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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Wohnungstür, wobei ich darauf achtete, dass mein Gesicht sich genau vor dem Spion befand. So stand ich mindestens fünfzehn Sekunden lang da, bevor zu hören war, dass innen an der Tür Klebeband abgerissen wurde. Dann ging sie endlich auf, jedoch nur zu einem Viertel, und was ich sah, ließ mich sofort bis an die gegenüberliegende Korridorwand zurückweichen. Verdammt, zwei Meter reichten nicht - von diesem Scheißkerl wollte ich mindestens fünfzig Meter entfernt sein!
    Das Gesicht im Türspalt gehörte einem jungen Türken oder Araber, schätzungsweise Mitte zwanzig, die Hände voller roter Farbe. Das machte mir keine Sorgen. Sein Aussehen allerdings schon. Seine Augen waren blutunterlaufen, und er war in Schweiß gebadet. Er hechelte keuchend, während ihm Schleim in einem breiten Strom aus der Nase lief. Ich hob abwehrend die Hand, um ihn daran zu hindern, näher heranzukommen. »Sprechen Sie Englisch?«
    Er nickte, dann verschwand er hinter der Tür und hustete quälend laut. Trotz der vier Gesichtsmasken war der aus der Wohnung dringende Gestank nach Scheiße
    und Verwesung fast überwältigend.
    Sein von strähnigen, fettigen Haaren umrahmter Kopf erschien erneut.
    »Sie bringen die Flaschen hierher an die Tür, okay? Haben Sie verstanden?«
    Er nickte langsam, wischte sich die Nase mit dem Hemdsärmel ab, schlurfte in die Wohnung zurück und ließ dabei die Tür offen stehen. Von unten war wieder gedämpft der Lobgesang der Gottesdienstbesucher zu hören.
    Ich trat an der anderen Wand Wand nach links, bis ich mich auf gleicher Höhe mit der Tür befand. Der Vorraum war klein, quadratisch und leer bis auf das Erbrochene, das den Teppichboden bedeckte, und die abgerissenen Klebestreifen, mit denen die Wohnungstür versiegelt gewesen war. Ich hörte wieder Erbrochenes auf den Boden klatschen und bewegte mich noch etwas weiter nach links. Dabei kam ein Teil des Wohnzimmers in Sicht; ich konnte eine große Fensterwand sehen, die mit dünnem Musselin verhängt war, der viel Licht durchließ. Die Wände waren mit rot aufgesprühten Parolen bedeckt, wie wir sie aus King’s Cross kannten. Ich trat noch etwas weiter nach links, um mehr zu sehen, und wünschte mir sofort, ich hätte es nicht getan.
    Auf dem Teppichboden lag ein dunkelhäutiger Körper. Ob er einem Mann oder einer Frau gehörte, konnte ich nicht beurteilen, weil er sich in noch schlimmerem Zustand als Archibald befand. Auf dem Fußboden neben ihm standen zwei Umhängetaschen. Ich wusste auch ohne Simon, was sie enthielten.
    Ich merkte, dass ich zu würgen begann.
    Der Bauch war so aufgetrieben, dass er das mit Erbrochenem getränkte Hemd gesprengt hatte. Alle sichtbaren Hautpartien waren mit handflächengroßen nässenden Geschwüren bedeckt, deren Eiter im einfallenden Tageslicht glänzte. Auch am Gesicht klebte Erbrochenes. Ob er - oder sie - noch lebte, konnte ich nicht beurteilen; ein vielleicht noch vorhandener Funke Leben würde jedenfalls bald erlöschen.
    Von nebenan war zu hören, wie jemand sich übergab; dann folgte ein gurgelndes, schleimiges Husten, als werde ein Abflussrohr durchgespült. Mein Mann versuchte noch immer, zur Wohnungstür zurückzukommen.
    Der Kopf des Liegenden bewegte sich und drehte sich so zur Seite, dass seine dunklen Augen mich anstarrten. Der Mund verzog sich sekundenlang zu einem Lächeln, dann musste die Gestalt sich wieder erbrechen - vermutlich zum letzten Mal. Scheiße, diese Leute kamen mir nicht gerade wie Märtyrer vor.
    Mein Mann schaffte es, mit einem Karton für sechs Weinflaschen zur Tür zu kommen. Eine der Flaschen fehlte. Vielleicht war sie zu Bruch gegangen. Das wäre eine Erklärung für den beschissenen Zustand dieser beiden gewesen.
    Ich zeigte auf den Boden zwischen uns. »Hier abstellen.«
    Er hustete würgend, beugte sich nach vorn und stellte den Karton mit Tragegriff ab. Dann richtete er sich auf, spuckte in den Korridor, verschwand nach drinnen und hustete noch mehr. Die Wohnungstür schloss sich. Auf dem Korridor war es still. Die Gottesdienstbesucher hörten vermutlich eine Predigt.
    Von meinem Platz aus konnte ich am Karton und an den Flaschen keine Schleim-, Kotze- oder Scheißespuren sehen. Aber die hätten mich nicht stören dürfen: Ich musste den Karton auf jeden Fall mitnehmen.
    Ich bewegte mich langsam vorwärts. Meine Hand in den Latexhandschuhen schloss sich um den Tragegriff, dann ging ich die Treppe hinunter, wobei ich darauf achtete, dass der Karton meine Kleidung nicht

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