine ganz neue Karriere aufbauen, und so
weiter. Außerdem hatte sie mir einen Scheck über dreitausend Dollar beigelegt,
der reichlich die Lücke auffüllte, welche der Florida-Urlaub in mein Bankkonto
gerissen hatte.
Ich machte mir einen Drink und ging
dann in mein Schlafzimmer. Der Innendekorateur mußte den Verstand verloren
haben, entschied ich. Wände und Decke prangten in strahlendem
Weitere Kostenlose Bücher