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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ausgelegten Innenhof hinunter.
    Grelle befand sich noch im Gebäude und beeilte sich, um den Präsidenten einzuholen.
    Um zum Innenministerium zu gelangen, das man vom Elysée zu Fuß in nur drei Minuten erreicht, mußte der Präsident den Innenhof verlassen, die Rue du Faubourg St. Honoré überqueren und wenige Dutzend Meter zum Place Beauvau gehen, wo er das Ministerium durch den Haupteingang betreten würde. Er setzte zum Überqueren der Straße an, als Grelle die Wachtposten kurz grüßte und den Innenhof verließ. Der Präfekt warf rasch einen Blick nach links und rechts. Um acht Uhr abends, kaum vierzehn Tage vor Weihnachten, das in Paris ohne große Begeisterung gefeiert wird, war es draußen dunkel und ruhig. Es herrschte kaum Verkehr. Grelle spürte ein paar leichte Regentropfen auf seinem Gesicht. Gleich würde es wieder regnen, Gott im Himmel - es hatte seit Wochen ständig geregnet, und halb Frankreich stand unter Wasser.
    Die Straße war fast leer, aber nicht völlig; ein Paar, das sich dem Eingang zum Elysée aus Richtung der Madeleine näherte, blieb unter einer Straßenlaterne stehen, während der Mann sich eine Zigarette anzündete. Britische Touristen, vermutete Grelle: Der Mann, ohne Hut, trug einen kurzen Offiziersmantel; die Frau hatte einen eleganten grauen Mantel an. Auf der anderen Straßenseite stand noch jemand, eine Frau, die allein in der Nähe eines Pelzgeschäfts stand. Jetzt wandte sie sich halb zur Straße und wühlte in ihrer Handtasche, vermutlich nach einem Taschentuch oder einem Kamm. Eine ziemlich attraktive Frau - Anfang Dreißig, soweit Grelle sehen konnte. Sie trug einen roten Hut und einen figurbetonenden braunen Mantel. Während Florian dem Place Beauvau zustrebte und die Straße diagonal überquerte, ging er im Winkel an ihr vorüber. Der Präsident, der eine attraktive Frau immer bemerkte, warf ihr einen Blick zu und ging dann weiter. All das nahm Grelle in sich auf, als er die Bordsteinkante erreichte, noch immer ein paar Meter hinter seinem ungeduldigen Präsidenten. Wenn Florian den ElyséePalast verließ, wurden keine Leibwächter zu seiner Begleitung abgestellt: Er hatte ausdrücklich untersagt, was er ›ein Eindringen in meine Privatsphäre … ‹ nannte. Normalerweise ließ er sich in einer der schwarzen Limousinen vom Typ Citroën DS 23 chauffieren, die ständig im Innenhof bereitstanden, aber wann immer er den Innenminister zu sehen wünschte, hatte er sich lästigerweise angewöhnt, den Weg zum Place Beauvau zu Fuß zurückzulegen. Und diese Angewohnheit war bekannt geworden. Sogar die Presse hatte darüber berichtet.
    »Es ist gefährlich«, hatte Grelle protestiert. »Sie gehen sogar immer zur gleichen Zeit - um acht Uhr abends. Wenn Ihnen jemand auflauern wollte, hätte er es leicht …«
    »Glauben Sie, daß die Amerikaner einen Revolvermann herüberschicken werden?« hatte Florian spöttisch gefragt. »Es gibt immer Verrückte …«
    Grelle war vom Bordstein auf die Straße getreten und noch immer dabei, Florian einzuholen, wobei er ständig nach allen Seiten blickte, als irgend etwas den Präsidenten dazu brachte, zurückzublicken. Er war kaum einen Meter entfernt, als die Frau die Waffe aus der Handtasche nahm. Völlig kühl, ohne jedes Anzeichen von Panik und mit sicherer Hand zielte sie aus kürzester Entfernung. Florian fuhr herum, erstarrte vor purem Erstaunen, aber nur wenige Sekunden. Eine Sekunde später wäre er schon gerannt, hätte sich geduckt, irgend etwas getan. Das Echo zweier in rascher Folge abgefeuerter Schüsse dröhnte durch die Straße wie donnernde Fehlzündungen eines großen Wagens.
     Der Körper lag im Rinnstein, sehr leblos, sehr tot. Das völlige Fehlen jeder Bewegung irritiert immer am meisten. Grelle beugte sich über sie. Die 38er Smith & Wesson hielt er noch immer in der Hand. Er war schockiert. Es war das erste Mal, daß er eine Frau getötet hatte. Als die Leute vom Gerichtsmedizinischen Institut später den Leichnam untersuchten, fanden sie eine von Grelles Kugeln im Herzen der toten Frau, die zweite einen Zentimeter weiter rechts. Einen Moment zuvor hatte der Präfekt den Präsidenten fest am Arm gepackt, in den Innenhof zurückgedrängt und in den ElyséePalast zurückgebracht, ohne davon Notiz zu nehmen, was Florian sagte. Jetzt strömten Wachtposten mit automatischen Waffen auf die Straße. Viel zu spät.
     Grelle selbst entfernte die Automatik aus der Hand der toten Frau. Er hob die Waffe vorsichtig am Lauf auf, um

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