New York - MERIAN Portraet
Handelsplätze für Gold und Gewürze rentabler als der Pelzhandel. Außerdem fehlt es an Arbeitskräften, die Siedler fordern für ihre Farmen und zum Bau eines Forts Sklaven an. Schon kommt aus Angola das erste Schiff mit Zwangsarbeitern.
Im Jahr 1626 unterbreitet der Gouverneur
Pieter Minuit
den Ureinwohnern ein folgenschweres Angebot. Er will die Insel kaufen und bietet ihren Häuptlingen dafür 60 Gulden. Für den Gegenwert von zwei Monatslöhnen oder anderthalb Kühen, so brüstet sich später der Buchhalter der Handelsgesellschaft, sei der Tausch über die Bühne gegangen. In Wahrheit haben die Holländer statt der 60 Gulden (umgerechnet 24 Dollar) knapp 600 Dollar für 5700 Hektar fruchtbares Land bezahlt.
Weitaus weniger gut ist das Geschäft für die Indianer, die den Tauschhandel als vorübergehend betrachten. 1643 versucht ein Gouverneur, von ihnen Steuern zu kassieren. Als sich die Indianer weigern, brechen die Holländer einen Krieg vom Zaun. Soldaten überfallen zwei Dörfer und metzeln die Bewohner nieder.
Die Kolonie beginnt auseinanderzubrechen. Die Bevölkerung schrumpft, Aggressionen, Trunkenheit und Chaos machen sich breit. Um für Ordnung zu sorgen, schicken die Holländer Pieter Stuyvesant nach Neu-Amsterdam. Der 37 Jahre alte Ministersohn hat bis dahin auf der Karibikinsel
Curaçao
für die Westindische Kompanie gearbeitet und während eines Gefechts sein rechtes Bein verloren. Im Frühjahr 1647 tritt er sein Amt als neuer Gouverneur an. »Ich werde euch regieren wie ein Vater seine Kinder«, verspricht er seinen Untertanen und verbietet ihnen das Rasen auf dem
Broadway
6 ( ▶ F 4 ) , dem uralten und bis heute erhaltenen Indianerpfad, der sich anders als das später angelegte, strikt rechtwinklige Straßennetz schräg über die Insel schlängelt. Auch die »Unzucht mit Indianern« sowie der Besuch einer Bar am Kirchensonntag werden unter Strafe gestellt.
Pieter Stuyvesant räumt rasch und nachhaltig auf. Der Puritaner mit dem eisernen Willen und aufbrausenden Temperament ist nicht beliebt, aber effizient. Er baut eine Straße nach Neu-Haarlem, erweitert die Hafenanlagen und errichtet zum Schutz vor Indianern und Engländern einen 700 Meter langen Wall. Die Straße, die an ihm entlang führt, wird später als Finanzmeile
Wall Street
42 ( ▶ B 5 ) weltberühmt.
Mit seiner Familie bezieht er im heutigen
East Village
in der kurzen
Stuyvesant Street
( ▶ E 5 ) ein Haus, das erst 2010 der Spitzhacke zum Opfer fällt. Er macht den Sklavenhandel zur Chefsache und zur Haupteinnahme seiner Kolonie. Unterdessen nimmt die Bevölkerung von Neu-Amsterdam zu. Am Ende von Stuyvesants Regierungszeit wohnen 3000 Menschen in einer Siedlung mit 300 Reihenhäusern, Straßen, Kanälen, Windmühlen und Schulen. Das rückständige Hafennest hat sich zur Kleinstadt gemausert.
Inzwischen haben auch die Schweden Kolonien an der Ostküste gegründet, was den Niederländern überhaupt nicht passt. Pieter Stuyvesant zieht mit einer Streitmacht los, um die Skandinavier am Delaware River zu vertreiben bzw. ihre Kolonie Neu-Schweden zu annektieren. Das gelingt auch, allerdings ist zur gleichen Zeit in
Neu-Amsterdam
der Teufel los. Weil eine Indianerin einem weißen Siedler ein paar Pfirsiche gestohlen hatte und dafür erschossen wurde, kommt es zum »Pfirsichkrieg«. 500 Lenape nutzen die Abwesenheit der Stuyvesant-Truppen und greifen an. Sie töten über 100 Siedler und nehmen über 150 gefangen. Erst nach langen Verhandlungen gelingt es dem inzwischen zurückgekehrten Stuyvesant, die Gefangenen freizubekommen und 1658 Frieden mit dem Stamm zu schließen.
STUYVESANT WILL KÄMPFEN, DIE SIEDLER NICHT
Dem bisweilen arg despotischen Gouverneur ist es jedoch nicht vergönnt, die Früchte seiner Arbeit zu genießen. Mittlerweile sind die Briten auf die Nachbar-Kolonie aufmerksam geworden. Für sie ist
Neu-Amsterdam
die fehlende Perle in ihrer immer dichter werdenden Siedlungskette entlang der Ostküste. Im August 1664 laufen vier Kanonenboote im Hafen ein. Obwohl die Eindringlinge in der Übermacht sind, ist Stuyvesant entschlossen, sein Fort bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen. Er klettert auf die Zinnen und bereitet den Kampf vor. »Lieber lasse ich mich töten, als kampflos ins Grab zu sinken«,soll er ausgerufen haben. Dann kommt alles anders. Eine Abordnung seiner Untertanen überreicht dem Gouverneur eine Petition. Sie ist von 93 führenden Händlern, darunter seinem eigenen Sohn, unterzeichnet und
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