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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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schüttele Moms Umarmung ab.
    »Du musst es tun, mein Liebling«, erklärt Mom leise und streicht mir übers Haar. »Ich kümmere mich um Sanna.«
    »Wir bleiben ein Team«, setzt Sanna hinzu. »Du da draußen, wir hier drinnen.«
    Gleichzeitig umarme ich sie beide. Ich habe keinerlei Absicht zu gehen. Nicht jetzt. Ich klammere mich an sie und schluchze unkontrolliert an Moms Schulter. Wenn sie bleiben und kämpfen können, dann kann ich das auch!
    »Neva.« Die Stimme meiner Mutter klingt plötzlich hart. »Neva, hör mir jetzt zu.« Sie hält mich um eine Armeslänge auf Abstand von sich. »Du musst gehen. Sanna ist schwanger, und deshalb wird man ihr nichts tun. Aber die Regierung hat keinen Grund, dich zu verschonen. Wenn du bleibst, kann dich nichts und niemand schützen.«
    Mein Dasein löst sich auf. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich kann nicht bleiben, ich kann nicht gehen.
    »Nev«, sagt Sanna leise. »Tust du es für uns? Du verlässt uns ja nicht. Du gibst uns Hoffnung.«
    Tränen lassen die Welt um mich herum verschwimmen. Ein neuer Plan nimmt Gestalt an. Wenn ich es lebend nach draußen schaffe, dann kann ich sie auch retten. Ich werde einen Weg finden und zurückkehren. Das hier ist kein Abschied für immer.

[home]
    31 . Kapitel
    N achdem ich unser Haus verlassen habe, fahre ich in die Stadt. Ich weiß nicht, ob mir die Flucht gelingt. Aber es geht nicht nur um mich. Ich kann für Mom und Sanna stark sein. Ich stelle den Transporter in einer menschenleeren Sackgasse ab und nähere mich im Zickzack dem Zentrum. Meine Wirklichkeit hat sich völlig verändert, und ich bin erstaunt, dass das Leben um mich herum seinen gewohnten Gang geht. Obwohl ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, kann ich kaum glauben, dass niemandem meine Veränderung auffällt.
    Ich bleibe immer in Bewegung, bleibe nicht einmal eine Sekunde lang stehen. Ich spiele mit ein paar Polizisten Verstecken, aber Mitternacht rückt näher, und der alte Regierungssitz scheint wie ausgestorben. Thomas sagte, dass die meisten Polizisten abgezogen und zur Bewachung der Grenzen eingesetzt werden, wenn die Protektosphäre saniert wird.
    Die Glocken des Turms setzen zu ihrer misstönenden Melodie an. Es ist so weit, und ich verberge mich zwischen den Ruinen. Schließlich wage ich mich aus meinem Unterschlupf und blicke mich um. Obwohl ich niemanden sehe, fühle ich mich beobachtet. Die Schatten scheinen sich zu bewegen und neue Gestalt anzunehmen. Als ich das letzte Mal hier war, hat man Ethan verhaftet. Ich kann ihn noch immer von dort oben zu mir herablächeln sehen. Seitdem hat sich alles verändert. Was, wenn man ihn nicht verhaftet hätte? Wenn wir niemals eine Dunkelparty veranstaltet hätten? Doch nur diese Ereignisse haben mich letztlich zu diesem Augenblick, zur Wahrheit geführt.
    Ich drehe mich langsam um die eigene Achse und halte nach einem Zeichen, einem Signal Ausschau. Plötzlich löst sich eine dunkle Gestalt aus den Schatten der Ruinen. Die Person trägt eine Baseballkappe, die tief ins Gesicht gezogen ist. Ich muss genau hinschauen, um die Umrisse des Mannes zu erkennen. Sie verschmelzen beinahe mit dem Hintergrund. Er winkt mich zu sich. Ich setze mich in Bewegung, halte jedoch immer wieder an, um mich über die Schulter umzusehen.
    »Bist du die Freundin von Thomas?«, fragt der Fremde, als ich nah genug herangekommen bin.
    Ich nicke.
    »Kenn-Zeichen.«
    »Eine tätowierte Schneeflocke. Hier.« Ich lege mir die Hand auf das Tal zwischen Bauch und Hüfte.
    »Ich brauche eine visuelle Bestätigung.« Er schaut sich um und zieht mich weiter in Richtung Schutthaufen.
    Nun wünsche ich mir, ich hätte mir das Kenn-Zeichen an einer besser zugänglichen Stelle gemacht. Ich trete einen Schritt näher und ziehe den Bund meiner Jeans herab. Dann lehne ich mich zurück, so dass das Mondlicht das Stück Haut beleuchten kann.
    »Sehr gut.« Er wendet sich dem Herzen des eingestürzten Gebäudes zu. »Folge mir.« Zielstrebig bahnt er sich einen Weg durch die verdrehten Metallstreben und dringt weiter in die Ruine ein. Es könnte eine Falle sein. »Komm schon«, fordert er mich auf, als er merkt, dass ich zögere.
    Nun bin ich so weit gekommen – welche Wahl habe ich schon? Ich kann nicht nach Hause zurück, also folge ich dem Fremden blind. Ich habe keine Ahnung, wohin er mich bringt. Er schlüpft zwischen einem Fenster und einem Stahlträger hindurch, klopft dreimal gegen den Träger, und die Schuttmauer hinter dem Fenster

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