No Sex in the City
und ab«, sagte Louise und rührte drei Stückchen Zucker in ihren Tee, während Olivia sie missmutig beobachtete.
»Um es schlichteren Gemütern verständlich zu machen: Es gibt andere Menschen, die haben ein Loch, das genauso geformt ist wie der Hebel«, sagte Olivia. »Die beiden Teile passen zusammen.«
Katie nahm ihren grässlichen Tee und kehrte in die Sitzecke zurück.
»Ah«, sagte sie. »Ob wir dieser bemerkenswerten Spezies wohl jemals begegnen werden?«
Louise sah verlegen aus.
»Ähm, diesem Exemplar hier wahrscheinlich nicht.«
Im Square Root erklärte ihr Terence - so hieß er nämlich -, wie er eine Kollegin bei der Arbeit beschissen hatte, weil sie ihm bei einem Deal zuvorgekommen war. Dies war das Rendezvous, auf das Katie sich nun schon seit Wochen freute. Für sie hatte es immer das Ende einer unerquicklichen Dürreperiode bedeutet, ähnlich dem Tag, an dem ein Gefangener seinen Hafturlaub antritt.
Sie nippte wieder an ihrem Wein und fühlte sich elend. Man sollte wirklich nicht so hohe Erwartungen an die Dinge haben. Warum trug Terence eine Burberrykappe mit der Aufschrift »Von Dutch«? Und was war darunter?
»Du musst nämlich wissen«, sagte Terence abschließend, »ich bin für Chancengleichheit. Mir egal, dass es eine Tussi war. Sie hat es einfach nicht besser verdient.«
Dienstagmorgen dann lief sie in der U-Bahn Olivia über den Weg. Es war ungewöhnlich heiß für die Jahreszeit, und die Leute, die sich zur Stoßzeit hier tummelten, ächzten in ihren Wollsachen und in ihren dicken Jacken. Katie war eine routinierte U-Bahn-Benutzerin, mied jeden Augenkontakt, eilte an den Straßenmusikanten vorbei und entfaltete ihre Metro mit raumgreifendem Schwung. Nicht immer gefiel ihr London, oft haderte sie mit der Stadt, aber sie gehörte nun einmal hierher.
Olivia war Katies Chefin, und hinter den Kulissen war sie auch ihre Freundin. Es war ein bisschen wie bei einer
Büroaffäre - Olivia war bei der Arbeit Katie gegenüber wesentlich strenger, als sie es sonst gewesen wäre. So sah es zumindest Katie.
»Es wäre ja nicht so schlimm gewesen«, sagte Katie, schlug mit der Hand gegen die Halteschlaufen und fragte sich wie immer, ob irgendjemand diese Dinger jemals saubermachte. Sie standen zusammengequetscht in einem Waggon voller Frauen und fuhren Richtung Soho zur Arbeit. »Aber ich habe ihn gesehen. Er war noch viel schlimmer, als er sich angehört hat.«
Olivia verdrehte die Augen. »Wie sollte es auch anders sein? Sie hätte ja fast einen Tunnel gegraben, um ihn rauszubefördern. Glatze, Fettwanst, Winzling?«
»Fettwanst, Bart, Affengesicht.«
Katie schüttelte den Kopf. Die arme Louise hatte sich sehr verändert, seit Max sie verlassen hatte.
»Nun ja, wir haben EastEnders gesehen. In einer Welt, in der Shane Ritchie als toller Hecht gilt, muss für Frauen irgendetwas richtig schiefgegangen sein.«
Sie sahen sich im Waggon um. Die Luft war parfümgeschwängert. Eine elegante Frau - eine von denen, die Tücher so zu tragen wissen, dass sie wie zufällig wahrhaft lässig fallen - malte sich ungeachtet des Geruckels geschickt die Lippen an. Drei andere hatten sich in Frauenmagazine und in die Metro vertieft. Zwei verschwanden hinter Romanen. Drei Männer saßen auf ihren Plätzen, lasen Zeitung und stellten wild entschlossen ihre postfeministische Einstellung zur Schau, indem sie konsequent ihren Sitzplatz nicht anboten. Am anderen Ende stand eine bunt gemischte Gruppe von Rucksacktouristen, eine Welt für sich, die Welt der Reisenden: Kiwis und Australier und Südafrikaner und Polen und lange Nächte in billigen Bars und Internetcafes und eigene Magazine. Aber der Großteil der Leute im
Waggon waren Frauen. Dutzende. Katie kniff die Augen zusammen. War das schon immer so gewesen? Fiel es ihr jetzt erst auf?
Olivia las ungeniert über die Schulter einer Person hinweg in deren Zeitung. Plötzlich stieß sie Katie an.
»Schau dir doch das mal an.«
»Nein! Ist doch peinlich!«
Die Frau, der die Zeitung gehörte, drehte sich um, und Katie erntete einen bösen Blick. Sie fühlte sich ungerecht behandelt und funkelte zurück. War sie schon vor ihrem Umzug nach London so aggressiv gewesen?
»Schau«, flüsterte Olivia jetzt, allerdings kaum leiser.
Katie sah es immer noch nicht, in der Zeitung stand nur der übliche Müll. Olivia verdrehte ihre Augen in Richtung einer bestimmten Zeitungsecke, als wäre sie komatös. Etliche ärgerliche Grunzer später - Unmutsbekundungen der Frau
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