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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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unbestimmte Düsternis in seinem ganzen Körper ausbreitete. Schwitzend legte er sich in Hemd und Unterhose aufs Bett. Jeden Morgen das Gleiche. Beim Aufwachen erschien ihm die Welt wie eine feindselige Höhle, die sich um ihn schloss. Für immer und ewig.
    Ein Skorpion huschte über sein Gesicht.
    »VERDAMMTE SCHEISSE, HAU AB!« Er setzte sich auf, stieß sich erneut den Kopf und schrie auf vor Schmerz. Da war kein Skorpion, da war überhaupt nichts. Sein Verstand spielte ihm einen Streich. Dann kamen die Maden. Sie wimmelten über seinen ganzen Körper, dicht an dicht, wie ein lebendes Kleidungsstück. »WEG DA!« Er krümmte sich, schüttelte sie ab, fluchte laut, dann begriff er, dass sie ebenso wenig real waren wie der Skorpion. Das alles spielte sich nur in seinem Kopf ab. Wollte ihm etwas sagen. Genau wie jeden Tag. Es sagte ihm, dass er etwas brauchte, Brown Sugar, Schnee, egal, Hauptsache irgendetwas.
    Er musste weg von hier, weg von dem Gestank nach Füßen, verschwitzter Kleidung und saurer Milch. Er musste aufstehen und ins Büro gehen. Bethany gefiel es, wenn er von seinem »Büro« sprach. Sie fand das witzig. Wenn sie lachte, sah sie seltsam aus, verzog ihren winzigen Mund, dass der Ring, den sie in der Oberlippe trug, vorübergehend verschwand. Und er wusste nie genau, ob sie über ihn oder mit ihm lachte.
    Aber sie mochte ihn, das spürte er. Das hatte er noch nie erlebt. Er hatte gesehen, wie Leute im Fernsehen davon redeten, aber er hatte nie begriffen, was es bedeutete, bis er sie vor einigen Wochen – oder waren es Monate? – an einem Freitagabend im Escape- 2 aufgegabelt hatte.
    Sie mochte ihn, was hieß, dass sie ihn gelegentlich ansah wie ihre Lieblingspuppe. Ihm Essen brachte, den Wohnwagen aufräumte, seine Wäsche wusch, seine Wunden verband und unbeholfenen Sex mit ihm hatte, bevor sie wieder davoneilte.
    Er reckte den sehnigen Arm, über den sich ein tätowiertes Seil ringelte, und tastete auf dem Regal über seinem Kopf nach Zigaretten, Feuerzeug und dem Aschenbecher aus Alufolie, der neben seinem Springmesser lag, das immer einsatzbereit ausgeklappt war.
    Er schüttelte eine Zigarette aus der Packung, zündete sie an und legte sich wieder auf das klumpige Kopfkissen. Er inhalierte tief und blies den Rauch durch die Nase aus. Was für ein unglaublich süßer Geschmack! Eine Sekunde lang verschwand seine düstere Stimmung. Sein Herz schlug heftiger. Energie. Er erwachte zum Leben.
    Draußen in seinem »Büro« schien eine Menge los zu sein. Eine Sirene ertönte. Ein Bus donnerte vorbei. Jemand drückte ungeduldig auf die Hupe. Ein Motorrad heulte auf. Er griff nach der Fernsteuerung und schaltete den Fernseher ein. Trisha, das dunkle Mädchen, das er ganz süß fand, interviewte gerade eine schluchzende Frau, deren Mann ihr soeben gestanden hatte, er sei schwul.
    Es war noch zu früh. Keiner seiner Geschäftspartner wäre um diese Zeit schon im »Büro«.
    Noch eine Sirene sauste vorüber. Von der Zigarette musste er husten. Er kroch aus dem Bett und stieg vorsichtig über einen schlafenden Liverpooler, der irgendwann nachts mit seinem Kumpel vorbeigekommen war. Sie hatten etwas geraucht und eine Flasche Wodka getrunken, die einer von ihnen geklaut hatte. Hoffentlich verschwanden sie, wenn sie aufwachten und feststellten, dass es weder Futter noch Drogen oder Alkohol gab.
    Er öffnete den Kühlschrank und holte eine halb volle Flasche warme Cola heraus, mehr war nicht drin. Der Kühlschrank hatte noch nie funktioniert. Die Colaflasche zischte leicht, als er den Deckel abschraubte, es schmeckte herrlich.
    Dann beugte er sich über die Spüle, in der sich schmutzige Teller stapelten, und zog die orange getupften Vorhänge auseinander. Das Sonnenlicht traf ihn ins Gesicht wie ein Laserstrahl.
    Davon wurde auch sein Hamster AI wach. Obwohl er eine Pfote geschient hatte, sprang er in sein Laufrad und legte los. Skunk schaute in den Käfig, ob genügend Wasser und Trockenfutter vorhanden waren. Alles bestens. Er würde den Käfig später reinigen. Das war die einzige Hausarbeit, die er je erledigte.
    Mit einem Ruck riss er die Vorhänge wieder zu. Trank noch etwas Cola, hob den Aschenbecher vom Boden auf, zog noch einmal an der bis zum Filter heruntergerauchten Zigarette und drückte sie aus. Er hustete, es war ein hartnäckiger trockener Husten, der ihn schon seit Tagen quälte. Oder seit Wochen.
    Plötzlich wurde ihm schwindlig, und er tastete sich an Spüle und Essecke entlang zum Bett.

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