Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
war die Treppe hinuntergelaufen, hatte im Halbdunkel die sich bewegenden Gestalten auf dem Fernsehschirm wahrgenommen und auf sie geschossen, ohne richtig hinzusehen. Der flackernde Widerschein des Bildschirms und das Unheimliche der ganzen Situation hatten ihn bestimmt so erschreckt wie zuvor mich.
Ich schloss die Tür hinter mir, um ihn noch etwas mehr zu 310
verwirren. Er würde es nicht wagen, einfach in die Garage zu stürmen; schließlich wusste er nicht, was ihn dahinter erwartete. Als wir an dem Explorer vorbeiliefen, konnte ich über mir die Stimme des Amerikaners hören. Ich verstand zwar nicht, was er brüllte, aber er schien über diesen Beginn eines neuen Tages nicht gerade glücklich zu sein.
Der Regen brannte, als er mir ins Gesicht klatschte. In diesem Augenblick fiel mir mein Rucksack ein, aber den konnte ich jetzt nicht mehr holen. Zum Teufel damit! Ich wandte mich nach links, wo das Nachbarhaus lag, und hatte noch keine drei Schritte gemacht, als der Bewegungsmelder die Außenbeleuchtung einschaltete. Ich trabte mit gesenktem Kopf weiter, war aber durch das mitgeschleppte Gewicht behindert.
Ich hatte zwölf bis fünfzehn Meter zurückgelegt, als aus einem Fenster über uns ein Feuerstoß aus einer HK53 kam. Ihr kurzer Lauf und ihre Munition mit hoher Durchschlagskraft erzeugten ein beängstigendes Mündungsfeuer; sie war die einzige Waffe, die ich kannte, die wie die Maschinenpistolen in Filmen wirkte. Damit war sie ideal für den Nahkampf geeignet, weil sie den Gegner allein durch ihr Mündungsfeuer einschüchterte. Ich rannte weiter, denn ich wusste, dass einige große Schritte genügen würden, um mich aus dem Bereich der Scheinwerfer zu bringen.
Sobald wir uns wieder im Dunkeln befanden, sah ich mich kurz um. Überall im ganzen Haus brannte Licht. Aus den Fenstern im ersten Stock trieben Rauchschwaden. Der Anblick erinnerte an das in Regen und Nebel gehüllte Haus in dem Film The Amityville Horror – nur war das hier kein Nebel, sondern Pulverdampf.
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Auch im Nachbarhaus brannte jetzt Licht. Mein neuer Plan sah vor, dort drüben einzudringen, die Familie mit meiner Pistole zu bedrohen, die Schlüssel ihres Geländewagens zu verlangen und damit abzuhauen. Aber im nächsten Augenblick flammte der auf dem linken Kotflügel des Familienjeeps montierte Suchscheinwerfer auf, und ein scharf gebündelter greller Lichtstrahl griff nach uns. Gleichzeitig rief eine Männerstimme warnend: »Kommen Sie nicht näher … bleiben Sie weg! Ich bin bewaffnet … ich habe die Polizei alarmiert!«
Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, gab er ein paar Schüsse mit einem Gewehr in unsere Richtung ab. Vermutlich hatte er den Aufkleber Mein Haus, mein Land, meine Waffe und noch ein paar andere, die er bei Jim’s Gunnery gekauft hatte, an seinen Stoßstangen. Aber er versuchte nur, seine Familie zu schützen, was sein gutes Recht war.
Ich spürte den dumpfen Schlag, mit dem eine Kugel dicht vor mir in die Erde ging. Entweder war der Mann ein guter Schütze, der das als Warnschuss gemeint hatte, oder er hatte versucht, uns zu treffen, und wir hatten diesmal Glück gehabt.
Ich hatte keine Lust, ihm eine zweite Chance zu geben. Ich schlug einen Haken nach links und rannte zwischen den beiden Häusern hindurch zur Zufahrt hinauf. Mein Plan hatte sich wieder geändert: Wir würden mein Auto zu Fuß erreichen müssen, wie ich’s von Anfang an vorgehabt hatte – allerdings ohne dieses ganze Drama.
Ein weiterer Gewehrschuss knallte, aber diesmal hörte ich keinen Einschlag. Dann hämmerte die HK53 mit einem
Feuerstoß los, der irgendwo über uns ins Leere ging.
Ich erreichte die Zufahrt, überquerte die Fahrspuren und machte eine Pause, um zu versuchen, die Lage einzuschätzen.
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Wir waren über den Häusern unter Bäumen. Ich hörte
wieder Schüsse und sah in der Umgebung des Hauses, aus dem ich Sarah entführt hatte, das Mündungsfeuer der HK53
aufblitzen. Weitere Schüsse fielen in der Nähe des
Nachbarhauses. Shotgun Ned, der immer wieder seine
Warnung brüllte, schoss anscheinend auf alles, was sich zu bewegen schien. Sein Suchscheinwerfer glitt von links nach rechts und wieder zurück, während er Ziele suchte.
Aber ich sah noch weitere Lichter. Auf dem anderen Seeufer glitzerten blaue und rote Blinkleuchten durch den Regen, und mir wurde plötzlich klar, dass meine Chancen, vom Blitz getroffen zu werden, höher waren als die Aussichten, meinen Leihwagen ungesehen zu erreichen. Da es die
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