Noch Viel Mehr Von Sie Und Er
die Hand zu bekommen. Deswegen reimen sie sich auch schon mal die Verkehrsordnung irgendwie ›neu‹ zusammen und wirken dabei wie Marienkäfer ohne Punkte auf dem Rücken. Zum Beispiel wenn Jürgen vermutet, dass die Prostitution von Frauen erfunden wurde, die nicht kochen konnten. Scherzkeks. An dieser Stelle möchte ich mal die Worte des Theologen und Philosophen François Poulain de la Barre zu bedenken geben, » Alles, was Männer über Frauen geschrieben haben, muss verdächtig sein, denn sie sind zugleich Richter und Partei.» Dass ER liebend gern einen Abend mit Menschen verbringen möchte, die unser aller Leben mit Verwaltungsdummdeutsch versalzen, hat alle überrascht. Aber wenn Sie die Beispiele lesen, die er herausgepickt hat, wird klar, dass er uns hierbei auf eine satirische Erstbesteigung eines Achttausenders mitnimmt, wobei uns in bequemer Lesehaltung der Sauerstoff höchstens vor Lachen ausgeht.
Fast um den Verstand bringt mich, dass der von der Lippe ein Museum der Liebe besitzt. Wenn Sie wissen wollen, wie man da hineinkommt, lesen Sie die Seiten 136 – 137 des ersten Bandes. An anderer Stelle philosophiert er über Frauen unter Berücksichtigung ihres ›Fuckability-Faktors‹, ganz nach meiner Vorliebe für Saure Brause mit Ochsenfroschgeschmack. Da muss der weibliche Leser sich rechtzeitig in Erinnerung rufen, dass hier ein Comedian seine Feder spazieren führt. Und so schenkt er uns auch noch den seltenen Macho, der beim Thema Autofahren gänzlich darauf verzichtet, die Eier rauszuhängen, stattdessen von seinen Handarbeitskünsten als Kind parliert, um anschließend mit messdienerhafter Schlingeligkeit keck zu behaupten, bei einer Fahrprüfung ausgerechnet an der Onanierschaltung eines Lastwagens gescheitert zu sein. Da weiß der Leser plötzlich, was aus den Löchern wird, wenn der Käse gegessen ist, um mal mit Brecht zu sprechen. In Jürgens Essay zum Thema Tod lädt er uns in seine Lieblingskneipe ein, und mit fünf, sechs Fish intus, das Rezept für diesen Turbo-Cocktail finden Sie natürlich auch im ersten Band, wird unter Künstlern darüber philosophiert, ob man nicht besser Einzeller mit unsterblicher Lebenserwartung geblieben wäre, und ob einen der Gesundheitswahn denn wirklich noch in die erste Reihe bringen kann, bevor der letzte Vorhang fällt. Ich wäre beim Lesen beinahe vor Lachen gestorben, und das wäre eindeutig zu früh gewesen, denn erst zum Schluss, quasi als Sahnehäubchen auf dem achten Fish, erfahren wir von ihm, worauf es beim Sterben wirklich ankommt.
Über die rätselhaften Wesensunterschiede zwischen Frauen und Männern wird viel diskutiert, die Meinungen darüber gehen zum Teil sogar getrennte Wege. Und doch bleibt dieser phänomenale Mix der Powerstoff, aus dem der Witz des Lebens seine Pointen schöpft und manchmal sogar zu Papier bringt, wie in unserem Fall.
ER Was bisher geschah
Ich lernte Monika vor vielen Jahren in einem Friseursalon kennen. Ich hatte geerbt, was mich in die Lage versetzte, eine Zeit lang das Leben eines blendend aussehenden, von Frauen umschwärmten Bonvivants zu führen. Also ließ ich mich unter anderem täglich rasieren. Monika jobbte neben dem Studium in dem Laden. Sie gefiel mir irgendwie. Ich sagte: »Wenn Sie mich rasieren, soll es Ihr Schaden nicht sein!« Sie versetzte: »Aber Ihrer womöglich, ich habe das noch nie gemacht.« Ich sagte: »Da gibt es vieles, was wir noch nie gemacht haben, mit irgendwas sollten wir jetzt mal anfangen.« Sie richtete ein sehenswertes Blutbad in meinem Gesicht an und seitdem trage ich diesen Bart. Jahre später sahen wir uns wieder, in einer Table Dance Bar. Sie arbeitete neben ihrem Zweitstudium dort – als Rausschmeißerin. Ihr Trick: Wenn ein Gast lästig wurde, sagte sie: »Wie wär’s, wenn wir zwei aufs Zimmer gehen und es uns gemütlich machen?« Dann führte sie den besoffenen Blödmann zu einer Tür, sagte: »Geh schon mal vor«, und schlug die Tür des Notausgangs hinter ihm zu. Und so sahen wir uns kurz wieder, aber das sagte ich schon. Sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf, während ich so dalag, am Fuße der kleinen Treppe, die ich hinuntergestürzt war, direkt neben eine Lache Erbrochenes, dafür in einen Hundehaufen, schwer zu sagen, ob es andersrum nicht schöner gewesen wäre.
Ich hinkte zum Vordereingang, wo mich der Einlasser erst nicht einlassen wollte mit den Worten: »Unser Rausschmeißer wird Sie sowieso rausschmeißen.« Ich sagte: »Ist denn die nette
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