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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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nichts?«
    Statt einer Antwort bekommt er einen zirkusreifen Augenverdreher.
    »Wird schon, ist ja grade erst kurz nach neun«, sagt Fritz. Er guckt demonstrativ auf seine Armbanduhr, eine schwarze Swatch aus seinen Jugendtagen.
    »Verstanden, Chef«, sage ich und springe auf. Für das Plakat werde ich mindestens drei Wochen lang mit morgendlichem Grande Macchiato con lecche bezahlen.
    Als ich mit zwei dampfenden Bechern wiederkomme, hält Fritz mein Handy an sein Ohr.
    »Augenblick, ich verbinde«, sagt er und grinst schief. Also doch: Das Mädel im Kostümchen, das ich eben vor dem Laden fast umgerannt hätte, will mich sprechen. Ich schnappe mir das Telefon und ziehe mich ins Büro zurück. Das Kostümmädel dreht draußen nervös eine braune Locke um den Zeigefinger. Sie ist echt nett. Jasmin, 25, Rechtsanwaltsgehilfin. Keine toten Frösche für die Gefriertruhe. Wir unterhalten uns fünf Minuten und mit jedem Zimmer, das ich beschreibe, wird ihr Lächeln breiter. Bis ich in der Küche und der dort installierten Dusche ankomme. Jasmins Gesicht entgleist schneller, als ein ICE mit gebrochenem Radreifen es könnte.
    »Ich soll neben dem Herd duschen?« Ein leichtes Kreischen mischt sich in das ansonsten warme Timbre ihrer Stimme. »Also, hmmm, das muss ich mir noch überlegen.« Zack. Die Leitung ist tot. Jasmin schüttelt die ondulierte Haarpracht, lässt das Handy mit angewidertem Blick ins Lederhandtäschchen gleiten und zieht von dannen.
    Zicke.
    Im Laufe des Vormittags bleiben Dutzende Menschen vor Fritz’ Plakat stehen. Ungefähr jeder Fünfte wählt meine Nummer. Gegen halb zwölf glüht mein linkes Ohr. Der Zettel, auf dem ich die Nummern der Kandidaten notieren wollte, bleibt leer. Ich will weder mit Dirk zusammenziehen, der mir quasi sofort einen Heiratsantrag macht (»Ich bin Diabetiker und du weißt ja, Diabetiker haben keine Erektionsprobleme.«). Noch mit Corinna, die als Verkäuferin in einer Kosmetikabteilung arbeitet und deren schweres Parfum noch fast eine Stunde lang durch den Laden wabert. Auch Frauke (Veganerin und selbst ernannte spirituelle Heilerin), Kai (der kein Problem mit einer Dusche in der Küche hat, aber offensichtlich jemand ist, der keinen großen Wert auf Benutzung derselben legt), Wiebke (Kunststudentin, die alle Wände mit Graffitis gestalten will), Frank (geschätztes Gewicht 160 Kilo – geschätzter Sympathiefaktor null) und Pamela, die vier Perserkatzen, drei Degus und eine Horde Meerschweinchen besitzt, fallen durch mein Raster.
    Veronika stellt sofort einen Haushaltsplan auf (»Du, weißt du, ich hab da so ein Ekzem an den Händen, wenn du den Abwasch machen könntest?«), Patrizia besteht darauf, ihren Crosstrainer und die Sonnenbank im Flur aufzustellen. Gegen Gebühr dürfte ich beides benutzen. Angelika schlägt vor, dreimal am Tag gemeinsam zu singen und zu beten. Gerne würde sie mich in ihrer freikirchlichen Gemeinde taufen lassen.
    Dann ruft Maria an. Ich beobachte sie durch die Scheibe. Maria ist Italienerin und arbeitet als Kellnerin in der Pizzeria ihres Onkels. »Wir bekämen uns quasi nie zu Gesicht«, lacht sie. »Ich arbeite jeden Abend und wenn du nach Hause kommst, fängt meine Schicht gerade an.« Klingt gut. Maria ist begeistert von meiner Wohnungsbeschreibung, besitzt weder eine raumfüllende Sonnenbank noch eine tiefgekühlte Reptiliensammlung. Endlich, endlich notiere ich die erste Nummer auf dem bis dahin schreiend weißen Block und vereinbare, Maria am Abend nochmals anzurufen. Sie legt auf, geht in den Laden und kauft eine Schachtel rote Gauloises. Fritz bedient sie ausgesprochen höflich und Maria flirtet ihn aus schwarz blitzenden Augen an. Mein Chef ist hin und weg.
    Vor dem Laden reißt Maria die Folie von der Zigarettenpackung und lässt sie auf den Boden segeln. Fritz’ eben noch so breites Lächeln wird eine gute Spur schmaler. Ein Junge, vielleicht drei Jahre alt, saust auf seinen Stummelbeinchen um die Ecke und juchzt. Prallt gegen Marias Schenkel. Bleibt stehen und schaut sie mit großen Augen an. Maria macht ebenfalls große Augen und starrt auf den Schokoladenfleck auf ihrer Jeans. Die Mutter des Rasers biegt um die Ecke. Und Maria zetert los. Italienische Flüche schallen durch die Passage. Der Kleine beginnt zu weinen. Maria zetert wild gestikulierend weiter. Ich streiche ihre Nummer durch.
    Um halb eins habe ich schlechte Laune. Mein Magen hängt bis zu den Knien durch – und mein Kontostand auch bald. Ich fange an, mir

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