Nur die Liebe heilt
mit bebenden Lippen, und wieder spürte sie, wie Tränen über ihre Wangen liefen. „Okay.“
Er sah sie an. „Okay was?“
„Okay. Du hast mich überzeugt.“
Verwirrung lag in seinen blauen Augen. „Einfach so?“
Sie lachte und fragte sich, ob ihr Lachen tatsächlich so zittrig klang, wie sie es sich einbildete. Sie liebte diesen Mann. Er war gut und ehrlich, stark und anständig. Er arbeitete hart und liebte seine Tochter hingebungsvoll. Wie könnte sie ihn nicht lieben?
„Offen gestanden war ich sowieso schon überzeugt. Ich schätze, tief im Innern wusste ich es schon länger, aber mein Kopf hat noch eine Weile gebraucht, um es zu kapieren. Ich liebe dich, Brodie. Du bist … alles für mich. Du und Taryn. Ich kann mir nicht vorstellen, wieder in mein altes Leben zurückzukehren. Ich möchte nicht zurück.“
Er starrte sie an, fassungslos zunächst, dann leuchtete sein Gesicht vor Glück auf.
„Evie“, sagte er leise und küsste sie wieder. Sie schmiegte sich an ihn, das Herz leichter als jemals zuvor. Sie küssten sich lange in diesem Garten, wo der schrille Lärm eines großstädtischen Krankenhauses gedämpft und weit entfernt zu sein schien.
Sie konnte nicht fassen, wie glücklich sie nach einem solch turbulenten Tag war. Fast kam es ihr unwirklich vor. Alles war ihr so leer und schwarz erschienen, nachdem der Notarztwagen mit Taryn und Brodie davongebraust war – und jetzt stand sie hier, die Arme des geliebten Mannes um sich, und auf einmal war die Zukunft strahlender und schöner als die schönsten Schmucksteine im String Fever .
„Ich sollte besser wieder zu Taryn gehen“, sagte er schließlich, Bedauern in der Stimme.
„Jetzt hast du dein Sandwich nicht gegessen.“ Sie lachte leise.
„Komisch. Im Moment ist mir Essen ziemlich egal.“ Lächelnd küsste er sie auf die Stirn. In der letzten halben Stunde hatte er öfter gelächelt als im ganzen letzten Monat. Ihretwegen . Sie machte ihn glücklich – gab es ein größeres Geschenk auf der Welt?
„Ich esse oben in Taryns Zimmer.“
„Wenn du magst, kann ich noch etwas bleiben.“
Und wieder lächelte er. „Nichts wünsche ich mir mehr.“
„Meinst du, Taryn … ist einverstanden?“, fragte Evie. „Mit … uns?“
Er lachte. „Ich glaube, sie wird durchdrehen vor Glück. Stephanie ist toll und alles, und sie macht ihre Arbeit auch wirklich gut, aber Taryn hat dich furchtbar vermisst. Außerdem gibt es da so einen traurig dreinschauenden Hund, der überglücklich sein wird, wenn du wieder da bist.“
„Ich habe ihn auch vermisst.“
„Wo wir gerade davon sprechen – ich konnte es nicht fassen, als ich von meiner Geschäftsreise zurückkam und Jacques es sich in meinem Haus gemütlich gemacht hatte.“
Sie spürte, dass sie rot wurde. „Ja, wahrscheinlich hätte ich erst mit dir sprechen sollen. Aber irgendwie erschien es mir genau der richtige Moment zu sein.“
„Das meine ich nicht. Evie. Du liebst diesen Hund. Wie konntest du ihn einfach Taryn geben?“
Sie dachte an die ersten Nächte ohne Jacques in ihrer Wohnung und daran, wie sie sich am liebsten zusammengerollt und in den Schlaf geweint hätte. „Sie hat ihn mehr gebraucht als ich“, erwiderte sie nur.
Mit einem Blick voller Wärme und Zärtlichkeit sah er sie an. „Kein Wunder, dass ich vollkommen verrückt nach dir bin“, murmelte er.
Sie küsste ihn, die Arme fest um seinen Hals geschlungen. „Das klingt vielleicht bescheuert und nach New Age, aber ich habe festgestellt, dass man alles im Leben irgendwie zurückbekommt. Nenn es Karma oder Kismet oder was auch immer, aber es ist so.“
„Willst du damit sagen, dass dein Hund uns zusammengebracht hat?“, fragte er lachend.
Der Hund und ein mutiges Mädchen und diese schreckliche Tragödie, die so viele Leben auf unerwartete Weise verändert hatte. Ihres eingeschlossen.
„Es sind schon merkwürdigere Dinge passiert“, sagte sie.
„Nun, ich nenne es weder Karma noch Kismet oder Schicksal“, flüsterte er an ihren Lippen. „Ich nenne es einfach perfekt.“
Und sie war ganz seiner Meinung.
EPILOG
Zum zweiten Mal feierte der Ort nun seinen jährlichen Giving-Hope-Day, und er begann hell und sonnig.
Evie verstaute ihren Werkzeugkoffer und Unmengen von Pinseln und Farbwannen, die sie in den letzten Wochen gekauft hatte, im Kofferraum ihres Geländewagens. Dann hielt sie einen Augenblick inne, um in das klare Blau des frühen Junimorgens zu blicken. Ein paar hohe Wolken zogen über den
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