Noelles Demut
freut mich, Sie kennenzulernen, Noelle.“ Isabellas Stimme klang glockenhell und freundlich.
„Tatsächlich?“
„Aber ja. Kommen Sie, ich zeige Ihnen die Ausstellung.“
Noelle warf Simon einen irritierten Blick zu. Er lächelte.
„Na los. Ich beiße schon nicht.“
Noelle folgte Isabella in das Labyrinth der Bilder. Die Fotos waren unglaublich sinnlich. Nach wenigen Minuten tauchte Noelle in diese Welt ein.
„Wow. Paul hat’s echt drauf.“
„Ja. Seine Fotos haben mein ganzes Leben verändert.“
„Wie das?“
„Vor einem Jahr habe ich eine ähnliche Ausstellung mit ihm gemacht. Da habe ich Lucian kennengelernt.“
„Es tut mir wirklich leid, dass ich ihn angefahren habe.“
Isabella legte Noelle die Hand auf den Arm. „So was kann passieren. Machen Sie sich keine Gedanken. Sie haben ihn ja nicht allein gelassen, obwohl Sie sich selbst damit in Gefahr gebracht haben, entdeckt zu werden. Außerdem war es eine einzigartige Erfahrung, ihn pflegen zu können. Nur Männer sind in der Lage, so zu leiden.“
Noelle musste lachen. „Das Schicksal geht im Moment verworrene Wege. Wenn ich Mr. Green nicht angefahren hätte, wäre Simon nicht in mein Leben getreten und ich hätte den tollen Job im Marquis nicht.“
„Dann hat das also geklappt? Das freut mich.“
Sie gingen in die nächste Nische, und Noelle stockte der Atem. Das Foto zeigte einen Männerrücken. Die muskulösen Arme waren zur Seite ausgebreitet, als würde er fliegen. Die Haut leuchtete golden. Dieser Rücken strahlte Kraft und Eleganz aus. Wie gebannt ging Noelle auf das Foto zu und konnte nicht anders: Sie berührte das Bild sacht mit den Fingerspitzen.
„Er ist so schön“, flüsterte sie.
Isabella lachte hinter ihr. „Ich war sehr überrascht, als ich das Foto sah. Simon ist mir nie als schön aufgefallen. Er ist mir zu viel.“
Noelle drehte den Kopf und lächelte. „Zu viel?“
„Sieh dir Lucian neben ihm an. Er ist schlank und drahtig, athletisch. Simon ist einfach nur massig.“
Noelle lachte schallend. „Massig? Sieh dir diese Muskeln an.“ Sie strich noch einmal über seinen ausgeprägten Rücken. „Du hast keine Ahnung, wie toll sich das anfühlt.“
Isabellas Schweigen und der in sich gekehrte Blick irritierten Noelle. Plötzlich musste sie an Anns Worte denken, dass Simon viele Frauen hatte. Ob Isabella …? Noelle schüttelte leicht den Kopf, um diese Gedanken zu verscheuchen. Sie vertraute Simon, und was vor ihr war, ging sie nichts an.
„Was bedeutet der rote Punkt neben dem Bild?“, fragte Noelle.
„Dass es verkauft ist.“
„Ein unangenehmer Gedanke, dass er im Schlafzimmer von jemand anderem hängt.“
„Ich weiß, was du meinst. Mir ging es genauso, als Lucians Bild vor einem Jahr verkauft wurde. Diesmal habe ich es gleich für mich gekauft.“
„Das könnte ich mir nicht leisten. Schade!“
Völlig selbstverständlich waren sie zum Du übergegangen, und Noelle musste sich eingestehen, dass sie Isabella Steen mochte. Ähnlich wie bei Ann spürte sie eine Art Verbindung zu der schönen, großgewachsenen Frau. Sie lächelten einander an und gingen weiter.
„Ist das Mr. Green?“
„Nein, sein Bruder Damian.“
„Wow. Paul ist ein Ausnahmetalent. Ich habe noch nie so viele schöne Männer auf einem Haufen gesehen. Kennst du alle diese Männer?“
„Mit den meisten bin ich sogar befreundet. Es war meine Idee, diese Bilder zu machen. Das hat einige Überredungskunst gekostet. Besonders Simon hat sich lange gesträubt. Er hat sich geschworen, nie wieder mit mir zusammenzuarbeiten.“
„Ich habe davon gehört.“
„Er ist unprofessionell.“
Noelle biss sich auf die Zunge. Isabella hatte einen bissigen Unterton in der Stimme. „Das war ein Theater, kann ich dir sagen. Erst stimmt er der Ausstellung zu und dann ist er nicht auf der Vernissage.“
„Warum nicht?“
Die beiden Frauen schielten um eine Stellwand und beobachteten Simon, wie er mit Jesse sprach.
„Kannst du dir vorstellen, dass dieser Riese Angst vor der Öffentlichkeit hat?“, flüsterte Isabella ihr ins Ohr.
„Keine Angst, sie ist ihm lästig“, verteidigte Noelle Simon. „Das kann man ihm nicht verdenken. Ich möchte auch nicht im öffentlichen Interesse stehen.“
„Na, dann passt ihr ja perfekt zusammen.“
Isabellas Atem kribbelte in Noelles Nacken. „Ja, das tun wir“, seufzte sie.
Simon spürte Noelles Blick im Nacken. Als er sich umdrehte, lugten sie und Isabella an einer Wand vorbei und
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