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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Seite, geben den Weg frei. Nun stehe ich unmittelbar vor ihr, mit diesem Stock in der Hand, dessen Symbolik sich mir nicht erschließen will. So dicht, dass ich sie riechen kann. Diesen vertrauten und so lange vermissten Geruch von Rosen und Vanille.
    »Sarah …«
    Ich zögere noch kurz, doch dann strecke ich meine Hand nach ihr aus – unwillig, auch nur eine weitere Träne in diesen grünen Augen schimmern zu sehen. Also kratze ich meinen letzten Mut zusammen, lege einen Finger unter Sarahs Kinn, hebe es sachte an und suche nach ihrem Blick. Als sie endlich in meine Augen schaut, sieht sie so verletzlich aus wie nie zuvor.
    Und …
Gott, so blass!
    Ich beuge mich ein wenig vor. Sofort beschleunigt sich ihre Atmung wieder, die sich zuvor, unter meinem Blick, ein wenig beruhigt hatte. Ich bewege mich auf einem unglaublich schmalen Grat, so viel steht fest. Langsam, Millimeter für Millimeter, schließe ich die letzte Lücke zwischen uns.
    »Ja, genießen wir es …«, flüstere ich endlich in ihr Ohr. Ich weiß, sie wird ihren alten
Lea
-Text wiedererkennen.
    Mit großen Augen blickt sie zu mir auf. Ihre Nase rümpft sich im selben Moment, als meine Mundwinkel zucken. Ein vorsichtiges Lächeln entfaltet sich – langsam … sehr langsam – zu einem breiten Grinsen auf unseren Gesichtern. Ich bin mir sicher, dass meine Augen ebenso leuchten wie ihre. Schließlich strahlen wir uns an.
    Das erfolgsverheißende Bild, das wir hier abliefern, weckt den Regisseur in Randy.
    »Wenn du sie jetzt nicht sofort küsst, trete ich dir in den Arsch, verdammt. Ich schwöre, Ben, ich trete dich«, zischt er hinter mir. Ich ziehe die Augenbrauen hoch, genieße Sarahs Kichern und schüttele den Kopf.
    »Ach, halt doch die Klappe, Randy!« Damit löse ich Sarahs Stock aus ihrer Hand und drücke ihn, zusammen mit meinem, in die Hand meines besten Freundes. »Hier, und das hältst du auch!«
    Und dann schließe ich endlich meine Arme um Sarah und küsse sie.
    Einen Wimpernschlag lang bleibt es völlig still, bis tosender Applaus heranrollt und wie eine riesige Welle über uns zusammenbricht.
    Ich habe das Gefühl, endlich wieder frei atmen zu können, obwohl Sarahs Kuss mir für die nächsten Sekunden wirklich die Luft raubt. Ein Stein fällt von meinem Herzen – zentnerschwer. Als ich zurückweiche, umfasst sie mein Gesicht mit beiden Händen und setzt dann nach. Dieses Mal lässt sie mich nicht gehen. »Ich war so dumm«, wispert sie. »Du
bist
mein rettender Anker, warum habe ich das nicht gesehen?«
    »Gott, ich liebe dich«, entgegne ich, bevor sich unsere Lippen erneut berühren.
    Um uns herum versinkt die Welt. Das Blitzlichtgewitter, die jubelnden Zuschauer, Marc, der seine Faust zu einer Gewinner-Geste ballt und dann Randy um den Hals fällt, Caro und Alberta, die sich umarmen, und Maggie, die neben uns auf- und abspringt und dabei mit den Armen in der Luft umherpaddelt, als wolle sie vor Freude abheben.
    All das bemerke ich nur am äußersten Rand meiner Wahrnehmung.
    Wir küssen uns, eng umschlungen, für eine gefühlte Ewigkeit. Und in diesen Minuten ist es mir absolut egal, wie viele Bilder von uns geschossen werden und ob die Zeitungen am kommenden Morgen mehr über uns als Paar als über die Premiere des ›einsamen Pianisten‹ berichten werden. Ich küsse Sarah und halte sie öffentlich in meinen Armen. Nichts anderes zählt. Kein Widerstand kommt mehr von ihr, kein Auflehnen. Nein, im Gegenteil.
    Sie vergräbt ihre Finger tief in meinen Haaren und zieht mich so eng an sich heran, dass nicht mal ein Blatt zwischen uns Platz finden würde.
    »Ich lasse dich nicht mehr gehen«, flüstere ich entschlossen, als wir für einen Moment voneinander loskommen.
    Sie lacht zu mir auf, in ihren Augen blitzt es schelmisch. »Ab jetzt wirst du mich auch nicht mehr los. Das ist dir hoffentlich klar, oder?«
    Ich nicke glücklich, denn ihre Worte sind mein süßestes Versprechen. 
     
    Schön, oder? Aber …
    … es gibt noch eine Person, der ich das Wort übergeben möchte.
    Warum, fragst du? Die Geschichte hat doch ein schönes Ende gefunden …
    Ja, es mag sein, dass du das so siehst. Das Problem ist nur, es ist nicht das Ende dieser Geschichte. Denn wenn es das Ende wäre, was hätte dir die Reise an meiner Seite dann gebracht?
    Also, lassen wir noch jemanden erzählen.
    ER und das, was du von ihm wissen solltest: Er ist mittelgroß, leicht untersetzt, jedoch nicht dick. Graue Haare, grüngraue Augen. Er ist siebenundsechzig

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