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Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Titel: Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Kapitel eins
    1834
    »Oh Clarinda! Hast du die letzte Ausgabe von Snitch irgendwo gesehen? Ich habe sie noch rasch an den Docks erstanden, bevor wir abgefahren sind. Es ist ein absolut göttlicher Artikel über Captain Sir Ashton Burke darin!«
    Clarinda Cardew spürte, wie ihre Finger sich unwillkürlich verkrampften und sich in den ledernen Einband des Buches krallten, das sie gerade las. Trotz der milden Brise, die vom Meer her wehte und ihre Wangen streichelte, erstarrten ihre Gesichtszüge zu einer Maske kalkulierten Desinteresses, die sie immer aufsetzte, wenn dieser Name fiel. Sie benötigte keinen Spiegel, um ihre Miene zu überprüfen. Sie hatte schließlich neun Jahre lang Zeit gehabt zu üben.
    »Ach wirklich?«, murmelte sie, ohne ihre Augen von der Seite zu heben.
    Unglücklicherweise war Poppy zu sehr von ihrem Gesprächsthema eingenommen, um Clarindas auffälligen Mangel an Interesse zur Kenntnis zu nehmen. Poppy rückte ihre Brille zurecht, die auf ihrer Nasenspitze saß, und lehnte sich auf ihrem Stuhl vor. »Wenn man diesem Artikel hier glauben darf, spricht er mehr als fünfzehn Sprachen fließend, einschließlich Französisch, Italienisch, Latein, Arabisch und Sanskrit. Das letzte Jahrzehnt hat er angeblich damit verbracht, von einer Ecke der Erde zur anderen zu reisen.«
    »Genau genommen«, wandte Clarinda mit leiser Ironie ein, »hat die Erde keine Ecken. Sie ist rund.«
    Unbeeindruckt fuhr Poppy fort: »Nachdem er sein Regiment in der Armee der Ostindien-Kompanie im burmesischen Krieg von einem eindrucksvollen Sieg zum nächsten geführt hat, wurde ihm vom König die Ritterwürde verliehen. Wegen seines ungestümen Einsatzes im Nahkampf haben seine Männer ihm den Spitznamen ›Sir Wild‹ gegeben.«
    »Das klingt auch gleich viel furchteinflößender als ›Sir Höflich‹.« Clarinda war selbst reichlich wild zumute, während sie in ihrem Buch blätterte und blind auf die Wörter starrte, die genauso gut in Sanskrit hätten geschrieben sein können.
    »Gerüchten nach«, las Poppy vor, »soll er während seiner Zeit in Indien eine wunderschöne Hindustani-Prinzessin vor Banditen gerettet haben, die sie aus ihrem Palast entführt hatten. Als ihr Vater ihm als Belohnung ihre Hand zur Ehe antrug und ein Vermögen in Gold und Juwelen bot, unterrichtete Burke ihn, dass er mit einem Kuss schon mehr als genug belohnt sei.«
    »Ihr Vater muss ausgezeichnet küssen«, erwiderte Clarinda und hob das Buch, um ihr Gesicht dahinter zu verstecken.
    Poppy löste ihren verträumten Blick lang genug von dem Klatschblättchen, um Clarinda erbittert anzusehen. »Doch nicht von ihrem Vater, Dummerchen. Von der Prinzessin. In dem Artikel wird behauptet, seine romantischen Abenteuer seien nahezu ebenso legendär wie seine militärischen. Es heißt hier, nachdem er seine Entlassung aus der Armee beantragt hatte, sei Burke von der Afrikanischen Assoziation eingestellt worden, um eine Expedition tief ins Innere des Kontinents zu leiten. Sein Vertrag mit dem Verein endete vor drei Jahren, als er mit zahlreichen Aufzeichnungen zu Bräuchen – vor allem Bräuchen im Zusammenhang mit der Fortpflanzung – der primitiven Stämme, die er dort entdeckt hatte, aus Afrika zurückkehrte. Selbst die abgebrühtesten Gelehrten waren von der Detailverliebtheit der Beschreibung seiner Funde schockiert. Manche von ihnen sind sogar so weit gegangen anzudeuten, er könnte sich selbst an diesen Fruchtbarkeitsriten beteiligt haben!«
    Clarinda verzog bei Poppys schrillem Gelächter unwillkürlich das Gesicht. Das Bild eines Mannes, der sich in die schlanken glatten Arme einer ebenholzfarbenen Schönheit sinken ließ, während Flammen um sie tanzten und die Trommeln der Eingeborenen in einem unwiderstehlichen Rhythmus schlugen, ließ ihre Schläfen unangenehm pochen. Kurz erwog sie, das Klatschblättchen einfach über Bord zu werfen. Vielleicht auch Poppy gleich mit.
    Für gewöhnlich war Penelope Montmorency, die Clarinda und ihre früheren Klassenkameradinnen in Miss Bedelia Throckmortons Pensionat für höhere Töchter einfach Poppy nannten, eine angenehme Gesellschaft. Sie hatte zwar eine Schwäche für Klatsch und mit Zuckerguss überzogene Teekuchen sowie die Neigung, alles, was sie sagte, so zu betonen, als stünde am Ende ein Ausrufezeichen, aber sie war auch gutmütig und loyal ohne eine Unze Boshaftigkeit in ihrer kleinen leicht rundlichen Gestalt.
    Poppy war meistens zufrieden damit, Clarinda aus den geheiligten Seiten des

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