Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3
wärâs erst mal mit Anklopfenâ, sagte er. âSchon mal was davon gehört?â
âDie Tür war offenâ, sagte Lena Kristine Sigvardsen Moe. Sie trat an seinen Schreibtisch und lieà das ausgedruckte Foto darauf fallen.
âEs gibt einen Türrahmen.â Der Ermittlungsleiter griff nach seiner Kaffeetasse. âSie können an den Türrahmen klopfen. Die Tür ist offen, weil ich Luft brauchte, nicht weil ich Gesellschaft will.â
Während er sprach, nahm er den Ausdruck in die Hand.
âSosoâ, sagte er. âUnd warum muss ich mir jetzt dieses Auto angucken?â
âDas ist Wolffs Autoâ, sagte Lena Kristine Sigvardsen Moe. âMit 92 Stundenkilometern in der Achtzigerzone geblitzt. In Hammarstad.â
Das Gesicht des Ermittlungsleiters versteinerte. Sie sah, wie seine Augen kalt und eisblau wurden, und gegen ihren Willen war sie beeindruckt. Er hatte es schon durchschaut. Ein Blick und er hatte es kapiert.
âNeunzig Kilometer von hier entferntâ, fuhr sie fort. âAuf der Autobahn. Ein aufgeweckter Kollege von der Verkehrspolizei in Hammarstad hat es mir gemailt. Ob das nicht der Typ wäre, den wir zum Verhör hier haben, fragt er. Das Foto ist von Trines Todestag, aber der Blitzer wurde erst gestern überprüft, darum haben wir es nicht schon früher bekommen.â
âZwölf Uhr zweiunddreiÃigâ, las der Ermittlungsleiter.
âJa, zwei Minuten nach halb eins am Tag des Mordes. Da war Wolff neunzig Kilometer von Dypdal entfernt. Er kann es nicht getan haben. Keine Chance. Praktisch gesehen unmöglich.â
âDer Ausdruck ist ja nicht so besonders, wie schaut es mit dem Original aus?â
âEs ist scharf genug, um die Autonummer genau zu erkennen. Und sein Gesicht.â
âUnd sein Gesicht â¦â
âJa.â
âKrassâ, sagte er trocken.
âJa.â
âWas die Technik heutzutage alles möglich macht.â
âJa.â
Er seufzte. âOkay.â
Lena Kristine Sigvardsen Moe hatte erwartet, dass er wütend werden und auf den Schreibtisch hauen würde. Dass er den Erstbesten, der ihm in die Quere kam â also vermutlich sie â anbrüllen würde: Warum zum Teufel haben Sie das nicht früher rausgefunden? Aber nein, es machte fast den Eindruck, als ob ihn das alles amüsierte. Es gefiel ihm. Sie beschloss auszuprobieren, wie tief sie bohren konnte, ehe er sauer wurde. âDas hier ist hundertprozentig sicher. Es ist Wolff. Er hat das beste Alibi der Welt. Als Trine umgebracht wurde, war er neunzig Kilometer weit weg. Er kann es nicht rechtzeitig vor dem Fundzeitpunkt hierhergeschafft, sie ermordet und in den See geworfen haben. Das ist unmöglich.â
âNatürlichâ, sagte der Ermittlungsleiter.
âNatürlich?â
âJa. Darum will er uns auch keine Einzelheiten verraten. Keine Details. Er weià eine Menge über den Fall durch die Zusammenarbeit mit uns, aber nicht genug, um zum Beispiel sagen zu können, wo Trine und ihr Mörder sich begegnet sind. Oder weshalb die Leiche in den See geworfen wurde. Also hält er lieber die Klappe.â
âAber warum?â, fragte Lena Kristine Sigvardsen Moe. âWarum gesteht er einen Mord, den er unmöglich begangen haben kann?â
Der Ermittlungsleiter antwortete nicht. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, faltete die Hände über der Brust und lächelte kurz. âPrüfen Sie die Echtheit des Bildes genau. Ein Mal, zwei Mal, wenn nötig auch drei Mal. Und dann noch drei Mal. Ãberprüfen Sie es so oft, bis Sie hundertprozentig sicher sind, dass daran nichts faul ist, dass niemand die Daten vertauscht oder die Uhrzeit manipuliert oder mit Photoshop gespielt hat. Und wenn sich herausstellt, dass es wirklich echt ist ⦠Lassen Sie ihn laufen.â
âWir sollen ihn laufen lassen?â Sie sah ihn an. âWolff?â
âNatürlich.â
âAber ⦠aber â¦â
âWenn wir jeden Idioten einbuchten würden, der ein falsches Geständnis ablegt â¦â
âEr ist doch nicht irgendein Idiot! Er weià etwas. Er hat es da oben im Wald sogar gestanden. Er hat Benedicte gesagt, dass er es war.â
Der Ermittlungsleiter schüttelte den Kopf und sagte genau das zu Lena Kristine Sigvardsen Moe, was sie selbst schon hundertfach gedacht hatte: âEr hat sich wichtig gemacht. Er hat
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