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Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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schrie eine unbekannte Stimme: »Nachtruhe!«
    Eine Sekunde blieben sie noch so da stehen, und Sylvain sah ihr tief in die Augen. Dann löste er sich von ihr und ließ ihre Hand los.
    »Es ist spät«, sagte er mit leerer Stimme. »Lass uns lieber gehen.«

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Sechsundzwanzig
    Als Allie am nächsten Tag in den Geschichtsunterricht kam, saß Zelazny seelenruhig an seinem Lehrerpult.
    Allie blieb so abrupt stehen, dass der Schüler, der hinter ihr lief, ungebremst in sie hineinrasselte.
    »’tschuldigung …«, sagte Allie, ohne den Blick vom Lehrer abzuwenden.
    »Hinsetzen! Wenn’s geht, heute noch«, knurrte Zelazny griesgrämig wie immer, als wäre er nie fort gewesen. Als wäre er nicht einer von denen, die Eloise gefangen hielten.
    Mit klopfendem Herzen versuchte Allie einzuschätzen, was hier gespielt wurde. Hatte Raj es geschafft? Hatte er alle Lehrer überredet, zurückzukommen?
    Kurz darauf kam auch Carter so schwungvoll in den Klassenraum gerauscht, dass er fast über seine Füße gestolpert wäre, als er Zelazny bemerkte.
    Und als Sylvain eintraf, riss auch er verwundert die Augen auf. An Allie gewandt, hob er die Brauen zu einer stummen Frage. Sie schüttelte unmerklich den Kopf: Auch sie hatte keine Erklärung für das plötzliche Auftauchen des Geschichtslehrers.
    Das stumme Gespräch beruhigte sie etwas – wenigstens kommunizierte Sylvain noch mit ihr.
    In der vergangenen Nacht hatte sie Stunden wach gelegen und darüber gegrübelt, was Sylvain gesagt hatte und wie schwach sie sich ihm gegenüber verhalten hatte. Es wäre die perfekte Gelegenheit gewesen, ihm zu sagen, dass sie ihn Carter vorzog, doch sie hatte es nicht fertiggebracht. Warum bloß? Okay, er hatte sie überrumpelt, aber … trotzdem. Was hielt sie zurück? Vertraute sie ihm immer noch nicht wegen der Geschichte damals beim Sommerball? Oder wegen Jo? Oder weswegen sonst?
    Zelazny stand in Rührt-euch-Stellung neben seinem Pult und blickte die Klasse scharf an.
    Allie zog ihren Notizblock aus der Tasche und versuchte, sich ganz normal zu verhalten. Was, wenn Zelazny wusste, dass sie in seinem Zimmer gewesen waren? Und, nicht auszudenken – wenn er wusste, dass sie ihn denunziert hatten?
    Der Gedanke machte sie schaudern, und vor lauter Nervosität nahm sie mit zitternder Hand ihren Stift und ließ auf dem Papier krakelige Gitterstäbe und ein riesiges Vorhängeschloss entstehen.
    Und was tat Zelazny? Er unterrichtete einfach. Machte einfach genau da, wo der Vertretungslehrer aufgehört hatte, weiter – mit der Schlacht von Austerlitz – ohne ein Wort der Erklärung oder der Entschuldigung für seine Abwesenheit.
    Allie hatte darauf gewartet, dass das Beil fiele, dass Zelazny sie aufrief und bezichtigte, sie habe in seinem Nachttisch und in dem Karton unter seinem Bett herumgeschnüffelt; doch je mehr Zeit verging, desto sicherer war sie sich, dass nichts dergleichen passieren würde.
    Erleichtert ließ sie sich in ihren Stuhl sinken, machte sich ab und zu Notizen und sehnte nur den Zeitpunkt herbei, an dem sie mit den anderen diese neuerliche Wendung besprechen konnte.
    Dann aber wurde die Geschichtsstunde erstaunlich interessant. Gebannt lauschte Allie Zelaznys Ausführungen zu der Schlacht zwischen Napoleon und den drückend überlegenen Truppen der österreichisch-russischen Koalition.
    »Napoleon war ein meisterhafter Stratege«, erläuterte Zelazny, während er auf der weißen Kunststofftafel die Schlachtordnung skizzierte. »Er wusste, dass er zahlenmäßig unterlegen war und der Feind mehr Truppen und Kanonen besaß. Also stellte er ihm eine Falle.«
    Zelazny wischte einen Teil seiner Skizze aus und tippte mit der Fingerspitze auf die Tafel. »Absichtlich schwächte er seine rechte Flanke, um den Feind dorthin zu locken. Er hoffte, dieser würde seine Stellungen aufgeben, sich mit der Hauptstreitmacht auf die vermeintlich schwache Flanke stürzen und so die Defensive vernachlässigen. Seine eigenen Truppen sollten zum geeigneten Zeitpunkt aus ihrem Versteck hervorbrechen und den Feind attackieren.«
    Der Geschichtslehrer malte eine Reihe dicker Pfeile an die Tafel. Als er sich wieder der Klasse zuwandte, wirkte er geradezu ausgelassen.
    »Die Koalition wurde völlig überrumpelt.«
    Während Zelazny die Schlacht in allen blutigen Einzelheiten beschrieb, fiel Allie plötzlich Nathaniels Brief ein, den irgendjemand mit einem Messer an die Mauer der Kapelle geheftet hatte. Und wenn das auch nur ein Trick wäre, so wie der

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