Nur die Küsse zählen
Zeit am rechten Ort zu sein. Wenn du visualisierst und übst, bereitest du dich auf den Erfolg vor. Ich visualisiere seit meinem vierzehnten Lebensjahr, wie ich den Oscar gewinne.“
Sie stand auf und setzte sich neben ihn auf die Bank. „Ich kenne niemanden in diesem Geschäft. Ich habe weder viel Erfahrung noch Freunde, die ich fragen kann. Ich mache das alles ganz allein. Durch das Visualisieren mache ich es real. So kommeich durch den Tag. Wenn du etwas willst, Sasha, musst du an dich glauben. Denn die meiste Zeit über wird es kein anderer tun. Sie seufzte. „Ich habe mir vorgestellt, in einer Realityshow mitzumachen. Ich hätte etwas spezifischer sein sollen. Mir will keiner verraten, wie die Einschaltquoten aussehen. Hast du irgendwas darüber gehört?“
Dakota blinzelte. Sie wusste nicht viel über das Entertainment-Geschäft, aber sie war ziemlich sicher, dass sich die Teilnehmer einer Show nicht über die Einschaltquoten unterhalten sollten.
„Wovon redest du da?“
Lani stöhnte. „Davon, wie sich die Show macht. Stimmen die Einschaltquoten? Sind die Werbekunden mit der Zielgruppe zufrieden? Solche Informationen sind wichtig. Wir wollen ja, dass die Show ein Erfolg wird.“
„Was macht es schon, wenn sie es nicht wird? Wir sind dann doch schon lange weg.“
„Es ist wichtig. Denn wenn wir es in unseren Lebenslauf schreiben, sollte schon mal irgendjemand von der Sendung gehört haben. Es nützt gar nichts, sich als Hauptdarsteller einer Show anzupreisen, die niemand gesehen hat.“ Sie schaute ihn an. „Du machst mich echt verrückt, aber im positiven Sinn.“
„Das ist Teil meines Charmes“, erwiderte er grinsend.
„So toll bist du nun auch wieder nicht.“ Sie schaute an ihm vorbei. „Nach allem, was wir bisher wissen, kann es gut sein, dass die Kameraleute uns gefolgt sind. Wir sollten ein wenig herummachen – nur für den Fall.“
Dakota sah, wie die beiden einander mit geübter Leichtigkeit in die Arme fielen. Von Romantik keine Spur. Es war schmerzhaft offensichtlich, dass sie das nur taten, um mehr Sendezeit herauszuschinden.
Sie zuckte zusammen. „Das zu zeigen war ein großer Fehler von Geoff. Ich bin sicher, er glaubt, die Leute würden jetzt mehr über die Show reden. Aber ich fürchte, die Zuschauer werden sich betrogen fühlen.“
„Was bedeutet, dass mein Bruder demnächst rausgewählt wird“, erwiderte Finn.
Sie wusste nicht, ob er wirklich darüber froh war. „Und was dann?“
„Wenn ich das verdammt noch mal wüsste.“ Er gab Hannah einen Kuss auf den Kopf. „Tut mir leid, kleines Mädchen.“ Er ließ sich tiefer ins Sofa sinken und seufzte. „Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass Sasha nach Los Angeles zieht. Er wird auf gar keinen Fall nach South Salmon zurückkehren. Stephen hat mir erzählt, dass er seinen Collegeabschluss machen will. Ich schätze, ich kann von Glück sagen, dass wenigstens einer der beiden sein Studium beendet.“
Bevor sie ihn darauf aufmerksam machen konnte, dass er damit eine fünfzigprozentige Erfolgsrate aufweisen konnte, gab es einen Schnitt. Auf dem Bildschirm waren jetzt Stephen und Aurelia zu sehen. Sie standen in offensichtlich leidenschaftlicher Umarmung da. Das ist nicht gespielt, dachte Dakota und spürte, wie ihr der Mund offen stand. Das war heiß und sexy und sehr, sehr real.
„Oje“, murmelte sie. „Das hätte ich Aurelia nicht zugetraut.“
Finn sprang auf die Füße. Sie musste ihm zugutehalten, dass er Hannah dabei so sicher hielt, dass das Baby sich nicht einmal rührte. Aber Dakota sah die Wut in seinen Augen.
„Sie hat gelogen. Sie hat so getan, als wäre sie daran interessiert, dass Stephen seinen Collegeabschluss macht. Er hat mich auch angelogen. Verdammt. Er hat kein Wort darüber verloren.“ Er drehte sich zu Dakota um. „Ich werde sie beide umbringen.“
Finn war egal, ob er das Gesetz brach. Er wusste, es war falsch, jemanden zu töten, vor allem eine Frau. Er wusste, er würde dafür ins Gefängnis gehen, und das akzeptierte er. Er war zwar nicht sicher, wie das alles hatte geschehen können, aber er würde dem ein Ende setzen. Und wenn er schon dabei war, würde er auch gleich Geoff ausfindig machen und ihm die Faust ins Gesicht schlagen.
Trotz seiner Rage erkannte er, dass er zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten darüber nachdachte, einen Mord zu begehen. In seinem normalen Leben, dem Leben, das ihm in South Salmon gefallen hatte, waren ihm solche Gefühle vollkommen fremd
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