Nur die Liebe heilt
gesteinigt hätten.
Und das Wichtigste: Sie ließ ihn ruhig werden, was auf den ersten Blick überhaupt keinen Sinn ergab. Evie war kein stiller Mensch. Sie war lebhaft und leidenschaftlich. Sie liebte all diese bunten Schmucksteine. Doch wenn sie bei ihm war, schien sich das Chaos in seinem Kopf zu legen.
Er brauchte sie, so wie er die Berge brauchte, und er war verdammt noch mal nicht bereit, sie kampflos aufzugeben.
„Ich muss an die frischer Luft“, sagte er schroff. Zu schroff offenbar, denn sie warf ihm einen besorgten Blick zu.
„Soll ich vielleicht solange bei Taryn bleiben?“
„Ich möchte, dass du mich begleitest.“ So nervös, wie er auf einmal war, würde er bestimmt alles vermasseln. „Das wäre schön“, fügte er hastig hinzu. „Hättest du Lust, mit mir einen kleinen Spaziergang durch den Meditationsgarten zu machen? Dort gibt es auch Tische, an denen wir diese köstlichen Sandwiches essen können.“
„Können wir Taryn denn allein lassen?“
„Ich glaube kaum, dass sie bald aufwacht. Sie ist ziemlich erschöpft. Und ich habe ihr gesagt, dass ich mir etwas zu essen holen werde. Wir lassen einfach die Tür offen, damit die Krankenschwestern sie hören können.“
Nach einem kurzen Halt im Schwesternzimmer, wo sie Bescheid sagten, dass sie kurz in den Garten gehen wollten, nahmen sie den Fahrstuhl.
„Du hast bestimmt gehört, wie Charlies Verhandlung ausgegangen ist“, begann sie.
Er wollte nicht über Charlie sprechen. Er wollte ihr sagen, wie verrückt er nach ihr war, und sie fragen, was er tun müsse, damit sie bei ihm blieb. „Katherine hat mich vorhin angerufen.“
„Bist du wütend? Weil er nur ein Jahr Jugendstrafe bekommen hat? Das muss dir ziemlich wenig erscheinen.“
Er schwieg so lange, bis der Lift das Erdgeschoss erreicht hatte. „Ich denke, Richterin Kawa hat richtig entschieden“, sagte er und war selbst überrascht, dass eres auch so meinte. Inzwischen war er tatsächlich der Ansicht, dass Charlie in den Jugendstrafvollzug gehörte und nicht wie ein Erwachsener verurteilt werden sollte. Der Gerechtigkeit musste Genüge getan werden, keine Frage, aber man konnte einem Jungen gegenüber, der einen dummen Fehler gemacht hatte, ruhig etwas großzügig sein.
Evie stieg nicht aus, sondern sah ihn nur an, mit liebevollem Blick. Vielleicht waren die Hürden, die er nehmen wollte, doch nicht so hoch wie befürchtet. „Das finde ich auch.“
Die Fahrstuhltüren begannen, sich wieder zu schließen. Schnell streckte Brodie den Arm vor die Lichtschranke, dann zog er Evie hinter sich ins Foyer des Krankenhauses.
Der Garten war wunderschön mit kleinen Wasserfällen, einem gurgelnden Bach, hohen Bäumen und bunten Herbstblumen. Tief atmete Evie die frische Luft ein.
„Okay, ich muss das jetzt loswerden, und danach können wir uns hinsetzen und du bekommst dein Essen“, sagte sie mit einem nervösen Unterton in der Stimme.
Hungrig war er sowieso nicht mehr. Am liebsten hätte er die Tüte mit den Sandwiches einfach auf den Boden plumpsen lassen, um Evie fest in die Arme zu schließen.
„Was musst du loswerden?“
Sie stopfte die Hände in ihre Jackentaschen. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Oder es zumindest erklären.“
„Geht es um deine Aussage? Ich sollte mich wohl eher entschuldigen, dass ich deshalb so wütend war. Ich hätte wissen müssen, dass du so etwas tust. So bist du einfach, Evie.“
Und das ist einer der Gründe, warum ich dich von ganzem Herzen liebe.
„Nein, das meine ich nicht. Obwohl mir auch das leidtut. Es war nicht richtig, dich damit zu überraschen, du hättest zumindest eine kleine Vorwarnung verdient.“ Sie atmete tief durch, dann seufzte sie. „Was ich eigentlich meine, ist, dass ich während Taryns Anfall so ausgeflippt bin.“
„Ausgeflippt? Soweit ich mich erinnere, warst du die Einzige, die ruhig geblieben ist. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was ohne dich geschehen wäre, Evie.“
„Gut. Ich bin froh, dass es dir nicht aufgefallen ist. Wahrscheinlich bin ich nur innerlich ausgeflippt.“
„Aber wieso? Wie es scheint, hast du jede Menge Erfahrung mit epileptischen Anfällen.“
Sie blickte einen Moment hinauf zu den Sternen, dann sah sie ihn wieder an. „Die Situation hat einfach eine Menge Erinnerungen in mir wachgerufen. Cassie ist während eines epileptischen Anfalls gestorben. Und ich hatte solche Angst um Taryn.“
Brodie starrte sie an, überwältigt und ehrfürchtig und vor allem bis über
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