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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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ernstlich motiviert hätte. Stolz?
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    Ich war stolz, nicht unbedingt darauf, was ich machte, aber bestimmt darauf, wie ich es machte. Als Soldat und später als K hatte ich mich aus eigener Kraft bewährt. Meine Mutter hatte immer behauptet, aus mir würde nie etwas Rechtes werden. Das mochte stimmen, aber ich bildete mir gern ein, in meiner eigenen kleinen Welt zu den Besten zu gehören. Das war befriedigend, und ich bekam sofort Geld dafür. Der einzige Nachteil war, dass ich einiges zu erklären haben würde, wenn ich eines Tages am Himmelstor klopfte. Aber wer würde das nicht tun müssen?
    Der Wind hatte nachgelassen, und es regnete nicht mehr so stark. Im Haus wurde Licht gemacht, was ganz natürlich war; inzwischen war es fast 19 Uhr, und bei geschlossenen Vorhängen musste es im Haus längst finster sein. Wie letzte Nacht brannte nur im Erdgeschoss Licht. Obwohl ich
    angestrengt horchte, war nichts zu hören, nicht einmal ein Radio oder ein Fernseher. Ich hätte viel dafür gegeben, zuverlässig zu wissen, was dort drinnen passierte. Hoffentlich packten sie ihre Sachen, weil sie abhauen wollten.
    Weil jeder Plan verbesserungsfähig ist, stellte ich mir diese Situation vor. Was war, wenn ich die Tür in dem Augenblick erreichte, in dem sie mit ihrem Gepäck rauskamen? Wie würde ich reagieren? Was würde ich tun? Würde ich einfach
    reinstürmen und Sarah liquidieren? Oder würde ich versuchen, sie rauszuholen? Arnie und Bruce gehen rein und nehmen es mit einem ganzen Dutzend Bösewichte auf, aber bei uns anderen funktioniert das nicht: Bei einem Dutzend Gegner ist man tot. Ein Job dieser Art würde Schnelligkeit, Aggression und Überrumpelung erfordern. Ich musste dort eindringen und rasch wieder verschwinden, ohne mich unnötig zu gefährden.
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    Das würde bestimmt kein Sonntagspicknick werden.
    Ich beobachtete und horchte weiter angestrengt, während ich mir alles noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Und ich fragte mich erneut, was ich wohl übersehen hatte. Natürlich würde etwas Unerwartetes passieren, aber dafür wurde ich bezahlt: damit ich improvisierte.
    Jetzt war es nur noch wichtig, meinen Auftrag zu erfüllen.
    Das Ziel zu erreichen, bedeutet gleichzeitig eine Chance, am Leben zu bleiben. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, daran zu denken, wie schön es wäre, über Wiesen zu hüpfen oder Verbindung mit dem weiblichen Aspekt meines Ichs
    aufzunehmen. Jede Ablenkung konnte lebensgefährlich sein, und davor musste ich mich hüten. Kelly und ich hatten noch einen Besuch im Bloody Tower vor uns.
    14
    Das Licht im Erdgeschoss ging aus. Es war gleich 23.30 Uhr, und seit ich vor einer halben Stunde auf meine Baby-G
    gesehen hatte, waren weitere zehn Liter Regen pro
    Quadratmeter gefallen. Ich packte die Kamera ein.
    Ich stieß das Zweigbündel mit den Füßen aus dem Tunnel, schob mich rückwärts ins Freie und zog meinen Rucksack und den Sportbogen hinter mir her. Es regnete weiter, aber wenigstens hatte der Wind, der den Regen gebracht hatte, sich inzwischen gelegt. Ich blieb auf den Knien, zog die beiden Flash Cards aus meinen Jeanstaschen und zerkleinerte sie mit der Zange meines Leathermans in unbenutzbare Stücke. Dann steckte ich sie in zwei Außentaschen des Rucksacks, während 262
    der Psion 3C in die Deckeltasche kam.
    Ich stand langsam auf, reckte mich, steif wie ein alter Mann
    – noch dazu wie ein durchnässter alter Mann –, und horchte aufmerksam. Aus dem Haus drang kein Laut; ich hörte nur Regentropfen auf Laub und Gore-Tex fallen. Leider sah der nächste Teil meines Plans vor, dass ich die Gore-Tex-Sachen ausziehen würde.
    Vor Kälte zitternd, als die feuchtkalte Luft meine Haut umgab, breitete ich die Jacke auf dem Boden aus, streifte auch die Gore-Tex-Hose ab und legte sie zur Seite. Dann zog ich mich bis auf die Unterhose aus und legte alles auf die Jacke.
    Bevor ich weitermachte, hob ich mein Oberhemd wieder auf und trennte mit der Klinge meines Leathermans beide Ärmel an der Schulter ab. Ich steckte sie in eine Tasche meiner Jeans und fing an, die ausgezogenen Kleidungsstücke in die Jacke zu wickeln. Seit ich nicht mehr in viele wärmende Schichten gehüllt war, klapperten mir vor Kälte die Zähne.
    Als Nächstes schnitt ich fünf Stücke Garn ab und benutzte zwei davon, um die zugedrehten Hosenbeine abzubinden.
    Dann steckte ich die Jacke mit den eingewickelten
    Kleidungsstücken in ein Hosenbein und band die Hose an der Taille ab. Zuletzt schlug ich die

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