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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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„Aber Nat Owens ist eine einflußreiche Persönlichkeit. Es widerstrebt mir, ihn von dem Satelliten zu holen und ihm gegen seinen Willen ein paar Identitäten löschen zu lassen. Warten wir mal ab, was er zu sagen hat, wenn er vom Sanatorium zurückkommt. Möglicherweise können wir ihn dazu bringen, zwei oder drei der wildesten Transplantate auszulöschen, diejenigen, die ständig untereinander und mit ihm auf Kriegsfuß stehen.“
    „Das wird wohl das Beste sein“, sagte Risa. „Es war ziemlich beunruhigend da draußen auf dem Riff. Ganze Hautfetzen hingen an ihm herab, was er gar nicht zu bemerken schien. Er warf sich immer wieder gegen die scharfen Korallen.“
    „Es war sehr mutig von dir, ihn zu retten.“
    Risa kicherte. „Ich habe mich einfach gar nicht mit Nachdenken aufgehalten. Hätte ich das getan, hätte ich vielleicht gar nichts unternommen. Es schien mir das einzig Richtige zu sein. Ich will sagen, ich wußte einfach, daß ich zu ihm hinausschwimmen und ihn vom Riff wegziehen konnte. Also bin ich losgerannt und habe es getan. Und erst danach blieb mir die Zeit, nervös zu werden. Besonders, als ich den Strand wieder erreichte und entdeckte, daß auch der andere Mann einen Anfall hatte, dieser Charles Noyes …“
    „In diesem Augenblick war schon eine Menge los“, stimmte der Direktor zu. „Noyes soll zwei Tage bewußtlos gewesen sein, oder?“
    „Ich glaube, er hat inzwischen das Krankenhaus verlassen. Er ist wieder in Ordnung.“
    „Sag mir doch, Risa, jetzt, wo du mitbekommen hast, wie zwei Leute auf einmal durchgedreht sind, weil sie mit ihren Transplantaten nicht fertig wurden, willst du dir die Sache mit deiner eigenen Transplantation nicht anders überlegen?“
    „Natürlich nicht“, sagte sie sofort. „Ich gebe zu, das hat mir zu denken gegeben. Aber ich wäre jetzt nicht hier, wenn ich es nicht durchstehen wollte. Was den beiden passiert ist betrifft mich nur am Rande. Owens forderte die Schwierigkeiten geradezu heraus, als er diese Unzahl Identitäten übernahm. Noyes ist eine viel zu instabile Persönlichkeit, wie man mir sagte. Ich bin bereit.“
    „Mutig, mutig.“ Santoliquido drückte einen Knopf. „Dann wollen wir mal. Hast du dich für ein Bewußtsein entschieden?“
    „Ja.“
    „Tandy Cushing?“
    „Ja, woher wissen Sie das?“
    „Ich wußte es eben“, sagte der Direktor. „Frag deinen Vater. Ich habe ihm vorhergesagt, welche Wahl du treffen wirst.“ Er öffnete den Schreibtisch, trat durch die Lücke hindurch, nahm Risa bei der Hand und zog sie hoch. „Ich werde dich nie mehr so wiedersehen, wie du jetzt bist, Risa. Du verläßt mein Büro als Risa Kaufmann, aber wenn wir uns das nächste Mal sehen, bist du Risa plus Tandy. Ich hoffe, es wird für dich eine bereichernde Erfahrung.“
    „Bestimmt, das weiß ich.“
    Sie hauchte ihm einen Kuß auf die Lippen. Sie mochte ihn, er war für sie wie ein liebenswürdiger Onkel. Dennoch wußte sie, sie durfte die väterliche Haltung eines Mannes nicht immer für bare Münze nehmen, besonders, wenn er Francesco Santoliquido hieß. Er war nur deshalb so nett zu ihr, weil sie Mark Kaufmanns Tochter war. Es wäre töricht, das in seiner Gegenwart zu vergessen.
    Ein Techniker in einem schwarzen Arbeitsanzug erschien in der Bürotür. „Kommen Sie bitte, Miß Kaufmann.“
    Jetzt geht’s also los, dachte sie. Hallo, Tandy Cushing!
    Risa folgte dem Techniker zum Transplantationsraum. Es war ein langer Weg, der über mehrere Etagen führte. Ihre Spannung wuchs, je näher der ersehnte Augenblick heranrückte. Sie besänftigte ihre Erregung, indem sie den Techniker studierte. Er war noch jung, kaum älter als ihr Cousin Rod, und er schien wirklich Ehrfurcht vor ihr zu haben. Der Umgang mit Reichen und Mächtigen war sein Job, er pumpte neue Identitäten in ihre empfänglichen Gehirne. Aber Risa vermutete, daß er diesen Palast der Wunder jeden Abend verließ, um in eine kleine, schäbige Mietwohnung zurückzukehren, in der es vor Kakerlaken und schreienden Kindern wimmelte, wo er sehnsüchtig auf den nächsten Tag wartete, an dem er wieder einen Ausflug ins Märchenland unternehmen konnte. Wie brutal mußte es sein, dachte Risa, tagtäglich mit der Realität konfrontiert zu werden, vielleicht tausend Dollar im Monat zu verdienen und sich nie einmal etwas außer der Reihe leisten zu können – und vor der unausweichlichen Erkenntnis zu stehen, daß nach dem Tod nichts mehr kommt!
    „Hier herein, bitte“, sagte der

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