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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Umstände erforderten, änderte ich meinen Plan erneut ab: Wir würden zu Fuß von hier abhauen. Ich blieb noch einen Augenblick mit leicht gebeugten Knien stehen, bis ich wieder zu Atem gekommen war. Es war kälter geworden, und Wind und Regen rauschten in den Bäumen.
    Ich trabte durch den Wald weiter. Das dichte Unterholz peitschte gegen Sarahs nacktes Fleisch, und ich hörte sie dumpf stöhnen. Ich hielt den Kopf gesenkt, stampfte keuchend bergauf und überließ die Leute dort unten sich selbst. Meine Glückszahl bei Entführungen schien mit der bei der Auswahl von Einkaufswagen identisch zu sein: Null.
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    Ich hielt Sarah an mich gedrückt und hastete weiter, rutschte und schlitterte auf dem schlammigen Untergrund, stolperte 313
    über Felsbrocken und heruntergefallene Äste und ruderte mit meinem freien Arm, um das Gleichgewicht zu bewahren.
    Sarah kreischte, so gut das der Knebel zuließ – teils wegen der Zweige, die gegen ihren fast nackten Körper peitschten, und teils nur, um ihre Atemwege frei zu halten. So wusste ich wenigstens, dass sie noch atmete.
    Ich stolperte wieder und fiel hin. Als meine Knie auf den felsigen Untergrund prallten, hatte ich das Gefühl, sie stünden in Flammen. Sarah stöhnte unter dem Knebel laut auf, als sie die Hauptwucht meines Sturzes auffangen musste, und machte ein starkes Hohlkreuz, um ihren Nacken zu entlasten. Ich blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Knien liegen und wartete darauf, dass der Schmerz nachließ. Ich konnte nichts anderes tun, als ihn zu ertragen. Hoffentlich hatte ich mir keine Kniescheibe gebrochen! Mein Brustkorb hob und senkte sich keuchend, während ich wieder zu Atem zu kommen versuchte.
    Sarah, die sich bisher bemüht hatte, ihren Körper vom Boden wegzuhalten, gab diesen Kampf auf. Sie ließ sich in den Schlamm neben mir fallen und kam etwas unterhalb von mir zu liegen; da mein linker Arm um ihren Hals geschlungen blieb, lag ihr Kopf jetzt in meinem Schoß und bewegte sich im Gleichtakt mit meinen Atemzügen auf und ab.
    Hinter und unter mir war noch immer viel los: Ich hörte einzelne Gewehrschüsse, Feuerstöße aus der HK53 und
    dazwischen laute Schreie. Ich sah mich um und stellte fest, dass die beiden Häuser trotz der Bäume und des Regens nur ungefähr hundertfünfzig Meter von mir entfernt sichtbar waren. Ich war noch nicht richtig im Wald, und es würde bald hell werden. Ich musste zusehen, dass ich den Abstand vergrößerte.
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    Shotgun Ned hatte einen regelrechten Anfall: Er brüllte und kreischte wie jemand in einem dieser Filme für echte Kerle, die Männerfilme mögen. Ich konnte nicht beurteilen, ob er aus Spaß oder vor Wut brüllte, aber lautstark war er auf jeden Fall.
    Ich rappelte mich auf, zog Sarah dabei mit mir hoch und setzte mich wieder in Bewegung.
    Irgendwo über dem See war das Knattern von
    Hubschrauberrotoren zu hören. Sekunden später flammte der blendend helle Lichtstrahl eines NightSun-Suchscheinwerfers auf und begann die Umgebung der Häuser abzuleuchten, während der Hubschrauber draußen über dem See schwebte.
    Er hielt vorläufig noch reichlich Abstand zum Tatort –
    vermutlich aus Angst davor, dass jemand versuchen könnte, ihn abzuschießen.
    Hinter uns fielen weitere Gewehrschüsse. Ich hörte fast augenblicklich mehrere Feuerstöße und sah das grelle, fast weiße Mündungsfeuer der HK53. Ich machte kehrt und trabte weiter.
    Meine Kehle war wie ausgedörrt; Gott mochte wissen, wie es um Sarah stand. Sie musste sich verdammt elend fühlen. Ich sah mich unterwegs mehrmals um und stellte fest, dass die Lichter der Häuser in Nacht und Regen zwischen den Bäumen zurückblieben. Vor uns lag dichterer Wald, der endlich mehr Deckung versprach. Der Suchscheinwerfer erhellte für kurze Zeit meine Umgebung und erzeugte Hunderte von Schatten in den Bäumen, während die Triebwerke heulten, um den
    Hubschrauber trotz des Windes stabil zu halten. Die Camper standen bestimmt alle vor ihren Zelten, um diese
    Wiederholung der Belagerung in Waco, Texas, aus sicherer Entfernung am anderen Seeufer zu beobachten, und freuten 315
    sich darüber, dass ihr verregneter Urlaub doch noch recht aufregend geworden war.
    Unter mir konnte ich nur noch die Flachdächer der beiden Häuser sehen. Weitere rote und blaue Blinkleuchten kamen zwischen den Bäumen näher, aber diesmal befanden sie sich auf meiner Seite des Sees auf der von links heranführenden Zufahrt zu den Häusern. Auch auf dem Parkplatz jenseits des Sees trafen

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