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Nibelungen 05 - Das Runenschwert

Titel: Nibelungen 05 - Das Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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Mönch um diese Zeit auch im Klostergarten wollte, es war eine unglückliche Fügung, die ihn hergeführt hatte.
    Wirklich?
    Die Hand des Rächers war über die Lederscheide zum Hirschhorngriff gelangt, und plötzlich erfüllte ihn das unerwartete Auftauchen des Propstes mit tiefer Zufriedenheit.
    »Weshalb antwortest du nicht?« fragte Donatus verärgert. »Wie lange soll ich mich in Geduld üb…«
    Mitten im Wort brach er ab. Die hohe Stirn kräuselte sich in Falten der Verwunderung.
    »Du bist kein Bruder aus dem Stift!«
    »Nein«, sagte der Rächer gleichmütig und schlug mit der Linken seine Kapuze zurück. Er stand nur noch eine halbe Armlänge von Donatus entfernt, nah genug, daß der Propst auch in dieser finsteren Nacht das Antlitz des Eindringlings erkennen konnte.
    »Ihr seid es, Herr?« krächzte der erstaunte Donatus. »Was sucht Ihr hier, um diese Stunde?«
    »Buße«, antwortete der Rächer in düsterem Ton.
    »Ihr wollt Buße tun, Herr?«
    »Nein, du wirst büßen, Christenhund, du und deine frommen Brüder!«
    Bei diesen Worten fuhr die rechte Hand des Rächers vor und jagte die schlanke, zweischneidige Dolchklinge in die Brust des Propstes. Aber der Stahl drang nicht durch, sondern rutschte an einer Rippe ab.
    Röchelnd, mit entsetztem Gesichtsausdruck, taumelte Donatus zurück. Die starken Holunderzweige fingen ihn auf. Er preßte die Hände gegen seine Kutte. Die Wunde konnte nur oberflächlich sein, der Schreck war wohl größer als der Schmerz.
    Der Mund des Propstes öffnete sich, aber kein Wort kam über seine Lippen. Der Rächer war schneller, und diesmal fand seine Klinge sicher ihr Ziel.
    Donatus sackte auf die Knie, während das Blut in wahren Strömen an seinem Leib hinunterrann und die dunkle Kutte tränkte. Bis zu dem Moment, als er bäuchlings vor die Füße des anderen fiel, lag Unverständnis in seinen aufgerissenen Augen.
    »Das erste Opfer für die wahren Götter, viele werden noch folgen«, sprach der Rächer befriedigt und bückte sich, um seinen blutigen Stahl an der Mönchskutte zu reinigen. Doch eine Bewegung, die er aus den Augenwinkeln wahrnahm, ließ ihn erstarren.
    Er blickte auf und sah in ein rundes, fleischiges Gesicht, das ebenso verwirrt dreinsah wie zuvor der Propst. Die von langen braunen Haarsträhnen umspielten Wangen waren gerötet. Vergebens versuchte das dralle Mädchen, seinen üppigen Körper mit dem einfachen Kleid zu bedecken. Sie hatte das Kleid nicht an, sondern drückte es nur gegen seinen splitternackten Leib. Jetzt wußte der Rächer, welches ganz und gar nicht fromme Verlangen den Propst aus dem Schlafsaal getrieben hatte.
    »Das also ist eure tiefe Frömmigkeit, Christenpack!« flüsterte er.
    Der Blick des Mädchens kreuzte sich mit seinem. Eine Magd, wie es aussah, derb und willig. Der Rächer kannte das Geschöpf nicht. Aber das Mädchen mochte ihn kennen, so wie auch der Propst ihn erkannt hatte. Das zitternde Ding durfte nicht erzählen, was sich hier zugetragen hatte!
    Der Rächer richtete sich zu seiner ganzen beeindruckenden Größe auf. Des Mädchens Blick glitt an ihm entlang und blieb an der Rechten mit der blutigen Klinge haften. Aus Verwirrung wurde Erkenntnis, was die Angst in ihrem rosigen Gesicht noch verstärkte.
    »Bitte, Herr, nicht!« flehte die Magd und stand wie gelähmt unter dem Holunder, während der Rächer auf sie zuschritt. »Ich habe nichts Böses getan!«
    »Glaubst du an den Christengott?« fragte der Rächer leise. »Glaubst du daran, daß du nach deinem Tod in den Himmel hinauffährst?«
    Das Mädchen antwortete zögernd: »Ich… weiß nicht…«
    »Gleich wirst du es wissen!«
    Wieder zuckte der Stahl vor und fuhr mühelos durch die Kehle der Unbekannten. Tot sank sie vor die Füße des Rächers. Dann steckte er die Klinge zurück ins Leder, zog die Kapuze über und setzte seinen Weg zu den Stallungen fort, ohne die beiden Toten noch eines Blickes zu würdigen. Sie kümmerten ihn nicht. Der Propst als Anbeter des Christengottes war sein Feind gewesen, und das Mädchen war ohne jede Bedeutung.
    Der Viehstall war zwar verriegelt, aber nur gegen den Ausbruch der Tiere, nicht zum Schutz gegen Eindringlinge. Mühelos verschaffte der Rächer sich Einlaß und blieb vor einem Strohkasten stehen. Aus einem Beutel an seinem Ledergürtel nahm er einen Feuerstein und einen handlangen Eisenstab, mit dem er über der Kiste auf den Flint schlug, immer und immer wieder.
    Winzige Funken sprühten ins Stroh, endlich qualmte es,

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