Nicht mein Märchen (Aktionspreis zum Start von Buch 2 am 13.10.) (German Edition)
sollte.
„Okay, cool. Wir sehen uns dann.“
„Man sieht sich. Bye.“ Er legte auf, ohne meine Antwort abzuwarten. Ich ließ das Handy aus der Hand fallen und Tränen schossen mir in die Augen.
„Was hat er gesagt?“ fragte meine Mutter.
Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. „Dass er mich vielleicht anruft, wenn er über die Feiertage in der Stadt ist.“
„Das ist doch gut!“
„Nein, er wollte nur höflich sein.“
„Du hättest ihm sagen sollen, was du fühlst.“
„Mom, ich kenne ihn, er hätte es nicht hören wollen.“
Sie sah aus, als wollte sie weiter debattieren, aber stattdessen legte sie mir nur die Hand auf die Schulter. „Du hast das gut gemacht,“ sagte sie. „Du wirst dich vielleicht immer noch fragen, was gewesen wäre-“
„Mom, hör auf.“
Sie zog mich für eine Umarmung zu sich. „Aber es wird schon werden.“
Ich wünschte mir eine Rückspultaste für mein Leben. Wünschte mir, zu der Nacht mit der Eiscreme zurückkehren zu können und einen anderen Weg einzuschlagen, aber das ging nicht. Der Moment war vorbei und kam nie wieder zurück. Zum allerersten Mal weinte ich in den Armen meiner Mutter.
M eine Mutter verließ die Stadt am darauffolgenden Wochenende, und entschuldigte sich tausendfach, dass sie die Feiertage nicht mit mir verbringen konnte. Sie war kurz davor Rons Familie kennen zu lernen und das machte sie zu einem nervösen Wrack.
Als sie in ihrer neuen Wohnung ankam, rief sie mich über Skype an – was mich überraschte.
„Was?“ sagte ich, nachdem ich die Verbindung hergestellt hatte. „Du hast einen Computer?“
„Ja.“ Hinter ihr war eine schlichte, weiße Wand und die Ecke eines Türrahmens aus dunklem Holz zu sehen. Ihre Wohnung war definitiv schon etwas älter.
„Seit wann?“
„Seit ich einen bei Best Buy gekauft habe.“ Sie sah mich an, als hätte ich eine seltsame Frage gestellt. „Ist das ein Problem für dich? So alt bin ich auch noch nicht. Ich kann Sachen aus dem Internet runterladen. Das gab es nämlich schon als ich in deinem Alter war, weißt du.“
„Hab mich nur gefragt ob Ron dir den besorgt hat.“ Dann fiel mir ein, dass sie Ron ja übers Internet kennen gelernt hatte. Ich war heute wohl schwer von Begriff. Offensichtlich hatte sie den Computer schon eine Weile.
„Ach, nein. Aber er hat mir ein Geschenk zum Einzug gemacht. Das hier.“ Sie hielt einen Eiskratzer hoch, die Sorte, die man brauchte um im Winter die Windschutzscheibe frei zu kratzen.
„Nett,“ sagte ich.
„Er hat ne Bürste auf der anderen Seite.“ Sie drehte ihn um, damit ich‘s sehen konnte. „Und einen Handschuh für mich, damit meine Hand beim Kratzen nicht kalt wird.“
„Das hat er dir besorgt?“
„Ja… er ist etwas anders drauf als Bill.“
Riesige Untertreibung. Dr. Winters hatte ihr Wellness-Wochenenden, romantische Urlaube und neue Klamotten geschenkt. Ich bezweifelte, dass er überhaupt wusste wie man einen Eiskratzer benutzte.
Meine Mutter lächelte darüber. „Es ist kalt hier. Es liegen über 20cm Schnee.“
„Oh, wow.“
„Also kann ich das wirklich gebrauchen.“
„Also ist er auf eine gute Art anders?“
„Ich glaube schon.“ Sie legte den Eiskratzer zur Seite. „Wir werden sehen.“
„Aber du bist glücklich, Mom?“
Sie nickte. „Und wie geht’s dir?“
„Ehm… mit gebrochenem Herzen, aber okay.“
„Oh, Süße. Ich schicke dir so viele virtuelle Umarmungen wie ich nur kann.“
„Danke.“
„Brauchst du Eiscreme?“
„Nein! Sorry, ich wollte jetzt nicht schreien, aber nein. Ich bleibe bei Pommes.“
„Na gut.“ Sie zog eine Augenbraue hoch.
„Er… die Nacht in der ich ihm sagte, dass ich nicht an ihm interessiert wäre… er war an dem Abend mit einem Privatjet zu mir geflogen und hatte mir Gourmet-Eiscreme gekauft. Er hatte sogar angefangen mich damit zu füttern…“
Mom blinzelte.
„Ja ich weiß, sei ruhig.“
„Ich hab nichts gesagt.“
„Ich sollte mir besser jemanden suchen, der mir einen Eiskratzer schenkt, richtig? Praktisch, nichts von dem schnulzigen Kram.“
„Schnulziger Kram ist ok wenn er ernst gemeint ist. Das hier-“ sie hielt den Eiskratzer hoch „- ist ernst gemeint. Er will mein Leben besser machen, und wenn er mir ernsthaft Fußmassagen geben will und mich mit geschälten Weintrauben füttern, ist das auch ok.“
„Geschälte Weintrauben?“
„Hast du schon mal versucht eine Traube zu schälen?“ Sie sah defensiv drein.
„Neeeiin. Aber du sollst
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