Neue Bündnisse
dreinblickender Bediensteter in ungeschmücktem Schwarz den Schlag, der einen breiten, flachen Schirm aus dunklem Öltuch hielt. Regen tropfte vom Rand auf seinen kahlen Kopf, aber der Schirm war auch nicht zu seinem Schutz gedacht.
Cadsuane überprüfte rasch den von ihrem Haarknoten herabhängenden Schmuck, um sich zu vergewissern, daß noch alles da war - sie hatte noch keines dieser Ornamente verloren, weil sie darauf aufpaßte -, dann ergriff sie ihren eckigen Weidennähkorb unter dem Sitz und stieg aus. Ein halbes Dutzend Bedienstete standen wartend mit Schirmen in Händen da. Ein halbes Dutzend Passagiere hätte die Kutsche unbequem werden lassen, aber die Bediensteten wollten nichts versäumen, und die Überzähligen eilten erst davon, als offenkundig war, daß sich nur drei Passagiere in der Kutsche befanden.
Die Ankunft der Kutsche war anscheinend beobachtet worden. Dunkel gekleidete Diener und Dienerinnen bildeten auf den tiefblauen und goldenen Fliesen der Eingangshalle mit ihrer eckig gewölbten hohen Decke eine korrekte Reihe. Sie sprangen vor, nahmen Umhänge ab, hielten kleine warme Leinentücher bereit, falls jemand sich Gesicht oder Hände abtrocknen wollte, und boten Becher aus MeervolkPorzellan mit scharf gewürztem, heißem Wein dar. Es war ein Wintergetränk, aber der plötzliche Temperaturabfall ließ es dennoch passend erscheinen. Und immerhin war es letztendlich Winter.
Drei Aes Sedai standen wartend zwischen wuchtigen Pfeilern aus dunklem Marmor vor hohen, hellen, für Cairhien zweifellos wichtige Schlachten zeigenden Friesen auf einer Seite der Halle, aber Cadsuane ignorierte die Frauen im Moment noch. Einer der jungen Diener trug eine rotgoldene Gestalt auf die linke Seite seiner Jacke gestickt, die gemeinhin ein Drache genannt wurde. Corgaide, die grauhaarige Frau mit dem ernsten Gesicht, welche die Diener im Sonnenpalast befehligte, stach lediglich durch einen großen, schweren Schlüsselring an der Taille hervor. Auch die Kleidung aller anderen war vollkommen schmucklos, und trotz des offensichtlichen Enthusiasmus des jungen Mannes war es Corgaide, die Hüterin der Schlüssel, welche den Ton unter den Dienern angab. Dennoch hatte sie dem jungen Mann die Stickerei gestattet. Was man in Erinnerung behalten sollte. Cadsuane sprach ruhig mit ihr und fragte nach einem Raum, wo sie ungestört an ihrem Stickrahmen arbeiten könnte. Die Frau nahm ihre Frage vollkommen gelassen auf. Andererseits hatte sie, da sie in diesem Palast diente, gewiß schon seltsamere Anliegen vorgetragen bekommen.
Als sich die Diener unter Verbeugungen und Hofknicksen mit den Umhängen und Tabletts zurückzogen, wandte sich Cadsuane schließlich den drei Schwestern zwischen den Säulen zu. Sie alle sahen sie an und mißachteten Kumira und Daigian. Corgaide blieb, aber sie hielt sich im Hintergrund und ließ die Aes Sedai ungestört. »Ich habe gewiß nicht erwartet.
Euch gemütlich umherspazieren zu sehen«, sagte Cadsuane. »Ich dachte, die Aiel ließen ihre Lehrlinge hart arbeiten.«
Faeldrin reagierte kaum, sie bewegte nur leicht den Kopf, so daß die farbigen Perlen in ihren dünnen Zöpfen klapperten, aber Merana errötete vor Verlegenheit und krampfte die Hände in ihre Röcke. Gewisse Ereignisse hatten Merana so stark erschüttert, daß sich Cadsuane nicht sicher war, ob sie sich jemals wieder davon erholen würde. Bera blieb natürlich nahezu unerschütterlich.
»Die meisten von uns haben wegen des Regens einen freien Tag zugestanden bekommen«, erwiderte Bera ruhig. Sie war eine kräftige Frau in einfachem Tuch - fein gewoben und gut geschnitten, aber entschieden einfach -, so daß sie eher auf einen Bauernhof als in einen Palast gepaßt hätte. Doch nur ein Narr hätte sich dadurch täuschen lassen. Bera besaß einen scharfen Verstand und einen starken Willen, und Cadsuane glaubte nicht, daß sie jemals den gleichen Fehler zweimal machte. Wie die meisten Schwestern hatte auch sie die Begegnung mit der leibhaftigen Cadsuane Melaidhrin noch nicht vollkommen überwunden, aber sie ließ sich nicht von Ehrfurcht leiten. Nach kaum wahrnehmbarem tiefem Einatmen fuhr sie fort. »Ich kann nicht verstehen, warum Ihr immer wieder zurückkommt, Cadsuane. Ihr wollt eindeutig etwas von uns, aber wenn Ihr uns nicht sagt, worum es sich handelt, können wir Euch nicht helfen. Wir wissen, was Ihr für den Lord Drachen getan habt...« - sie zögerte bei dem Titel ein wenig, denn sie waren sich noch immer nicht ganz
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