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Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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die sie kannte, der sie nicht verurteilte.
    In dieser Zeit führte sie auch lange Gespräche mit Isabelle. Nach Lucindas Besuch hatte Allie die Rektorin mit Fragen nach Orion und Nathaniel und Gabe regelrecht gelöchert.
    Isabelle erzählte ihr von Orion-ähnlichen Vereinigungen überall auf der Welt. Die auf dem europäischen Kontinent hieß
Demeter
, die in Amerika
Prometheus
. Orion war zwar die älteste, aber längst nicht mehr die mächtigste dieser Organisationen.
    Die Rektorin enthüllte ihr auch weitere Einzelheiten von Nathaniels Plan. Eines Freitags nach dem Unterricht, als sie in Isabelles Büro zusammensaßen, fragte Allie sie nach seinen Beweggründen.
    »Was will er eigentlich? Mich will er ja nur, um es Lucinda heimzuzahlen, das weiß ich, und dich hasst er wegen dieser Erbsache. Aber worum geht es ihm wirklich?«
    Als wäre ihr plötzlich kalt, zog Isabelle die marineblaue Strickjacke von der Stuhllehne und legte sie sich um die Schultern. Darunter trug sie ein weißes Poloshirt und dazu enge, graue Hosen. Wer sie sah, hätte nicht geglaubt, dass sie mitten in der Organisation eines Kampfes war und sich darauf vorbereitete, einen Angriff abzuwehren. Sie sah einfach nur aus wie eine Lehrerin.
    »In den letzten Jahren ist Nathaniel auf der Suche nach Unterstützung für seinen Plan, Lucinda zu stürzen und Orion unter seine Kontrolle zu bekommen, kreuz und quer durch die Welt gereist«, erläuterte Isabelle. »Zum Teil aus persönlichen Gründen, wie du weißt, zum Teil aber auch schlicht aus der Gier nach Macht und Reichtum. Um reicher zu werden, als sein Vater je war. Um ihn zu übertreffen. Er hat nicht ausreichend Unterstützung in der Organisation, um dieses Ziel zu erreichen, deshalb sucht er weltweit nach Helfern. Soweit ich informiert bin, war er im Januar bei Demeter in Zürich, doch die haben ihn abblitzen lassen.« Ihr Blick verhärtete sich. »Bei Prometheus, fürchte ich, hat man ihn wohlwollender empfangen.«
    »Amerika?« Allie blinzelte nachdenklich. »Wieso sollten die ihm folgen? Der ist doch durchgeknallt.«
    »Folgen ist nicht das richtige Wort«, sagte Isabelle. »Sie wollen ihn benutzen. Weißt du, es gibt Leute bei Prometheus, die seit Jahren genau um das streiten, was Nathaniel ihnen nun anbietet. Sie sehen in ihm einen potenziellen Verbündeten. Wenn Großbritannien sich zu ihnen gesellt, würde das den Ausschlag geben. Und sie würden bekommen, was sie schon immer wollten – mehr Kontrolle, mehr Macht. Unvorstellbaren Reichtum. Es wäre die Rückkehr der Oligarchen. Das Ende, so fürchte ich, des demokratischen Experiments der Neuzeit. Falls es ihnen gelingt, die Fesseln der Gesetze abzuschütteln, die zum Schutz des Einzelnen erlassen wurden … Denk nur, wie viel Geld sie machen könnten. Sie wären wie Könige.«
    Allie sah sie skeptisch an. »Das ist doch verrückt. Das wird doch nicht passieren. Das würde doch niemand zulassen.«
    »Das würde gar niemand mitbekommen«, entgegnete Isabelle.
    »Klar bekämen das die Leute mit – weil sich doch alles verändern würde!«
    »Die Dinge würden sich ändern, ja. Aber nicht so offenkundig«, fuhr Isabelle fort. »Und die meisten Menschen achten auch nicht darauf. Sie haben Jobs und Kinder, haben Eigenheime abzubezahlen und andere Sorgen … Sie haben keine Zeit, um auf kleine Veränderungen in der Gesetzgebung zu achten, die sie scheinbar ohnehin nicht betreffen. Schau, was Orion bisher schon erreicht hat – die Organisation hat jeden wichtigen Bereich der britischen Führung unterwandert, von der Regierung über die Medien bis zu den Gerichten. Bislang hat sie noch nie offen eine Wahl zu beeinflussen versucht, doch wenn sie wollte, könnte sie es. Ohne dass es jemals bekannt würde.« Sie lehnte sich zurück. »Orion kontrolliert nämlich die Behörde, die mit der Überwachung der Wahlen betraut ist.«
    Allie starrte sie mit offenem Mund an.
    »Willst du damit sagen, Nathaniel könnte mit dem, was er vorhat, Erfolg haben? Dass er …«, sie wusste nicht, wie sie das, was er tun wollte, bezeichnen sollte, »… alles übernimmt?«
    »Ich fürchte, ja«, sagte Isabelle. »Deshalb ist es so wichtig. Deshalb mussten Menschen sterben. Deshalb geht es dabei ums Ganze.«

    Weil nichts passierte, hatte Allie auch keinen Vorwand mehr, noch länger die Schule zu vernachlässigen. Jeden Nachmittag konnte man sie und Rachel nun an ihrem versteckten Lieblingstisch in der Bibliothek finden, wo sie in weichen Ledersesseln saßen und im

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