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Neva: Tag der Befreiung

Neva: Tag der Befreiung

Titel: Neva: Tag der Befreiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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von Heimatland erhoben. Wenn man kein Nachfahre der Gründungsväter war oder nicht zumindest Familie hatte, die im Terror tragische Verluste erlitten hatte, dann war man nichts als ein Schmutzfleck auf der Protektosphäre, der den Glanz Heimatlands trübte.
    Eine nach der anderen verschwanden ihre Freundinnen aus der Menge.
    Die wenigen Menschen, die übrig blieben, waren die, die in Heimatlands Gesellschaft ganz oben und ganz unten standen. Mit kleinen Seitwärtsschritten schob Ruth sich langsam auf den Rand der Menschenmenge zu. Wenn sie aus dem größten Gedränge heraus war, konnte sie vielleicht verschwinden. Zu spät entdeckte sie die Reihe der Polizisten. Als sie im Geist die uniformierten Punkte verband, stellte sie fest, dass sie eine Kette um die Zuschauermenge bildeten.
    Und schon ragte plötzlich dicht neben ihr ein Polizist auf. »Wo willst du denn hin?«, fragte er barsch.
    »Ähm, nirgends. Ich wollte bloß … Ich musste …« Ihr wollte nichts Richtiges einfallen. Die Feier vor deren Ende zu verlassen würde wahrscheinlich als unpatriotisches Verhalten betrachtet werden. Natürlich hatte jeder in der Schule Patriotismuskurse, aber sie wusste, dass auch Erwachsene manchmal zur Auffrischung welche belegen mussten. Und jemand wie sie durfte es sich nicht leisten, wegen unpatriotischen Verhaltens verwarnt zu werden.
    »Ah, da bist du ja.« Die Stimme von vorhin drang wieder an ihr Ohr. Sie wandte sich um, als der Junge seine Hand in ihre schob und leicht drückte. »Sie ist mit mir gekommen, Officer«, sagte er und zog sie mit sich, bis sie fast wieder dort standen, wo sie eben mit ihren Freundinnen gewesen war.
    »Danke«, flüsterte Ruth. »Schon wieder.« Sie sah, wie der Polizist auf seinen Posten zurückkehrte, sie aber weiterhin im Auge behielt.
    »Wir sollten uns überzeugend benehmen«, sagte der Junge und küsste sie auf die Wange.
    Es war wie ein elektrischer Schock, der ihr durch den Körper fuhr. Geistesabwesend drehte sie eine lilafarbene Strähne um ihren Finger, während sie den Kopf neigte und ihr Gewicht leicht verlagerte. Alles um sie herum schien zu verblassen, und sie spürte, wie ihr innerlich warm wurde.
    »Ich bin Will«, sagte er. Doch Ruth brachte keinen Ton hervor. Hand in Hand standen sie nebeneinander da, und Ruth konnte nichts gegen das breite Grinsen tun, das ihr Gesicht nicht mehr verlassen wollte. Bei fast jedem zweiten Namen rasselte er mit der Kette. Ruth musste ihn einfach anstarren. Er hatte unfassbar viele Anhänger.
    »Ja, furchtbar, ich weiß«, sagte er, ohne den Blick von der Bühne zu nehmen. »Aber für meine Familie kann ich nichts.« Wieder rasselte er.
    Ruth wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Wie konnte jemand, der so privilegiert war, sich mit einem Unterschichtmädchen abgeben?
    »Ich mag deine Haarfarbe«, sagte er und sah sie aus dem Augenwinkel an.
    Sie schob sich eine lila Strähne hinters Ohr. Sie hatte fast vergessen, was für eine Neonreklame sie sich selbst geschaffen hatte. »Ähm … danke.«
    »Nein, ich meins es ernst. Vor allem muss es toll sein, wenn einen nicht ein solches Gewicht zu Boden zieht.« Er packte beide Ketten in einer Faust. »Du bist Ruth, nicht wahr?«
    Instinktiv wich sie zurück. Woher kannte er ihren Namen?
    »Ich habe dich und deine Freundinnen schon öfter gesehen.« Er machte eine Pause und beugte sich vor. »Bevor ihr zur Regenbogenkoalition geworden seid.«
    »Aber was … wieso …« Ruth brachte keinen Gedanken zu Ende. Die Stimme des Redners, Johns Gesang, das Rasseln und Klingeln der Vergangenheit und nun dieser Junge, offenbar jemand aus gutem Haus, jemand mit Einfluss, der auch noch ihren Namen kannte! Ihre Mutter hatte sie gewarnt, wie unklug es war, sich von der Masse abzuheben. Es sei wie ins Rampenlicht zu treten und sich gleichzeitig eine Zielscheibe auf die Brust zu malen. Ruth hatte sich immer schon gefragt, ob ihre Mutter früher auch versucht hatte, hervorzustechen. Ob sie so Ruths Vater, wer immer er gewesen war, für sich gewonnen hatte. Aber alles Licht unter der Protektosphäre verlor irgendwann sein Strahlen und wurde durch Energiesparlampen ersetzt, die kraftloser glommen.
    Will trat näher, zu nahe. »Ich wollte dir keinen Schrecken einjagen«, sagte er und schob den Daumen unter seine Ketten, um sie hochzuhalten, damit das Rasseln ihn nicht von ihr ablenkte. »Ich habe mich umgehört. Ich wollte dich kennenlernen.«
    Sie zog verwirrt die Brauen zusammen. »Wieso?«
    Er hob die Hand, strich

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