Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
die Gläubigen auf dem Petersplatz sah und ihre traurigen Augen vernahm.
Eine Trauer, die er nicht wollte. Da er für den Glauben auf der Welt war und nicht für seine eigenen Interessen. Und wenn Gott wollte, dass er zu ihm kommt, so sollte es sein.
„Ich bin glücklich, seid es auch …“, flüsterte er mit aller Kraft ins Mikrofon.
Die Gläubigen durchströmte ein Gefühl von Geborgenheit, Liebe und Kraft, das sie sich nicht erklären konnten.
Ohne nachzudenken fassten sie sich bei den Händen und sangen für ihren Papst.
Sie hatten ihn sprechen gehört. Er hatte sie gebeten, glücklich zu sein. Nicht zu weinen, da es keinen Grund gab. Wie sollten sie da nicht aus seiner Kraft Hoffnung schöpfen?
Es war ein Bild voller Harmonie welches sich auf dem Petersplatz bot.
Menschen aus aller Herren Länder schienen an diesem Abend zu erkennen, was sie waren.
Menschen!
Die Presse feierte diese „Inszenierung“, da sie ihnen Top-Einschaltquoten brachte und den Mythos „Medienpapst“ unterstrich, dabei sprach er nur zu seinen Schafen.
Die Sender, die ihn für tot erklärt hatten, wurden mit Telefonanrufen und E-Mails bombardiert.
Seitdem traute sich niemand mehr, über den Tod des Papstes zu spekulieren.
Der Papst schien selbst in der Stunde des Abschieds die Welt überrascht zu haben.
Der Beichtvater half seiner Heiligkeit zurück ins Bett.
„Ich bin müde. Bitte“, sagte der Papst. Die Anwesenden verließen das Zimmer.
Papst Johannes machte sich weniger Sorgen um seinen Gesundheitszustand, als vielmehr um etwas, was für ihn von größerer Bedeutung war.
Da ss er schon sehr bald sterben würde, war bereits in sein Bewusstsein gedrungen. Genauso, dass die Ärzte diese Tatsache um Wochen, vielleicht Monate hinauszögern konnten, aber nicht verhindern. Warum also sollte er sich ihnen anvertrauen, wenn Gott ihn bei sich wissen wollte?
Etwas anderes ließ sein Herz in Sorge sein. Die Gedanken an eine alte Frau. Eine alte Frau im Heiligen Land.
Esther.
Ihn überkam an jenem Abend das gleiche Gefühl, welches ihn vor fünf Jahren auf seiner Reise im Heiligen Land anscheinend zufällig zu Esther führte. Dass es kein Zufall war, sondern von Gott gewollt, dessen wurde er sich in dem Moment bewusst, als sie ihm seine Hand reichte.
Zusammen gingen sie in ihre bescheidene Hütte. Nur sie allein. D er Personenschutz des Papstes war darüber alles andere als erfreut. Schließlich kannten sie die alte Frau nicht. Sie hätte eine Terroristin sein können. Der
Blick des Papstes sprach mehr als tausend Worte und keiner seiner Begleiter traute sich, etwas zu sagen. Als der Papst Esthers Hütte verließ, wurde er von einem Strahlen begleitet, welches die Anwesenden nie zuvor gesehen hatten. Der Papst schien um Jahre verjüngt zu sein.
Seinen vorher gefassten Entschluss, nach der Reise ins gelobte Land abzudanken, ließ er fallen, da er die Begegnung mit Esther als Zeichen des Herren sah: Der Vertreter Christi zu sein war kein Beruf, sondern eine Bestimmung, deren Ende nur der Tod besiegeln konnte. Und gegen eine Bestimmung darf man sich nicht verwehren, schon gar nicht aus persönlichen Gründen.
Sein Hausarzt hielt dies für einen Fehler. Über das, was an diesem Tag geschehen war, schwieg der Papst gegenüber seinen Begleitern.
Nur war damals der Gedanke an Esther von Liebe, Inspiration und einer unendlichen Gnade begleitet. Jetzt dagegen war Angst sein Inhalt.
Er hoffte, dass Giovanni seiner Pflicht gerecht wurde und diese Aufgabe nicht unterschätzte.
Er vertraute ihm und versuchte nach dem Gebet im Bett ein wenig Ruhe zu finden. Morgen früh würde er Giovanni kontaktieren, um seiner Sorge keinen Platz im Herzen mehr einzuräumen.
Nicht weit von den Räumlichkeiten des Papstes hatte ein anderer Mann die Bilder des kranken Oberhauptes im Fernsehen gesehen.
Bilder, die dieser mit gemischten Gefühlen aufnahm. Einerseits kamen sie ihm recht, da ein kranker Papst ein schwacher Papst war.
Der Kardinal stand vom Fernseher auf und blickte auf die Menschenmenge, die noch wie eine Traube aneinander haltend auf dem Petersplatz standen und für ihren geliebten Papst beteten.
„Ihr Narren. Er wird sterben. Er ist nur ein Mensch.“.
Sein Blick ließ nur Verachtung für diese Geste der Gläubigen erahnen.
Er ging zurück an seinen Schreibtisch und holte dort ein Buch heraus. Ein Buch , an dem er schon seit 20 Jahren schrieb, und welches die Neue Ordnung der Kirche werden sollte, wenn er erst einmal der
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