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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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die 1500er-Marke passiert -, und die Schrecken der Inflation waren jetzt nur noch Erinnerung. Und, wie das amerikanische Hudson Institute vorhergesagt hatte, war Frankreich der Staat, der die übrige Welt durch seinen mächtigen wirtschaftlichen Aufschwung mitriß. Frankreich war aus verschiedenen Gründen zur mächtigsten Nation Westeuropas geworden und hatte selbst die Bundesrepublik Deutschland überholt; der Präsident der Französischen Republik, Guy Florian, war folglich der mächtigste Staatsmann zwischen Moskau und Washington. An der politischen Front sah die Szene weniger beruhigend aus.
     Während der großen Wirtschaftsrezession hatte die Sowjetunion ihren Einflußbereich beträchtlich erweitert. Portugal war jetzt ein kommunistischer Staat. Die dortige Kommunistische Partei hatte sich durch Wahlschiebungen an die Macht gebracht. In Griechenland hatte ein kommunistischer Staatsstreich die Regierung gestürzt. Und Spanien befand sich nach einer langen Zeit des Chaos fest in der Hand einer von Kommunisten beherrschten Koalitionsregierung. Sowjetische Kriegsschiffe lagen im Athener Hafen Piräus vor Anker, ebenso vor Barcelona. Der Hafen von Lissabon diente den Sowjets als Marinebasis. Das Mittelmeer war beinahe ein sowjetischer Binnensee geworden. Überdies hatten die letzten amerikanischen Truppeneinheiten Europa verlassen, da der amerikanische Kongreß eine Politik des ständig fortschreitenden Isolationismus verfolgte.
     Dies alles - im Verein mit der wachsenden wirtschaftlichen Macht - bedeutete, daß Frankreich in Westeuropa eine Schlüsselposition innehatte. Es war mit der Bundesrepublik Deutschland verbündet und stellte den entscheidenden Faktor dar, der ein weiteres Vordringen der Sowjets verhinderte. Dies war die Situation, in der die Nachricht um die Welt ging, Lucie Devaud habe versucht, Präsident Guy Florian zu töten. Die Französin hatte es nicht geschafft, auf den Abzug ihrer 9-mm-Automatik zu drücken, aber sie hatte unabsichtlich eine andere Art von Auslöser betätigt.
     In kürzester Zeit beeinflußte ihr Tod das Leben folgender Männer: der erste war Alan Lennox, ein Engländer mit Wohnsitz in London; ferner waren es David Nash, ein in New York lebender Amerikaner; Peter Lanz, ein Deutscher mit Wohnsitz in Bayern; Oberst René Lasalle, ehemaliger stellvertretender Leiter der Gegenspionage der französischen Armee, der jetzt in der Bundesrepublik Deutschland im Exil lebte, sowie bestimmte andere Leute, die sich gegenwärtig in der Tschechoslowakei aufhielten. Die erste Reaktion kam von Oberst Lasalle, der sofort eine weitere seiner Hetzsendungen in den Äther gehen ließ, und zwar über den Sender Europa, der im Saarland sendet.
     »Wer war diese mysteriöse Frau, diese Lucie Devaud?« fragte Lasalle in seiner Nachtsendung am 8. Dezember. »Was war ihr Geheimnis? Und welches Geheimnis verbirgt sich in der Vergangenheit eines führenden Pariser Politikers, das um keinen Preis gelüftet werden darf? Und warum läßt Marc Grelle über Nacht ein Netz von Sicherheitsmaßnahmen über mein Land legen, das Frankreich in einen Polizeistaat verwandelt? Gibt es eine Verschwörung …?«
     Auszüge dieser Sendung wurden in den Nachrichtensendungen von Fernsehstationen in der ganzen Welt wiedergegeben. Lasalles Rundfunksendung - die bislang giftigste von allen enthielt alle Elemente, mit denen sich Spekulationen anheizen lassen.
    »Das Geheimnis in der Vergangenheit eines führenden Pariser Politikers …« Dieser Satz wurde von den ausländischen Korrespondenten aufgegriffen. Gab es etwa, so spekulierten sie, irgendwo in Paris eine hochgestellte Persönlichkeit - vielleicht sogar einen Minister -, die insgeheim gegen Präsident Florian arbeitete? Wenn das der Fall war - wer war diese Figur im dunkeln? Die wildesten Gerüchte wurden in die Welt gesetzt - es wurde sogar behauptet, eine rechtsstehende Verschwörergruppe unter Führung des unbekannten Ministers sei für den Attentatsversuch verantwortlich; diese Männer hätten versucht, Florian umzubringen, bevor er am 23. Dezember seinen historischen Staatsbesuch in der Sowjetunion antrat.
     In einem Apartment im achten Stock eines Hauses in der East 84th Street in New York tat David Nash das Gerücht von einer Verschwörung als dummes Zeug ab. Nash, fünfundvierzig Jahre alt, ein kleiner und gutgebauter Mann mit klugen grauen Augen und sich lichtendem Haar, arbeitete für eine Sonderabteilung des State Department, die noch von keinem

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