Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
bekennender Kaffeetrinker. Nick überlegte, ob er den Mann bitten sollte, telefonieren zu dürfen, um Michael Bescheid zu geben, dass er heute nicht mehr kommen könne.
Michael war sein Ansprechpartner und Kontaktmann zwischen seiner Firma in Amerika und dem einheimischen Betrieb in Jerusalem. Er führte hierzulande eine Tochtergesellschaft des Unternehmens. Dann entschied er, es nicht zu tun, schließlich wusste er nicht, ob Kaan ein Telefon besaß. Da er sich seiner Meinung nach in einem Land der Dritten Welt befand und er den stolzen Mann nicht beschämen wollte.
„Schlafen Sie noch ein wenig. Ich werde Sie wecken, wenn mein Neffe da ist“, antwortete Kaan und verließ den Raum.
Nick kam dies ganz recht. Er legte sich wieder ins Bett und war sichtlich erleichtert, dass er die Entführung mit einem blauen Auge überstanden hatte.
Es hätte viel schlimmer kommen können, ein paar Knochenbrüche oder gar Blutungen …, dachte Nick und wünschte sich nur eins, möglichst schnell den Auftrag unter Dach und Fach zu bringen, um so schnell wie möglich zurück nach Amerika zu fliegen. In die sicheren vier Wände. Sein Heim.
Kapitel 15
Gegen 21 Uhr setzte Kaan Nick vor seinem Hotel ab.
„Danke.“
„Sie sollten die Mietgesellschaft kontaktieren, damit der Schaden aufgenommen wird. Sollten die Herrschaften noch Fragen haben, geben Sie ihnen meine Nummer“, sagte Kaan, schrieb seine Handynummer auf einen Zettel und gab ihn Nick, da er wusste, dass nicht nur die Mietgesellschaft Fragen haben würde.
Doch ein Telefon , dachte Nick und nahm den Zettel entgegen.
„Darf ich Sie was fragen?“
„Ja.“
„Woher können Sie so gut Englisch?“, fragte Nick, der die Stimme Kaans sehr einnehmend fand, trotz des leicht arabischen Akzents war es ein sehr gutes Englisch.
„Ich habe lange Zeit in London gearbeitet und gewohnt“, antwortete Kaan. Nick stieg aus dem Wagen.
„Danke nochmals.“
„Danken Sie Allah. Wie es scheint, hat er noch Großes mit Ihnen vor.
Leben Sie wohl, Amerikaner.“
„Danke. Ihnen auch alles Gute. Auf Wiedersehen.“
„So Allah es will“, sagte Kaan, startete den Wagen und fuhr weiter.
Nick schaute ihm nach und konnte ein wenig Bewunderung für Kaan nicht leugnen.
Kaan war ein etwa 1,90 Meter großer Araber, recht sportlich und hatte einen Dreitagebart. Nick gehörte zu den Menschen, die Bärte im Allgemeinen nicht mochten, aber bei Kaan musste er zugeben, dass der Bart ihn interessanter und attraktiver machte.
Kaan hatte ein Gesicht, welches Würde, Respekt und Sorge ausstrahlte , aber selten zu lächeln schien.
Nick begab sich ins Hotel und überlegte für eine Weile, ob er jemanden wie Kaan gerne in seinem Freundeskreis hätte.
Kapitel 16
Nachdem Nick die Angelegenheit mit der Mietgesellschaft geklärt hatte, teilte diese ihm mit, dass der Vorfall auch an die Polizei übergeben wird. Laut der Mietgesellschaft musste er mit ihrem Besuch noch am selben Abend oder am frühen Morgen rechnen.
Nick bat die Hoteldirektion, dass man die israelische Polizei auf den nächsten Morgen vertrösten möge, da er jetzt nur noch in sein Bett wollte. Die Hilfe des Hotels, die amerikanische Botschaft zu kontaktieren, lehnte Nick ab. Erschöpft ging er in sein Zimmer.
Er verstand die ganze Aufregung nicht, welche aufgrund der missglückten Entführung gemacht wurde. Wenn er ehrlich war, wollte er alles vergessen, so schnell wie möglich seine geschäftlichen Verpflichtungen hinter sich bringen und dann das Land rasch wieder verlassen. Auf ein Verhör durch die Polizei oder gar den israelischen Geheimdienst hatte er keine Lust.
Als er sein Hotelzimmer betrat holte er sein Handy heraus, welches in seiner Jackentasche war, und wählte die Nummer von Michael. Er hatte ihn während des Tages sechsmal versucht zu erreichen und seine Sorgen per Anrufbeantworter und SMS kundgetan.
Nick erzählte ihm, dass er eine Autopanne und obendrein sein Handy im Hotel vergessen hatte, daher konnte er sich nicht früher melden.
Nachdem Michael ihn eindringlich gebeten hatte vorsichtig zu sein, da Jerusalem nicht die USA sei, beschlossen sie, sich am nächsten Tag um 14 Uhr in der Hotellobby zu treffen.
So langsam nervte Israel Nick und er begann zu begreifen, welch wertvolles Gut er daheim besaß: Sicherheit.
Ermüdet begab er sich in sein Bett und schlief auf der Stelle ein.
Gegen 7 Uhr morgens wurde er durch das Klingeln des Zimmertelefons geweckt.
„Ja?“, fragte Nick verschlafen und
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