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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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sich die Geschichte ein Jahr später anhören würde. Bennett sah ständig zu Ham hinüber, der im Raum auf und ab ging, immer noch mit zu viel Adrenalin im Blut. Der Ausdruck auf Bennetts Gesicht ließ mich ihm fast vergeben. Was auch immer ihm durch den Kopf gegangen sein mochte, als er das alles in Gang gesetzt hatte, nichts davon war jetzt noch von Belang. Im tiefsten und letzten hatte er es für seinen Sohn getan – seinen anderen Sohn, Sean, der sich so in Schwierigkeiten gebracht hatte. Es war dumm und gefährlich, so etwas zu tun. Aber ich hatte keinen Sohn. Vielleicht würde ich so etwas nie verstehen, es ei denn, ich hätte selbst einen.
    Die Sonne ging unter, als wir endlich gingen. Ich fuhr Jackie und Jonathan in meinem Laster nach Hause, Jackie in der Mitte, der schon wieder einschlief. Wir mußten ihn praktisch die Hintertreppe hochtragen, ihm Bennetts übergroße Klamotten ausziehen und ihn zu Bett bringen.
    Jonathan und ich gingen nach unten in die Kneipe. Beide nahmen wir noch einen Drink.
    »Ich muß dich mal was fragen«, sagte ich. »Hat Jackie dir jemals von seinem Vater erzählt?«
    »Aber klar doch. Mein Großvater Eli. Ich habe ihn natürlich nie kennengelernt, aber ich habe einige seiner Geschichten gehört. Er hat Millionen davon gehabt, denke ich. Die Jahre draußen im Nordatlantik, bei der U-Bootjagd.«
    »Und jetzt ist er da draußen? In dem See da?«
    »Mein Vater hat dir nie was davon erzählt?«
    »Nein.«
    »Dann solltest du ihn mal fragen.«
    »Werde ich machen.«
    Ich sah ihm zu, wie er sein Glas leerte. Er sah Jackie so ähnlich, diesen Abend mehr denn je. Wenigstens in meinen Augen.
    »Was meinst du?« sagte er schließlich. »Glaubst du, er hat was dagegen, wenn wir heute abend die Kneipe nicht aufmachen?«
    »Sag ihm, es sei meine Idee gewesen«, sagte ich.
    Wir ließen das »Geschlossen«-Schild an der Tür. Jonathan ging hoch in sein Bett, ich nach Hause in meines.
    Ich fuhr bis zum Ende meiner Stichstraße, stieg aus dem Wagen und betrachtete den Aschehaufen. Ich stand da im sterbenden Licht, versuchte etwas zu empfinden, aber da war nichts mehr. Ich fuhr zurück zu meiner Hütte und kroch ins Bett. Ich konnte das Stoßen und Wogen des Wassers noch beim Einschlafen spüren.
    Das Telefon klingelte. Ich richtete mich im Bett auf, mein Herz raste. Einen Moment lang war ich wieder auf dem Boot und suchte nach meiner Pistole. Warum war es denn dunkel?
    Ich fand meine Orientierung wieder, holte tief Luft und sah auf die Uhr. Es war kurz nach Mitternacht. Das Telefon klingelte wieder.
    »McKnight, hier ist Chief Maven.«
    »Chief?«
    »Ich bin im Haus von Winston Vargas. Er ist tot. Kommen Sie sofort her.«
    »Vargas ist tot?«
    »Das habe ich gerade gesagt. Stehen Sie auf, ziehen Sie sich an und kommen Sie rüber!«
    »Weshalb?«
    »Vor allem weil ich will, daß Sie ihn sich ansehen. Und weil ich Ihnen einige Fragen stellen will. Ich erwarte Sie in dreißig Minuten.«
    Er hängte auf.
    Wieder fuhr ich in der Dunkelheit von Paradise zum Soo; die zweite Nacht in Folge, daß ich diese Strecke fuhr. Vier Polizeiwagen vom Soo standen in Vargas’ Einfahrt. Ich parkte an der Straße, ging zur Tür und drückte auf die Klingel. Ein Beamter vom Soo öffnete die Tür. Ich sagte ihm, Chief Maven habe mich angerufen. Er bat mich nach drinnen und ließ mich im Wohnzimmer warten.
    Einige Minuten saß ich da. Während ich wartete, versuchte ich meine Gefühle bezüglich Winston Vargas zu sortieren. Es kam nicht überraschend, daß er tot war. Und ja, es war die Frucht seiner Taten. Eines Tages wäre ihm das auf jeden Fall passiert, auf diese oder jene Weise. Aber nicht heute abend. Nicht, wenn er nicht mit uns draußen auf dem See gewesen wäre.
    Ich konnte hören, wie die Kamera nebenan ihre Aufnahmen schoß. Ich konnte den Widerschein der Blitzlichter auf dem Boden der Diele sehen. Endlich steckte Maven seinen Kopf um die Ecke. Er sah müde aus.
    »Kommen Sie«, sagte er.
    Ich stand auf und ging in den anderen Raum. Es war das Spielzimmer, just der Raum, in dem alles seinen Anfang genommen hatte. Vargas lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich, keinen Meter weit von der Stelle entfernt, wo er in der Nacht mit dem Raubüberfall gelegen hatte. Aber dieses Mal würde er nicht aufstehen, wenigstens nicht, bis der Gerichtsmediziner da war und der Reißverschluß des Leichensacks sich über ihm geschlossen hatte.
    Ich habe Leute gesehen, denen der Hinterkopf weggeschossen worden war. Keiner

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