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Nordseefluch: Kriminalroman

Nordseefluch: Kriminalroman

Titel: Nordseefluch: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Tür standen.
    Mein Vetter schritt unschlüssig vor der Fassade auf und ab, verschwand dann in einer Gasse, die nur schmal war und hinter das Gebäude führte.
    Evi stand neben mir. Ihr kam unser Ausflug seltsam und sinnlos vor. Vielleicht hielt sie mich für einen Spinner.
    Ein plötzlicher Lärm, als fielen Flaschen auf den Boden, ließ uns erstarren.
    »Hannes!«, rief Evi entsetzt und verschwand ebenfalls in der schmalen Gasse, die auf den Hof des See-Shops führte.
    Ich folgte ihr.
    Mein Vetter hatte unvorsichtig den Platz für das Leergut betreten und sich, weil er sein Wasser abschlagen wollte, hinter die Kastenstapel gestellt. Sein Schrei, urig und tief, traf mich wie ein elektrischer Schlag. Ich rannte nun auch los und sah Evi, die sich an den schwankenden Bierkästen festhielt und sich erbrach.
    Hannes stand wie versteinert zwischen Leergutkästen, starrte mich an und wies sprachlos mit der linken Hand nach unten.
    Ich sah den mageren nackten Mädchenkörper, der ausgestreckt in der Gasse der gestapelten Flaschenkästen lag, obwohl nur graues Licht in den Abstellplatz fiel.

2
    Ich war so geschockt, dass ich »Manfred!«, schrie und in meinen Tonfall bereits eine Mordanklage legte. Doch plötzlich überfiel mich eine sachliche Ruhe. Ich stützte Evi. Ihr Gesicht war blass. Ihr blumig buntes Sommerkleid passte nicht zu ihren Tränen.
    Mein Vetter kniete am Boden. Ich hörte ihn schluchzen und vermutete, dass er weinte.
    Das Mädchen lag wie eine weggeworfene Puppe mit ausgestreckten Gliedern auf dem Boden. Im matten Licht schimmerte ihr goldenes Haar. Als schliefe sie, dachte ich, und mit meiner Stimme durchbrach ich die Stille des Schocks, als ich laut sagte: »Manfred Kuhnert!«
    Ich rannte los. Die Marktstraße lag leer vor mir. Meine Schritte drangen dröhnend und hämmernd in meinen Ohren. Sie trieben mich an, als gehörten sie einem Verfolger. Alle sind auf der Suche, fiel mir ein, als ich das weiße Emailleschild entdeckte, das seitlich an einer Klinkerwand zu wippen schien. Ich atmete schwer, blieb stehen und blickte mich um. Ich machte Hannes und Evi aus, die unter dem gespenstischen Licht der Neonleuchte des See-Shops in einigen Hundert Metern Entfernung wie Puppen standen.
    Dr. Ebbo Schoolmann, Arzt für Allgemeinmedizin, entzifferte ich, hastete an die Tür und drückte die Klingel.
    Ich spürte das Zittern meiner Beine. Mein Atem ging schnell. Die Außenleuchte umgab mich plötzlich mit gelbem Licht. Die Tür wurde geöffnet. Ich fuhr erschrocken zurück.
    Vor mir stand ein vielleicht zehn Jahre altes blondes Mädchen mit Pferdeschwanz. Ein leichtes Misstrauen lag in seinem Blick.
    Sie kann es nicht sein, machte ich mir klar und trat zurück auf den Bürgersteig.
    »Manfred Kuhnert«, sagte ich laut. Sein Bild erschien vor meinem geistigen Auge, es trieb mir den Schweiß auf die Stirn. Ich beobachtete, wie das kleine Mädchen die Tür schließen wollte, und rief: »Ist dein Papa zu Hause?«
    »Nein«, antwortete sie verwirrt, »sie suchen in den Dünen nach dem Urlauberkind.«
    »Kannst du telefonieren? Ich habe das Mädchen gefunden!«, sagte ich hektisch.
    »Wo denn?«, fragte sie mich naiv.
    »Ruf die Polizei an! Oder wähle die Nummer des Strandschlösschens. Sag ihnen, die …« Ich musste schlucken, denn das Wort Leiche wollte nicht über meine Lippen. »Sie sollen zum See-Shop kommen, dort warte ich!«
    »Sie können eintreten und selbst telefonieren«, forderte mich das Mädchen auf und hielt die Tür weit offen. Mich packte eine panische Angst, Opfer irgendwelcher unerklärlicher Kräfte und Mächte zu werden, die Manfred Kuhnert bei seiner Tat um den Verstand gebracht haben mussten.
    »Ruf an!«, schrie ich, drehte mich um und eilte davon. Ich vernahm den Hufschlag eines Pferdes und blieb stehen. Wie in einem Gruselfilm näherte sich aus der Dunkelheit des Kirchplatzes eine Pferdedroschke. Ich machte den Kutscher aus, als das erste Neonlicht auf ihn fiel. Mit ernstem Gesicht auf dem Bock sitzend, trieb er sein Pferd an. Hastig rannte ich ihm entgegen. Das Klappern der Hufe dröhnte in meinen Ohren.
    Er sah mich, wies hinter sich auf ein leeres Gefährt.
    »Wir haben das Kind gefunden!«, schrie ich. »Wenden Sie und benachrichtigen Sie …«
    So als hielt er mich für einen Irren, griff er zur Peitsche, drosch auf sein Pferd ein, und das leere Gefährt ratterte wie die Geisterkutsche in einem Draculafilm über die Marktstraße aus dem grünen Neonlicht der Bank im fahlen Licht der

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