Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
1. KAPITEL
F estsitzende Deckel und andere Theorien über das männliche Verhalten.
Alles begann mit einer Nachricht auf meinem Anrufbeantworter.
„Rate mal, wer heiratet?“
sagte eine Stimme, die ich nur zu gut kannte.
Sie gehörte Josh. Meinem Ex-Freund. Der nun der Verlobte einer anderen war. Nicht, dass ich Josh jemals hatte heiraten wollen, schließlich litt er unter einer unüberwindbaren Abneigung gegen Zahnseide. „Haben vielleicht die Steinzeitmenschen Zahnseide benutzt?“ hatte er mich einmal gefragt. „Und? Leben diese Steinzeitmenschen vielleicht noch?“ hatte ich geantwortet. Unsere Beziehung dauerte nur sechs Monate, dann verkündete ich, dass ich keine Lust hätte, mit fünfundsechzig darauf achten zu müssen, dass er vor dem Zubettgehen sein Gebiss herausnimmt. „Okay, okay, dann benutze ich eben Zahnseide“, antwortete er. Aber da war es schon zu spät. Die Romantik war weg.
Und jetzt wollte er also heiraten. Eine Frau, die er kaum drei Monate nach unserer Trennung vor vier Jahren, kennen gelernt hatte. Er war nicht mein erster Ex-Freund, der diesen Weg beschritt. Randy, mein Freund vor Josh, begann bereits gerade mal sechs
Wochen
, nachdem wir uns tränenreich getrennt hatten, den Hochzeitsmarsch zu blasen. Dann gab es noch Vincent, meine erste Liebe – der war nun schon seit beinahe einer
Dekade
verheiratet. Gemäß meiner Mutter – die in Rufweite seiner Mutter in Marine Park in Brooklyn wohnt und es nie versäumt, mich auf dem Laufenden zu halten – haben Vincent und seine Frau bereits das
dritte
Kind in der Mache.
Wenn ein Ex heiratet, dann kann man noch darüber lachen. Beim Zweiten wird man nervös. Aber beim Dritten?
Drei
?
Dann beginnt man, es persönlich zu nehmen. Ich meine, warum verspüren die Männer nie bei mir das Verlangen, im Namen der ewigen Liebe Unsummen an Geld rauszuschmeißen?
„Das ist das Dilemma mit den festsitzenden Deckeln“, erklärte meine Freundin Michelle.
„Festsitzende Deckel?“ Vielleicht kannte sie ja eine Weisheit, die meine Welt wieder zurecht rückte. Schließlich hatte sich Michelle in den vier Jahren, in denen ich mir einen Wirtschaftsabschluss erarbeitet hatte, den ich nie brauchte, sich einen Ehemann, ein Haus und einen Diamanten von der Größe New Jerseys geangelt.
„Das kennt man doch“, fuhr sie fort. „Man versucht die ganze Zeit erfolglos, den Deckel eines Marmeladenglases zu öffnen, der sich keinen Millimeter bewegt. Und wenn man dann das Glas jemand anderem gibt, geht es völlig problemlos auf. Oder glaubst du wirklich, dass Jennifer Aniston, egal, was für eine hübsche Frisur sie hat, bei Brad Pitt hätte landen können, wenn es da nicht vorher Gwyneth gegeben hätte? Und schau dir mich und Frankie an.“ Das war der Mann, mit dem sie seit sieben Jahren verheiratet war. Sie hatte ihn sich kurz nach seiner Trennung von Rosanna Cuzio, der Ballkönigin unserer Highschool, gegriffen.
Nachdem Michelle mir ihre Theorie so geschickt erläutert hatte, konnte ich es nicht länger leugnen. Offenbar hatte ich Josh, Randy und Vincent erfolgreich darauf vorbereitet, beim nächstbesten Mädchen das Ehegelübde abzulegen. Meine Güte, für meine Bemühungen hätten sie mich eigentlich zur Trauzeugin machen müssen.
Stattdessen war ich nur die Ex-Freundin, die vielleicht oder vielleicht auch nicht zur Hochzeit eingeladen wurde, was davon abhing, wie sicher sich die Braut ihres künftigen Ehemannes war.
Sofort betrachtete ich Kirk, meinen derzeitigen Freund, mit anderen Augen. Wir waren seit einem Jahr und acht Monaten ein Paar, was seit meinem dreijährigen Verhältnis mit Randy absoluter Rekord war. Wir gaben ein richtig nettes, kleines Paar ab, Kirk und ich. Ich bekam inzwischen sogar Einladungen zu Partys, die an uns beide gerichtet waren — daran sieht man doch, wie ernst unsere Beziehung genommen wurde. Die Frage war: Würde mich Kirk eines Tages zu seiner Hochzeit einladen, oder …?
„Kirk … Sweetie“, sagte ich, als wir in dieser Nacht vor dem flackernden Fernsehschirm im Bett lagen. Die Möglichkeit, miteinander zu schlafen, hing wie eine ungestellte Frage in der Luft.
„Hm?“ Er konnte seinen Blick nicht vom Fernsehschirm losreißen, der Krimi schien ihn völlig zu vereinnahmen.
„Deine letzte Freundin … Susan?“
„Ja?“ Nun sah er mich doch an, allerdings ein wenig beklommen. Offenbar befürchtete er eines dieser „Beziehungsgespräche“.
„Ihr beide wart recht lange zusammen, oder? Wie lange noch
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