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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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grellen Blitz, den sein Tod in die Weiten der Zwischenschichten, in den dort ohnehin tobenden atmosphärischen Aufruhr hinein schicken würde. Und in diesem Aufblitzen sah er eben dort – ein schwaches Flackern am Rande seiner Wahrnehmung – den Aufbau von Ladungsfronten zu einer Spitze hin. Seine Aufmerksamkeit nahm aus einem unerfindlichen Impuls heraus Gestalt an, zuckte und ballte sich. Er wusste nicht, wie ihm geschah und was er da tat. Er handelte dort, wo er sonst nur wahrnahm.
    Ein Riss klaffte in die materielle Welt hinein.
    Der Arm der Kreatur schoss auf ihn zu.
    Aus einem grell blitzenden Halbmond in der Luft schoss eine Feuerlanze hervor und bohrte sich mit Macht in den Leib der Kreatur.
    Ihre Wucht warf die Kreatur nicht zurück; zum Zurückgeworfenwerden war sie nicht geschaffen. Doch ein sengendes Blitzen pflanzte sich durch das bleich glatte Gekröse fort, dort, wohinein die Feuerlanze sie getroffen hatte. Darachel sah sein Schwert den ihm mitgegebenen Schwung ungehindert zu Ende verfolgen. Es fuhr in die anvisierte Lücke im Panzer der Kreatur hinein, wo schon das Blitzfeuer tobte. Er selber, verblüfft, überrumpelt durch diese Wende, krachte schwer und unkontrolliert in den Körper der Kreatur. Wie ein feuriger Hammer traf der Schmerz seine Rippen, und er stürzte zu Boden. Das Schwert wurde ihm aus der Hand gerissen.
    Aus purem Überlebensinstinkt krabbelte er auf allen vieren durch den Staub, zur Seite, weg, irgendwohin, um den stampfenden Beinen der Kreatur zu entgehen. Er rollte herum, kam auf den Rücken zu liegen, und, sich auf seinen Ellbogen aufrichtend, sah er Bruc die Kreatur mit dem Schwert attackieren.
    Bruc hackte mit dem Schwert auf die Wunde ein, in welche die Feuerlanze gefahren war und in der noch immer Darachels Waffe steckte. Cedrach sprang hinzu, Fianaike ebenfalls, und sie hieben gemeinsam mit ihren Schwertern auf die Kreatur ein. Darachel hechtete auf, griff sich ohne lange nachzudenken das herumliegende Schwert eines Toten und erreichte das Zentrum des Kampfgeschehens gerade als die Kreatur zu Boden ging. Ihr Panzer war zwar zäh und hart, doch ihre Schwerter waren scharf, und ihre Hiebe kamen nun gezielter und trafen kraftvoller, jetzt, da die Gegenwehr der Kreatur erlahmte.
    Mit vereinten Kräften hackten sie die Kreatur schließlich in Stücke.
    So fand er Auric Ninragon.

Der Bote der Außenwelt

    Nin-c‘ron-vinhwe , das Himmelsriff, so hieß die Feste der Ninraé in ihrer Seelensprache. In der Physis- und Namenssprache wurde sie schlicht Nincavaer genannt.
    Sie war in die Klippe des großen Grabenbruchs hineingebaut, der parallel den hoch sich türmenden, schneebedeckten Graten des Gebirges entlanglief. Es war einst das Rückgrat der Welt genannt worden, bevor das Meer gekommen war und große Teile der mittleren Länder verschlungen hatte. Jetzt war der Mittelteil dieses Rückgrats bis auf eine Inselkette eingebrochen und im Meer versunken, und sein südlicher Teil ragte schroff und einsam als Tausende von Kilometern lange Insel aus den grauen Wellen des Meeres heraus, als öde Barriere zu den grundlosen Tiefen des äußeren Ozeans hin. Die Neuen Menschen nannten das Gebirge jetzt die Drachenrücken, und seine höchsten Massive ragten weit über die Wolken, so dass sich dort selbst die Luft zum Atmen verflüchtigte. Jedoch von seiner westlichen Flanke senkte das Gebirge sich ab und lief in die sanfteren Höhenzüge und Hügel des vorgelagerten Plateaulandes aus, bevor es dann schließlich im jähen Sturz des Grabenbruchs Hunderte von Metern abfiel, hinab zu den Ebenen, die sich dann ohne Unterbrechung bis zum Meer im Westen hin erstreckten.
    Genau in diesen Sturz hinein hatten die Ninraé ihre große Behausung gesetzt, über den letzten Ausläufern dunkler Wälder, mehr in die Höhe ragend als in die Erde hinein, doch beidem, der Erde und dem Himmel verwandt und vermählt, beiden Reichen angehörend.
    Die Festung war aus dem gleichen hellen grauen Stein geschaffen, aus dem auch die Verwerfungsbrüche der Klippe bestanden. So war keine Grenze zu sehen, wo von der Natur gestaltete Felsnadeln, Steinriffe und Sturzwände endeten und wo die Ninraé das Gestein zu blockartigeren, kantigeren Formen umgeschaffen hatten. Nincavaer wuchs nicht wie ein Fremdkörper aus einem vorgelagerten Klippengrat heraus, sondern als hätte die Natur hier aus einer Laune heraus lediglich glattere Kanten geschaffen, höhergreifende, sich sacht verjüngende Rechteckpfeiler, die von

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