Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
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|9| Vorwort
Eine Metropole im Spiegel ihrer Denkmäler
Istanbul – wohl kaum eine Stadt wird so häufig in Geschichten, Gedichten und Erzählungen erwähnt wie die türkische zwölf-Millionen-Metropole.
Als einzige Stadt weltweit auf zwei Kontinenten gelegen, diente sie über Jahrtausende hin als »Tor zum Orient« für den Westen
und als »Brücke zum Okzident« für den Osten. Während ihrer über zweieinhalb Jahrtausende langen Geschichte war die Stadt am
Goldenen Horn von zahlreichen Siegen, Niederlagen und Zerstörungen geprägt. Immer wieder wuchs sie auf ein Vielfaches ihrer
ursprünglichen Größe an. Vieles macht heute den Zauber des einstigen Byzanz und späteren Konstantinopel aus; neben den herausragenden
Glanzpunkten der Architektur – wie etwa der Hagia Sophia und der Sultan Ahmed-Moschee, besser bekannt als »Blaue Moschee«
– sind es das orientalische Flair, das bunte, rege Treiben in den Bazaren und nicht zuletzt die Gastfreundschaft, die weder
durch Vorurteile noch durch die Terror-Anschlägen der jüngeren Zeit zu trüben ist.
Die rasante Entwicklung dieser einerseits in anatolischer Tradition verharrenden, andererseits westlich orientierten Stadt
zeichnete ein facettenreiches Gesicht, hinter dem sich ein ebenso vielschichtiger Charakter verbirgt. Jedes Zeitalter hat
seine typischen Erscheinungen, jeder Herrscher prägt durch seine Art der Herrschaft, jede Generation hinterlässt ihre Spuren.
Mal sind diese sichtbar, mal bleiben sie verborgen und manchmal werden sie wiederentdeckt. Diese Spuren sind es, die zweieinhalb
Jahrtausende Istanbul ausmachen, und in den heute noch oder wieder sichtbaren Spuren spiegelt sich die bewegte Geschichte
jener Stadt wider, die auch als »Stadt mit drei Namen«, als »Stadt dreier Weltreiche«, als »Stadt auf zwei Kontinenten« oder
als »das Neue Rom« umschrieben wurde und wird und sich nun über eine weitere, offizielle Bezeichnung freuen darf: »Europäische
Kulturhauptstadt 2010«.
Antike und Moderne, Tradition und Kommerz – Gegensätze die Istanbul einzigartig machen.
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|10| Geschichte
der Stadt der drei Namen
Prähistorische Zeit – erste Siedlungsspuren
Wann sich die ersten Menschen rund um den Bosporus aufhielten und ansiedelten ist eine Frage, die sich, nicht zuletzt aufgrund
der heutigen Baudichte Istanbuls, nur schwer beantworten lässt; doch zeigen einzelne Fundstätten, dass sich schon sehr früh
Menschen am Übergang von Asien zu Europa aufhielten. Beispiel hierfür ist die Yarımburgaz-Höhle etwa 1,5 Kilometer nördlich
vom Küçükçekmece-See, die heute als eine der wichtigsten Höhlen für die Forschungsarbeiten der mittelpleistozänen Archäologie
und Paläontologie im nördlichen Mittelmeerraum gilt. Seit den 1960er Jahren fanden hier mehrere Untersuchungen und Ausgrabungen
verschiedener Wissenschaftler statt. Sie besteht aus einer oberen und einer etwa 600 Meter langen unteren Höhle, in der sich
am Eingangsbereich etwa 400 000 Jahre alte altpaläolithische Ablagerungen befinden. Bei den Untersuchungen hat sich gezeigt, dass hier Bären überwinterten
(der Deninger-Höhlenbär,
Ursus deningeri
, und der Braunbär,
Ursus arctos
). Es wurden zwar keine Knochen von Menschen gefunden, doch aufgrund von Steinabschlägen wird angenommen, dass während des
Sommers eine kleine Gruppe von Menschen die Höhle nutzte. Bei Ausgrabungen in der Nähe von Dudullu fanden Archäologen Werkzeuge
aus dem Altpaläolithikum, und bei Ağaçlı nördlich von Istanbul fand man Werkzeuge aus dem Mittel- und Jungpaläolithikum ( 300 000 – 40 000 Jahre alt).
Wo einst der Höhlenbär seine Winterlager aufschlug, untersuchen heute Archäologen Spuren früher Menschheitsgeschichte.
Im oberen Abschnitt der Yarımburgaz-Höhle liegen Siedlungsschichten, die in die Jungsteinzeit (Neolithikum) bis Kupfersteinzeit
(Chalkolithikum) datieren, wobei die Keramik des Chalkolithikums hier große Ähnlichkeiten mit denen mitteleuropäischer Kulturen
aufweist.
Weitere Spuren neolithischer und chalkolithischer Siedlungstätigkeit fanden sich am Küçükçekmece-See, der Ende der letzten
Eiszeit entstand. Auf anatolischer Seite wurde während Bauarbeiten für die Bagdad-Bahnlinie 1908 der neolithische Platz Pendik
entdeckt. Erste systematische Untersuchungen fanden hier unter der Leitung von Kurt Bittel |11| und Halet Çambel in den 1950er Jahren statt. Ebenso finden sich früheste
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