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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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ob sie das Dach herunterlassen sollte, aber es war schon nach Mitternacht, da fuhr man besser nicht mit offenem Verdeck durch Brighton.
    Erst als sie die Tankstelle hinter sich gelassen hatte, merkte sie, dass es im Wagen anders roch. Ein Geruch, den sie kannte. Comme des garçons. Dann bemerkte sie eine Bewegung im Rückspiegel.
    Jemand war im Auto.
    Die Angst schlug ihr in die Kehle wie ein Angelhaken und drückte sie zu; ihre Hände erstarrten am Lenkrad. Sie trat hart auf die Bremse, brachte den Wagen zum Stehen, tastete nach dem Rückwärtsgang, wollte zurück zur sicheren Tankstelle. Da spürte sie das kalte Metall im Nacken.
    »Einfach weiterfahren, Katie«, sagte er. »Du warst wirklich kein braves Mädchen.«
    Sie reckte sich, um ihn im Rückspiegel zu erkennen, sah aber nur, wie ein winziger Lichtstrahl auf der Messerklinge funkelte.
    Und im Rückspiegel sah er, gespiegelt, das Entsetzen in ihren eigenen Augen.
    3
     
    MARLON TAT , WAS ER IMMER TAT – er drehte seine Runden im Glas. Er durchmaß seine Welt mit der unablässigen Entschlossenheit eines Forschers, der einen neuen Kontinent erkundet. Sein Maul ging auf und zu, und er schluckte gelegentlich eines der winzigen Kügelchen, die, wie Roy Grace aufgrund des Preises vermutete, das Goldfisch-Äquivalent zu Kaviar sein mussten.
    Grace lag entspannt in seinem Fernsehsessel. Das Wohnzimmer, das seine verschwundene Frau Sandy in minimalistischem Schwarz und Weiß eingerichtet hatte, war bis vor kurzem mit Erinnerungsstücken an sie dekoriert gewesen. Davon waren nur einige Antiquitäten aus den fünfziger Jahren übrig geblieben, darunter eine Musikbox, die sie gemeinsam restauriert hatten, und ein Foto von ihr in einem silbernen Rahmen, das sie vor zwölf Jahren im Urlaub auf Capri geschossen hatten. Ihr hübsches, braun gebranntes Gesicht grinste frech in die Kamera. Sie stand, in Sonnenlicht getaucht, vor einem schroffen Felsen, ihr langes blondes Haar flatterte im Wind, sie sah aus wie eine Göttin. Und genau das war sie für ihn auch gewesen.
    Er schaute einen alten Film auf DVD und trank dabei Glenfiddich on the rocks. Es war einer von ungefähr zehntausend Filmen, die er laut Aussage seines Freundes Glenn Branson einfach kennen musste.
    In letzter Zeit hatte Branson seinen Ehrgeiz geweckt. Grace war dabei, das kulturelle schwarze Loch in seinem Kopf zu füllen. Er hatte allmählich begriffen, dass sein Gehirn vollgestopft war mit Polizeihandbüchern, Informationen über Rugby, Fußball, Autorennen und Kricket, ansonsten aber nicht viel zu bieten hatte. Das musste sich ändern. Und zwar rasch.
    Denn endlich, endlich gab es wieder eine Frau, mit der er sich traf, von der er ganz hingerissen, in die er vielleicht sogar verliebt war. Allerdings war sie sehr viel gebildeter als er, und manchmal kam es ihm so vor, als habe sie jedes Buch gelesen, jeden Film gesehen, jede Oper gehört und sei mit dem Werk jedes lebenden oder toten Künstlers von Bedeutung vertraut. Und als wäre das nicht genug, studierte sie auch noch Philosophie an der Fernuniversität.
    Was auch den Stapel von Philosophiebüchern auf dem Couchtisch erklärte, die Grace aus verschiedenen Buchhandlungen in ganz Brighton and Hove zusammengetragen hatte.
    Obenauf lagen zwei angeblich leicht verständliche Titel: Der Trost der Philosophie und Zeno und die Schildkröte – Denken wie ein Philosoph. Bücher für den Laien, die er gerade so verstand. Na ja, größtenteils. Immerhin reichte es, um in Diskussionen mit Cleo einigermaßen zu bestehen. Und zu seiner Überraschung stellte er fest, dass ihn das Thema wirklich interessierte. Vor allem Sokrates hatte es ihm angetan. Ein Einzelgänger, der letztlich für seine Lehren zum Tode verurteilt wurde und gesagt hatte: »Das unerforschte Leben ist es nicht wert, gelebt zu werden.«
    Letzte Woche hatten sie in Glyndebourne Die Hochzeit des Figaro gesehen. Die Oper hatte ihre Längen, aber es gab auch Momente von so eindringlicher Schönheit, dass er zu Tränen gerührt gewesen war.
    Der Schwarz-Weiß-Film, der im Wien der Nachkriegszeit spielte, fesselte ihn. Gerade fuhr Orson Welles, der den Schwarzmarkthändler Harry Lime spielte, mit Joseph Cotten im Riesenrad im Prater. Cotten warf seinem alten Freund vor, er sei korrupt geworden, worauf Welles konterte: »In den dreißig Jahren unter den Borgias hat es in Italien nur Krieg gegeben, Mord und Totschlag und Blutvergießen, aber es gab auch Michelangelo, Leonardo Da Vinci und die Renaissance. In

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