Nur die Küsse zählen
Man muss sich nur ansehen, was du aus dem Familienbetrieb und aus deinen Brüdern gemacht hast.“
Sie warf Stephen einen Blick zu und schaute dann wieder Finn an. „Ich hatte nie den Mut, für mich einzustehen. Ich hatte immer Angst. Erst mit Stephen zusammen zu sein hat mir gezeigt, wer ich sein kann, wenn ich mich nur traue, das Risiko einzugehen. Er hat mir beigebracht, mutig zu sein. Vorher wusste ich nicht einmal, dass ich das kann.“
„Ich bin sicher, das wäre eine herzzerreißende Geschichte für jemanden, der sich auch nur im Geringsten dafür interessiert“, konterte Finn. „Aber ich …“
„Ich war noch nicht fertig“, unterbrach sie ihn entschlossen und schaute ihm in die Augen. „Ich würde es sehr zu schätzenwissen, wenn du mich das sagen lässt, was ich zu sagen habe.“
„Okay“, sagte Finn langsam, erstaunt darüber, dass sie sich traute, es mit ihm aufzunehmen. Er war ziemlich sicher, dass er sie eingeschüchtert hatte, daher kam dieser Akt der Courage für ihn vollkommen unerwartet. Möglicherweise konnte er sie dadurch ein kleines bisschen besser leiden.
„Ich bin kein Cougar. Ich habe nicht nach einem jüngeren Mann Ausschau gehalten. Ich weiß nicht, wonach ich gesucht habe, und vielleicht ist das das Problem. Ich habe nie damit gerechnet, jemanden zu finden. Ich habe nie geglaubt, gut genug zu sein. Aber das bin ich. Ich verdiene genauso viel Liebe wie jeder andere auch.“
Sie hob das Kinn. „Es war nie mein Plan, mit einer leidenschaftlichen Umarmung im Fernsehen aufzutreten. Dafür entschuldige ich mich und auch für die Peinlichkeit, die ich damit über deine Familie gebracht habe. Aber ich entschuldige mich nicht dafür, dass ich deinen Bruder liebe. Ich entschuldige mich nicht dafür, ihn zu mögen und nur das Beste für ihn zu wollen.“
Sie atmete tief durch. „Ich weiß, dass er zu jung ist. Ich weiß, dass ihn noch ein ganzes Leben voller Erfahrungen erwartet und ich mich dem nicht in den Weg stellen sollte. Aber Gott hat einen kranken Sinn für Humor, denn ich kann nicht anders, ich habe mich bis über beide Ohren in ihn verliebt.“
Finn war so lange auf ihrer Seite, bis sie sagte, dass sie in seinen kleinen Bruder verliebt war. Doch bevor er etwas erwidern konnte, wandte Aurelia sich an Stephen.
„Dein Bruder hat recht. Du gehörst nicht zu mir. Geh nach Hause. Mach deinen Abschluss. Such dir einen Beruf, den du liebst. Lebe dein Leben.“
Sie klingt ernst, gestand Finn ihr zu. Unter anderen Umständen hätte er ihr geglaubt und wäre äußerst beeindruckt gewesen.
Stephen trat auf sie zu. Und Finn wusste, was jetzt passieren würde. Sein Bruder würde schreien und aufstampfen und schmollen, bis er seinen Willen durchgesetzt hatte – alles Beweisedafür, dass er noch nicht bereit war für eine ernste Beziehung. Aber wie sich herausstellte, irrte Finn sich.
Sanft umfasste Stephen Aurelias Gesicht. „Ich weiß, dass du das glaubst. Ich weiß, du denkst, mit dir zusammen zu sein ist nicht gut für mich. Aber du irrst dich. Du bist alles, was ich je gewollt habe. Ich werde aufs College zurückkehren und meinen Abschluss machen. Ich werde mir einen Job suchen. Aber das tue ich hier. Mit dir. Du kannst nichts tun oder sagen, das mich dazu bringen würde, dich zu verlassen. Ich liebe dich.“
Finn spürte die Tiefe der Gefühle zwischen den beiden. Und plötzlich fühlte er sich wie ein Außenseiter, der ungewollt in die Privatsphäre der beiden eingedrungen war.
Stephen schaute ihn an. „Wegzulaufen war falsch von mir. Einfach hierher zu flüchten hat dich nur in deiner Meinung bestätigt, dass ich noch kein Mann bin. Ich habe mich wie ein Kind verhalten und verdiene es, wie eins behandelt zu werden. Aber es tut mir leid, dass ich es vermasselt habe. Es tut mir leid, dass du mir hinterherreisen musstest. Ich weiß, dass du eine Firma hast und entsprechend viel Verantwortung trägst. Aber daran habe ich nicht gedacht. Ich habe nur an mich gedacht.“
Finn wäre genauso erstaunt gewesen, hätte Aurelia sich in ein Eichhörnchen verwandelt und getanzt. „Ist ja alles noch mal gut gegangen“, brummte er.
„Noch nicht, aber das wird es.“ Stephen drehte sich wieder zu Aurelia um. „Ich will dich heiraten. Ich weiß, das ist noch zu früh, deshalb frage ich dich jetzt nicht. Ich will nur, dass du weißt, welche Richtung mir für uns vorschwebt. Ich mache meinen Abschluss und suche mir einen Job. Wir gehen weiter miteinander aus. Und in genau einem Jahr
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