Nibelungen 03 - Die Flammenfrau
während sie Raban die Tränen abwischte. »Komm jetzt! Du kannst zu ihr.«
Antana schlug die Augen auf. Es war wie damals, als sie von den Felsen gestürzt war und in Lursas Höhle erwachte. Ihr ganzer Körper schmerzte. Sie sehnte sich wieder nach der dunklen Tiefe, die ihrer Seele endlich Frieden gäbe. Sie war so unendlich müde. Ihr Blick fiel auf Raban, der weinend neben ihr kniete. Mühsam strich sie dem Jungen sanft über die dunklen Locken. Er sah seinem Vater so ähnlich. Antana fühlte die Tränen in sich aufsteigen. Wo war Pyros? Würde er sie töten, dafür daß sie Elinor vernichtet hatte?
»Geht jetzt«, sagte die alte Ramee. »Wir müssen sie in meine Höhle bringen. Sie braucht viel Ruhe.«
Epilog
nd ihr müßt wirklich fortreiten«, fragte Brunhild. Sie blickte Bruno von Falkenstein an. Die Sonne schien hell über dem Tal des Wasserfalls und der Wind hatte den beißenden Geruch des brennenden Tempels lange fortgeweht.
Der Ritter kniete sich noch einmal neben sie. »Ja, wir müssen zurück in meine Heimat. Ritter Faramund freut sich schon darauf, in Worms allen Leuten von unserem Abenteuer zu erzählen.«
»Wenngleich es auch nicht nur Euer Abenteuer war«, sagte Arma. Sie reichte dem Ritter einen Köcher mit Pfeilen und einen Bogen.
»Ich dachte mir, ihr könnt dieses Geschenk vielleicht gebrauchen.«
Bruno nahm die Waffen entgegen. »Danke«, sagte er. »Ich weiß zu schätzen, was Ihr für mich getan habt.«
Arma hob fragend die Brauen.
»Nun, nicht nur, daß Ihr mich damals nicht getötet habt, Ihr habt auch mein Kind in Eure Obhut genommen und mir hier eine lange Zeit des Heilens gewährt.«
Arma zuckte mit den Schultern. »Wenn wir gewußt hätten, daß Euch das Lied der Liebe heilen würde, hätten wir es schon viel früher singen können.«
»Nein.« Bruno schüttelte den Kopf. »Ich habe das Lied zur rechten Zeit gehört. Vielleicht mußte es auch von einer sterbenden Frau gesungen werden. Wer weiß, ob der Zauber sonst gewirkt hätte.«
»Nein, hätte er nicht,« mischte sich Mirka ein, die neben Arma stand. »Jetzt, wo Ramee mir die Sprache der Orakel beigebracht hat, weiß ich, daß es Eure Bestimmung war, an diesen Ort zu kommen, um gesund zu werden. Die nächtliche Erscheinung, die Euch vor vielen Wintern vom Rhein hierhersandte, wußte um Euer Schicksal. Ihr mußtet zur Flammenburg reiten, damit Eure Tochter geboren werden konnte, und Ihr mußtet das Liebeslied der sterbenden Camire hören, um über Euren Schmerz hinwegzukommen. Eure Trauer um die toten Frauen, edler Ritter, wird Euch auch weiterhin begleiten, doch sie wird Eurer Leben nicht mehr zerstören.« Sie lächelte. »Die Göttin lenkt Euer Schicksal auch in Worms.«
»Eure letzten Worte wiegen schwer«, sagte Bruno. »Wahrscheinlich glauben wir an den gleichen Gott. Er möge Euch Eure Blindheit vergeben.«
»Die Göttin wird Euch Eure gewiß verzeihen.« Mirka lächelte und ging.
Bruno hielt Arma die Hand hin. »Ich werde Luovana ebensowenig vergessen wie Ihr«, sagte er.
»Da bin ich sicher«, erwiderte Arma. Als sich ihre Hände berührten, spürte Bruno eine tiefe Verbundenheit mit der Kriegerin. Sie hatten beide die geliebte Frau verloren.
Arma wandte den Blick ab. »Ihr nehmt also den Jungen mit?«
Faramund nickte und setzte Raban auf sein Pferd. »Antana sagte, daß Lursa das Leben und den Tod der beiden Kinder miteinander verbunden hat. Wir wollen dem Schicksal keine Gelegenheit mehr bieten, daß der Tod die beiden trennen könnte.«
»Die Wege der Göttin sind oft verschlungen.« Arma schaute auf den Wasserfall. Klar sprudelte das Wasser über die schwarzen Steine und fiel rauschend in den See.
Faramund folgte Armas Blick. »Die alte Ramee sagt, daß Elinor nicht mehr hinter dem Wasserfall gefangen ist.«
»Er ist tot!« sagte Arma.
»Sonderbar.« Faramund legte die Stirn in Falten. »Wieso hatte Antana die Kraft, diesen mächtigen Magier zu töten?«
»Mirka sagte, daß dazu drei Dinge nötig waren. Die Magie, die sie von Pyros lernte. Die Tatsache, daß sie Elinors Tochter ist und daß sie in der Flammenburg zur Liebe erzogen wurde. Aber erst mit der wahren Liebe, die sie für Pyros empfand, war sie Elinor an Kraft ebenbürtig und damit stark genug, ihn zu vernichten.«
Brunhild hatte sich von Arma gelöst. Sie ging zu Faramunds Pferd.
»Du bleibst immer mein Freund«, sagte sie traurig zu Raban. »Auch wenn die Großen sagen, daß wir uns nicht wiedersehen dürfen, werde ich
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