No Sex in the City
vor ihnen, die nicht wirklich gewalttätig schien, die aber Mitleser und selbst Mitleser von Gratiszeitungen offenbar nicht schätzte und sich, wäre sie nicht wie eine Sardine in der Büchse eingeklemmt, sicher weggedreht hätte -sah es auch Katie.
»Die Ergebnisse der Volkszählung in London«, lautete die Überschrift. »Die Volkszählung von 2001 hat ergeben, dass in der Hauptstadt 180 000 mehr Frauen leben als Männer.«
Olivia zog in idiotischer Weise die Augenbrauen hoch. »Siehst du?«
»Was soll ich sehen?«
»Es stimmt, was in der Zeitung steht.«
»Was meinst du?«
»Nun, was sagen wir denn jedes Mal, wenn wir eine Bar betreten?«
»Riecht komisch hier?« »Nein.«
»Sind wir nicht zu alt für so etwas?«
Olivia verdrehte die Augen. »Okay, abgesehen davon.«
»Wo sind nur die Männer geblieben?«
»Bingo.«
»Also, das hier ...« Die Frau mit der Zeitung grunzte nicht länger, sondern hörte interessiert zu. »Das hier ist der Beweis. Wir sind die L.O.S.T. Generation der Frauen.«
»Die was?«
»Die Londoner-Ohnemann-Single-Twens&Oldies-Ge-neration.«
»Klingt nicht schlecht«, sagte Olivia.
»Ist aber schlecht! Ist sogar verdammt schlecht! Es steht in der Zeitung!«
»Mach dir keine Sorgen. Was bist du nur für eine komische Feministin?«
»Eine, die das Recht einfordert zu entscheiden, ob sie einen Kerl will oder nicht.«
»Okay«, sagte Olivia. »Und ... willst du?«
»JA!«, sagte Katie. »Und Männer riechen das. Deshalb lerne ich nie einen kennen. Ich sende seltsame Strahlen aus.«
»Schsch«, sagte Olivia.
»Okay«, sagte Katie. Eine Weile fuhren sie schweigend weiter.
»Weißt du was? Louises fettes, bärtiges Affengesicht hat sich nicht wieder gemeldet«, sagte sie irgendwann.
Olivia verdrehte die Augen: »Vielleicht bleibt er zu Hause und wäscht sich die Haare.«
»Es gibt keine Männer«, seufzte Katie zum wohl neunmillionsten Mal.
»Yeah«, sagte eine Stimme irgendwo auf Knöchelhöhe. Sie sahen beide nach unten. Ein extrem kleiner rotblonder
Mann mit einer Nase wie eine getrocknete Tomate hatte sich an sie gewandt.
»Wie bitte?«, sagte Olivia hochnäsig.
»Yeah«, wiederholte er. »Sie meinen, es gibt keine großen reichen Männer.«
»Nein, meinen wir nicht«, sagte Katie. »Oder?«
»Sie tragen einen Ehering«, sagte Olivia misstrauisch.
»Sie ist großartig«, erklärte der Kleine. »Und sie ist vierundzwanzig.« Er blickte herausfordernd zu ihnen hoch.
Die Frau mit der Zeitung sah jetzt auch nach unten.
»Sie haben recht«, sagte sie zu den beiden Frauen und taute nun richtig auf. »Es steht in der Zeitung. Aber mir war das sowieso klar. Statistisch gesehen gibt es keine Männer.«
Ein offensichtlich schwuler Mann, der neben ihr stand, zog eine Braue hoch und blähte unmerklich eins seiner Nasenlöcher.
»Denken Sie«, sagte er.
Alle drei Frauen verdrehten die Augen.
Eine weitere Frau beugte sich herüber. Ein einmaliges Ereignis in der U-Bahn zur Stoßzeit: angeregte Unterhaltung. Die Frau war groß, knochig und trug hellgrüne Netzstrümpfe zu etwas, das an einen Müllsack erinnerte.
»Ich arbeite in der Modebranche«, sagte sie.
»Ohne Scherz?«, sagte Olivia.
»Ohne Männer«, sagte die Frau aus der Modebranche.
»Verlagswesen«, sagte die Frau mit der Zeitung. »Keine Männer.«
»Versuchen Sie es als Kindermädchen!«, meldete sich eine piepsende Stimme mit skandinavischem Akzent aus dem Hintergrund. »Nur verheiratete Widerlinge!«
Der Kleine hatte jetzt Oberwasser und griff nach Katies Rock.
»Ich habe sie alle gebumst«, flüsterte er.
Katie hatte das damals nicht so viel ausgemacht - sie hatte schließlich eine Verabredung, und diese Verabredung nahm nun ihren Lauf. Terence erzählte soeben eine Geschichte über einen fantastischen Deal, der jeden auf der Arbeit als kompletten Vollidioten hatte dastehen lassen, jeden außer ihn. Das musste der Grund dafür sein, dass sie allmählich betrunken war. Sie sollte schnell verschwinden, nur für den Fall, dass die Sache irgendwann umkippen und sie den Mann unerklärlich attraktiv finden würde.
Sie hatte sich im Büro umgehört und es als Recherche ausgegeben. Im PR-Bereich, in dem Katie und Olivia arbeiteten, kann Recherche als Vorwand für alle möglichen Dinge herhalten.
»Also, was denkst du?«, hatte sie Miko im Büro gefragt, und die war gleichermaßen interessiert wie um die Pflege ihrer ewig langen, perfekten Fingernägel bemüht gewesen. »Gibt es wirklich keine
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