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Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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sich gegen die kalte Wand.
    Heute fing ihr Gartenarrest an. Dreimal die Woche sollte sie von sechs bis acht Uhr morgens im Nutzgarten antreten. Sie musste eigentlich erst in einer Stunde aufstehen, aber jetzt wollte sie nicht wieder einschlafen. Denn sie spürte, wie der Traum immer noch in ihrer Nähe lauerte, zusammengerollt wie eine Schlange, und nur darauf wartete, dass sie einnickte.
    Stattdessen stand sie auf, duschte lang und heiß und suchte anschließend in ihren Schubladen nach warmen Klamotten. Sie versuchte, möglichst viele Lagen übereinanderzuziehen: Thermounterwäsche, Trainingshose und drei Pullis. Als sie fertig angezogen war, war es immer noch zu früh, weshalb sie die Zeit bis sechs damit verbrachte, noch einmal ihren Englischaufsatz durchzulesen.
    Um diese Uhrzeit herrschte in der Schule gespenstische Stille. Selbst vom Personal war noch keiner zu sehen, als sie die Treppe hinunterging. Das Knarzen der Hintertür hallte in der Stille wider wie ein Schrei.
    Gott, ist das eisig!
Es war so kalt, dass ihr bei jedem Atemzug die Nase wehtat und die Stirn sich fester um ihr Gehirn zu schließen schien.
    So tief es ging, vergrub sie die behandschuhten Hände in ihren Manteltaschen.
    Gärtnern im Februar
, haderte sie.
Gibt’s Leute, die so was freiwillig machen?
    So ganz ohne Laub bildeten die Bäume entlang des Fußpfads hinter der Schule einen bedrückenden, skelettartigen Baldachin über ihrem Kopf. Sie senkte den Blick und beschleunigte ihre Schritte.
    Zu ihrer Linken erkannte sie schemenhaft das kuppelförmige Dach der Marmorgrotte, das sich gespenstisch weiß zwischen den Bäumen abzeichnete. Der Fußweg vor ihr verschwand irgendwo im Dunkeln.
    Von Unbehagen getrieben, verfiel Allie in einen leichten Trab.
    Sie wollte sich nicht eingestehen, dass sie Angst hatte, und redete sich ein, dass sie ihre Muskeln aufwärmen musste, damit sie nachher beim Arbeiten weniger wehtaten. Doch die Anspannung führte nur dazu, dass ihr Magen übersäuerte.
    Als sie die lange, hohe Mauer aus grauen, schweren, alten Steinblöcken erreichte, hinter der sich der Garten befand, erlaubte sie sich, etwas zu entspannen. Sie bog links ab und folgte der Mauer bis zu einem robusten Holztor. Normalerweise war es abgeschlossen, doch heute hing das Zahlenschloss offen da, und das Tor stand einen Spalt auf.
    Eine leichte Unruhe befiel Allie, als sie das sah.
Das Tor ist doch sonst nie offen.
Sie musste an Jo denken und wie sie routiniert an den kleinen Rädchen des Schlosses gedreht hatte.
    Irgendwer muss es für mich aufgelassen haben
, überlegte sie.
Ist ja nicht so, dass keiner mit mir rechnet. Und irgendwie muss ich ja auch reinkommen.
    Trotzdem war sie auf der Hut. Als sie das Tor durchquerte, ging sie leicht in die Knie und verlagerte ihren Körperschwerpunkt, sodass sie, wenn nötig, jederzeit wegrennen konnte.
    Der Nutzgarten war groß – im Sommer lieferte er ausreichend Obst und Gemüse, um die ganze Schule zu versorgen, doch um diese Jahreszeit wirkte er nackt und tot. Und soweit sie erkennen konnte, war er verlassen.
    »Hallo?«, rief Allie. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und starrte ins Dunkel. »Mr Ellison?«
    Ihre Stimme versank im kalten Boden.
    Jetzt reicht’s mir aber langsam.
    Bestimmt war es schon nach sechs. Und was machte sie hier? Stiefelte ziellos allein durch die Dunkelheit.
    »Das ist so was von saublöd«, murmelte Allie vor sich hin und zwängte sich durch das trockene Geäst vor ihr. »Da könnt ich mir geradesogut ein Schild auf den Rücken binden, auf dem steht: ›Bitte überfall mich, Nathaniel!‹« Sie blieb mit dem Ärmel an einem Dorn hängen und riss sich los. »›Huhu, ich lauf hier allein und ungeschützt in der Dunkelheit rum. Stürz dich auf mich und bring mich zurück unter deine Drecks-Weltherrschafts-Fuchtel.‹ Und wieso hab ich nicht mal eine Scheiß-
Taschenlampe
dabei?«
    Just in diesem Moment zerriss ein lautes Knacken die Luft. Allie wirbelte herum, konnte aber im Dunkeln nichts erkennen.
    Vielleicht bin ich nur auf irgendwas getreten
, dachte sie hoffnungsvoll.
Und hab mein eigenes Echo gehört.
    Doch ihre Wange zuckte nervös und verriet ihre Anspannung.
    »Hallo?«, rief sie zaghaft und räusperte sich. »Ist da jemand?«
    Keine Antwort.
    Allie verstummte. Vielleicht war es keine so tolle Idee, ihren Standort preiszugeben.
    Eine Weile blieb es unangenehm still, dann hörte sie es wieder – das Knacken eines brechenden Zweigs.
    Dabei hatte sie sich gar nicht

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