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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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seiner Frau in die Berge. Ich fürchte, wir sehen uns erst im neuen Jahr wieder.«
    Als wir auflegen, behalte ich das Telefon direkt in der Hand. Ich grübele noch eine Weile lang stumm vor mich hin, dann wähle ich die Nummer meiner Schwester. »Ben!«, ruft sie freudig.
    »Hi!«, erwidere ich. »Geht es dir gut?«
    »Mir schon, ja. Und dir?«
    »Ging schon mal besser!«, gebe ich zu.
    »Oh, Benny!« Caro seufzt. »Komm über die Feiertage zu uns, ja? Fred und die Kinder würden sich auch freuen. Wirklich Ben, es wird Zeit, dass wir uns wiedersehen. Wir erwarten dich!« 
    ***
    »Guten Morgen!« Ich lehne im Türrahmen zu der kleinen Küche und reibe verschlafen über meine Augen.
    Caro steht am Herd. Sie trägt einen rosafarbenen Morgenmantel und dicke Plüschsocken. »Morgen, Kleiner. Siehst du, so ändern sich die Zeiten, Benny. Früher warst du der Frühaufsteher von uns beiden.«
    Mit einem Lachen wendet sie die Eier in der Pfanne und streicht sich die blonden Haare hinter die Ohren.
    Ich gehe ein paar Schritte bis zum Laufstall in der Ecke der Küche und hebe Eva auf meine Arme.
    »Pass auf, sie sabbert wie verrückt«, warnt Caro.
    »Macht nichts. Tun wir in ein paar Jahren auch wieder. Und dann kriegst du alles zurück«, sage ich zu meiner Nichte, die es tatsächlich geschafft hat, sich die komplette kleine Faust in den Mund zu schieben.
    »Kommst du nachher mit in die Stadt?«, fragt Caro. »Ich habe noch ein paar Besorgungen zu erledigen.«
    »Klar, gerne!«
    In diesem Moment ertönt ein herzhaftes Gähnen hinter uns. »Morgen, Mommy! Hallo, Onkel Ben!«
    Matty steht im Türrahmen und reibt sich die Augen. Seine blonden Haare stehen in alle Richtungen ab.
    »Hey, mein Großer«, begrüßt ihn Carolin und schenkt ihm ein breites Lächeln, das mich an das unserer Mutter erinnert. »Jetzt sieh ihn dir an!«, sagt sie dann zu mir. »Er sieht aus wie du vor ein paar Minuten.«
    Matty schlufft auf mich zu und legt seinen Arm um meine Schulter. »Pass auf, Eva sabbert«, sagt er nüchtern.
    »Hm, also er
klingt
jedenfalls wie du«, gebe ich lachend an Caro zurück.
    »Matty, gehst du mit Daddy nachher den Baum schlagen?«, fragt die ihren Sohn.
    Der grübelt einen Moment mit geschürzten Lippen. Dann zuckt er mit den Schultern. »Wenn Julie mitkommen kann. Sie braucht doch auch einen Baum.«
    Carolin verdreht die Augen. »Bestimmt kommt Julie mit. Ruf sie doch mal an. Amy ist mit Sicherheit auch schon wach.«
    Sofort stürmt Matty aus dem Raum und holt das Telefon.
    »Hängen die beiden immer noch so aneinander?«, frage ich leise, damit er mich nicht hört.
    Caro nickt. »Ich weiß nicht, was wir machen sollen, wenn sie mal in die Pubertät kommen, ehrlich. Sie kleben förmlich aneinander.«
    »Lass sie doch«, murmelt Fred, der in diesem Moment die Küche betritt, mir zur Begrüßung auf die Schultern klopft und meiner Schwester einen Kuss auf die Schläfe drückt. »Die Männer in dieser Familie sind nun mal Romantiker.«
    Und schon wieder verdreht Caro die Augen. »Ich lasse sie ja! Was bleibt mir auch anderes übrig.«
    »Amy?«, ruft Matt in den Telefonhörer. »Guten Morgen! … Mein Dad und ich gehen gleich einen Baum erschlagen, darf Julie mitkommen? … Super! Ich hole sie ab.« Schon hat er wieder aufgelegt. »Wo sind meine Schuhe?«, ruft er nur einen Augenblick später.
    »Junger Mann«, erwidert Fred unter einem amüsierten Grinsen und verlässt den Raum. »Du hast noch deinen Pyjama an und draußen ist es bitterkalt. Außerdem …« Er legt seinem Sechsjährigen beide Hände auf die Schultern und schiebt ihn vor sich her, zurück in die Küche. »… wird jetzt erst einmal gefrühstückt. Eines nach dem anderen. Ihr habt noch den ganzen Tag zum Spielen.«
    »Und jeden danach.« Caro stellt die Pfanne mit den Eiern auf den gedeckten Tisch.
    Wir essen gemeinsam. Matty merkt man seine Aufregung an. Er plappert immer weiter. Begeistert erzählt er von dem Dinosaurier, den er sich wünscht, und von seinem Wunschzettel, den Santa tatsächlich gefunden und mitgenommen hat. Alles ist wie jedes Jahr an dem Tag vor Weihnachten – im Haus meiner Schwester.
    Nach dem Frühstück ziehen Fred und Matty los.
    Caro wickelt Eva noch einmal und verpackt sie in einen dieser dicken Schneeanzüge. Die Kleine ist so dick angezogen, dass ich die Gurte ihres Kindersitzes verstellen muss, als ich sie festschnalle. Sie sieht aus wie die Mini-Ausgabe eines Teletubbies.
    Man merkt deutlich, dass die Feiertage bevorstehen.

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