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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rohrstöckchen und klemmte es sich unter den Arm – noch ein Überbleibsel britischer Offiziersgesten –, stülpte seine Khakimütze über die eisgrauen Haare und trat aus dem Schutz der Palmen hinaus auf die Straße.
    Die beiden ersten Reiter, sie ritten zwei zu zwei hintereinander, verlangsamten ihren Trab, als sie die uniformierten Männer auf die Straße treten sahen. Kurz vor Assban hielten sie die Pferde an und sprangen ab. General Yarib grüßte. Er wandte sich, nachdem er die beiden ägyptischen Reiter und vor allem das braungelockte Mädchen gemustert hatte, an den größten der Reiter. Unter dem Tropenhelm sahen einige hellblonde Haarsträhnen hervor.
    »Mr. Brockmann?« fragte Assban auf englisch.
    »Ja.« Alf Brockmann trat noch einen Schritt näher. Er war groß und schmal, und seine hellblauen Augen bekamen einen fragenden und abwehrenden Ausdruck, als er mit einem schnellen Seitenblick zu den Palmen die kleine Wagenkolonne bemerkte. »Woher kennen Sie mich?«
    »Gestatten Sie, Sir, daß ich mich vorstelle. Yarib Assban, General.«
    »Das sehe ich«, sagte Alf Brockmann abweisend. »Ich kenne die Rangzeichen der ägyptischen Armee.«
    »Ich bin von unserem Herrn Minister Feisal Abdul Mossou beauftragt, Sie hier zu erwarten. Das heißt«, Yarib lächelte breit, »ich wollte Sie im Forschungszentrum besuchen. Aber Sie waren ausgeritten, unplanmäßig.«
    »Ich reite jeden Sonntagvormittag etwas aus. Seit fast einem Jahr.« Alf Brockmann wandte sich zu dem Mädchen um, das mit dem Pferd am Zügel herantrat. Die beiden ägyptischen Begleiter hielten sich im Hintergrund. Man sah ihnen an, daß sie weniger sorglos waren als Brockmann. Sie erkannten die Situation und zogen sich innerlich zurück in den mohammedanischen Fatalismus: Was Allah will, kann der Mensch nicht ändern. »General Assban«, sagte Brockmann zu dem Mädchen. »Er erwartete uns hier, warum, das weiß ich noch nicht.«
    Yarib machte eine kleine Verbeugung. »Miß Hollerau, nicht wahr?«
    »Ja.« Lore Hollerau zog den Pferdekopf zu sich und streichelte die prustenden Nüstern. Auch ihr Blick flog schnell zu den Palmen und den wartenden Soldaten. Assban bemerkte ihn und klemmte sein Stöckchen höher unter die Achsel.
    »Ich muß Sie bitten, Ihre herrlichen Pferde mit einem harten Auto zu vertauschen«, sagte er höflich. »Auch wenn der Prophet des höchsten Mannes Glück ein gutes Pferd nennt, ist es notwendig, den Propheten zu modernisieren. Darf ich bitten?«
    General Assban zeigte zu den Palmen. Die beiden Ägypter, die mit Brockmann geritten waren, ließen die Zügel fallen und gingen hinüber zu den Soldaten. Nicht so Alf Brockmann. Er blieb stehen und tätschelte den Hals seines Schimmels.
    »Ich habe vor, in einer Stunde im Hotel Caid zu Mittag zu essen«, sagte er. »Fräulein Hollerau und ich haben einen Bombenhunger.«
    »Bomben. Sie werfen mir das Stichwort zu, Sir.« General Assban lächelte wieder. »Wir werden unterwegs Rast machen und ein Stück Hammel braten. Ich habe sogar eine Kühlbox bei mir mit geeistem Fruchtsaft für Miß Hollerau.«
    »Unterwegs? Wieso unterwegs?« fragte Brockmann laut.
    »Ich habe den Auftrag, Sie sofort in ein neues Wirkungsgebiet zu bringen, Sir. Sie werden nicht mehr nach Abu Zabal zurückkehren.«
    Eine Weile war es still. Brockmann und Lore Hollerau sahen sich an. Die Überrumpelung war gelungen. Es war nichts Neues, daß sie überwacht wurden, seit sie vor einem Jahr nach Ägypten kamen, um in den staatlichen Kernphysik-Laboratorien Mittel- und Langstreckenraketen zu konstruieren und Ägypten damit zur stärksten Militärmacht des Vorderen Orients zu machen. Was aber jetzt, an diesem Sonntagmittag, an der Straßenkreuzung geschah, war ein Eingriff in die ihnen vertraglich zugesicherte persönliche Freiheit.
    »Das ist doch ein Scherz, General«, sagte Alf Brockmann laut. Yarib Assban hob die Schultern.
    »Leider nicht, Sir. Die politische Lage läßt keine Scherze zu, die für eine Nation tödlich sein können. Wie wir aus ganz sicherer Quelle wissen, ist es unseren Gegnern bekanntgeworden, daß Ihre Gruppe, Sir, vor den Abschlußversuchen zu einem neuen Raketentreibsatz steht, der es ermöglicht, überschwere Geschosse mühelos bis – na, sagen wir – bis Tel Aviv zu schießen.«
    »Das ist, soviel ich weiß, auch die einzige Richtung, in der sie fliegen sollen«, sagte Alf Brockmann sarkastisch. General Yarib Assban wurde verschlossen. »Sir«, sagte er steif. »Sie bekommen gutes Geld

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