Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
war erstaunt, wie viele Menschen durch die Gärten liefen. Auch wenn er bemüht war Ismail unauffällig zu folgen, so blieb ihm die Schönheit der Gartenanlage nicht verborgen. Das eine oder andere Mal wurde er von Touristen angesprochen, aber er ignorierte sie einfach. Auch die Grüße seiner Kollegen, der Schweizer Garde ignorierte er, die ihn erstaunt ansahen. Vielleicht, weil sie über seine Unhöflichkeit verwundert waren, vielleicht aufgrund seiner Verletzungen, vielleicht aber auch, weil sie sein Gesicht nicht kannten. Denn Nick wusste nicht, dass die kleinste Armee der Welt gerade mal aus 110 Mann bestand und er verstand auch nicht die Sprache, die sie sprachen. Dass neben italienisch auch Deutsch die offizielle Sprache der Schweizer Garde war, war ihm auch nicht bekannt.
Doch in diesem Moment war das alles völlig uninteressant. Jetzt musste er irgendwie Ismail das Tagebuch abnehmen. Wie genau wusste er noch nicht, aber es würde ihm schon was einfallen. Also folgte er Ismail weiter durch den Vatikan.
Ismail ließ die Gärten hinter sich und ging in ein unscheinbares Gebäude. Nick folgte ihm. Als er im Gebäude ankam, erkannte Nick, worum es sich handelte: um eine kleine Kapelle. Von außen wirkte sie sehr unscheinbar. Aber innen sah sie sehr pompös aus, auch wenn sie klein war.
Dass es sich hierbei um eine Privatkapelle für die Priester und Kardinäle des Vatikans handelte, konnte Nick nicht ahnen. Nick schaute sich um, konnte aber Ismail nirgends sehen.
„Mist!“
Gerade in dem Moment, als er die Kapelle verlassen wollte, trat hinter einem großen goldenen Kreuz, welches am anderen Ende der Kapelle stand, Ismail hervor.
„Dachtest du, ich habe nicht bemerkt, dass du mir folgst, Amerikaner?“
Nick war überrascht, war er doch des festen Glaubens, dass er unbemerkt geblieben war.
„Was hast du gedacht, dass ich aufgebe? Du willst nicht verstehen, Amerikaner. Ich will dich nicht töten, nicht hier. Nicht in Gottes Botschaft. Geh und du wirst leben.“
„Nicht ohne das Buch“, antwortete Nick und musste an Esthers Worte denken, dass Ismail sich nicht für einen Mörder hielt. Aber wie konnte er dieses Wissen über Ismails Psyche für seinen Vorteil nutzen?
Er kannte die Antwort darauf nicht, wahrscheinlich würde Ismail das Buch niemals hergeben.
Aber vielleicht gab es doch eine Möglichkeit.
Sollte er es riskieren?
Wenn es half, Blutvergießen zu vermeiden, dann war es das wert.
„Ich will dieses Buch nicht für mich.“
„Ich auch nicht.“
„Aber es gehört den rechtmäßigen Erben Jesus.“
„Ja, dem Vatikan.“
„Nein, den wirklichen Erben.“
„Wer soll das sein? Du oder diese alte Hexe?“
„Du schuldest ihr Respekt. Sie ist der direkte Nachkomme Jesus. Und es ist ihr Buch. Von Generation zu Generation anvertraut. Nur sie darf darüber entscheiden.“
Ismail blickte zu Nick und schien sprachlos. Das Schweigen wollte Nick als positives Signal werten.
Doch dann begann Ismail laut zu lachen und hörte gar nicht mehr damit auf.
„Ha, ha, ha ... du spinnst, Amerikaner. Nachkomme Jesus. Hat dich die alte Hexe mit ihrem Zauber auch genarrt ... ha, ha, ha ..., dummer Amerikaner.“
„Was sagt dein Herz?“, hörte Nick jemanden hinter sich fragen. Es war eine sanfte Stimme. Nick schloss besorgt die Augen. Er fürchtete das Schlimmste. Es war Esther.
„Wie kommst du hierher, alte Hexe?“, fragte Ismail scharf.
„Du hier?“, stammelte Nick verzweifelt.
„Alles wird gut. Habe keine Angst“, antwortete Esther und umfasste mit ihrer Hand Nicks Unterarm. Dann ging sie langsamen Schrittes auf Ismail zu. Nick wollte sie festhalten, wusste aber, dass das keinen Sinn machte. Also ließ er sie gewähren und folgte ihr.
„Bleib stehen, alte Hexe.“
„Wovor hast du solche Angst Ismail? Ist die Wahrheit so schwer zu glauben?“
„Das kann nicht sein, mich narrst du nicht. Jesus wurde von Lucifer versucht und widerstand. Und ich werde auch deinen schwarzen Künsten widerstehen. Komme nicht näher.“
„Wieso sollte ich dich anlügen? Dieses Buch gehört mir, seit es geschrieben wurde. Und sollte ich nicht allein darüber entscheiden dürfen, was damit geschieht?“
„Es gehört nicht dir. Es gehört der Kirche.“
„Ich schenke es dir.“
Nick wollte nicht glauben, was er gerade hörte. Wollte sie wirklich das Buch Ismail schenken? Welchen Sinn ergab das?
„Ich schenke es dir, nicht deinem Kardinal. Wenn du mir dein Wort gibst, es ihm nicht auszuhändigen,
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