Nur dieses eine Mal
sich ein kleiner Verlag in Brisbane die Rechte gesichert. Dieses Buch verkaufte sich bereits jetzt mit lauter werdendem Echo.
Dass die Autorin sich nach wie vor bedeckt und ihre Identität geheim hielt kurbelte die Verkäufe zusätzlich an. »Sizilianische Träume« mutierte mehr und mehr zu einem Selbstläufer. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann daraus ein Kassenmagnet wurde.
Mit ein Grund, warum heute so viel von seinem Besuch bei
Porterhouse Mills
abhing. Unter anderen Umständen wäre er geradewegs an die Autorin herangetreten, doch da man sie auf dem direkten Weg nicht erreichen konnte, war er zu diesem Schritt über ihren Verlag gezwungen. Wobei es ihm mittlerweile gar nicht mehr so verkehrt erschien.
Wenn er Mr. Mills bei seinem heutigen Treffen positiv stimmte und ihn von seinem Anliegen überzeugte, stünde Aléjandros weiteren Planungen nichts mehr im Wege. Er sah dem mit Zuversicht entgegen. Er konnte ausgesprochen überzeugend sein und wusste, wie man Menschen lenkte, um ihnen eine Idee als ihre eigene zu verkaufen.
Es war an der Zeit Angelique vor Augen zu führen, welche Konsequenzen ihr leichtsinniges Handeln nach sich zog. Er ließ weder sich noch seine Familie zum Gespött ihrer Geschichten machen.
Die gute Angelique Darkness konnte sich warm anziehen.
„Ehrlich gesagt hege ich gewisse Zweifel, dass sie sich auf diesen Vorschlag einlassen wird“, bemerkte Jonathan Mills. Er zerrte an seiner Krawatte, öffnete den obersten Hemdknopf und strich sich fahrig das schüttere Haar aus der Stirn. Aléjandro Javier Pérez-Vasquez war für ihn kein Unbekannter. Seit gut zwanzig Jahren gefeiert als Schauspieler, hatte er sein Hauptinteresse mittlerweile auf die Produktion verlagert und nebenher bei einigen preisgekrönten Filmen Regie geführt. Er galt als verschrobenes Genie und als Workaholic. Der Name A. J. Vasquez war ein Garant für Erfolg. Er war talentiert und er besaß die nötige Disziplin, um ein Projekt von Anfang bis Ende durchzuziehen.
Allerdings wusste Jonathan auch, dass Mr. Pérez-Vasquez zudem als heimliche Vorlage für Angelique Darkness’ männlichen Protagonisten gehandelt wurde. Die Autorin betonte immer wieder, dass es kein reales Vorbild für ihren rüpelhaften Macho gab. Doch selbst Jonathan war bei Auswertung der Leserstimmen der letzten Wochen klar geworden, dass diese Aussage wohl so nicht ganz stimmen konnte.
Der egozentrische Domènico Álvarez mit dem enormen Frauenverschleiß hatte überdeutlich viele Gemeinsamkeiten mit Mr. Pérez-Vasquez. Das würde nicht einmal seine Erfinderin abstreiten können.
Es war seltsam, diesen fleischgewordenen Frauentraum überraschend und sehr real vor sich sitzen zu haben.
Dass er ihm zudem nun das Angebot unterbreitete, sich die Filmrechte für »Sizilianische Träume« sichern zu wollen, zog Jonathan gerade ein wenig den Boden unter den Füßen weg.
Porterhouse Mills
war ein kleiner Verlag, der sich nur mit wenigen namhaften Autoren rühmen konnte. Aber sie hatten ein Gespür für Talente, und mancher Schriftsteller, der später zu einem der großen Verlage gewechselt war, hatte einst bei ihnen seine Karriere gestartet.
Sie waren nicht weltbekannt, doch in Brisbane etabliert und der Verlag hatte sich ganz gut gehalten. Zumindest für ein paar Jahrzehnte. Erst seit die Wirtschaftskrise sich mehr und mehr ausweitete, ging es auch
Porterhouse Mills
nicht länger so rosig wie früher. Hinzu kam der weitverbreitete Irrglauben in ihrer Branche, dass eBooks sich niemals etablieren würden und als Konkurrenz zu gedruckten Büchern keine Chance hätten.
Sie hatten sich geirrt, sie alle.
Jonathan und seine Partnerin Annie Porterhouse begegneten neuen Autoren mit deutlich weniger Enthusiasmus als früher. Irgendwann hatte Annie damit begonnen, sich auf dem Markt der unbekannten Indie-Autoren umzusehen. In Bezug auf Angelique waren sie sich so einig wie selten zuvor gewesen, was deren Talent und Zukunft betraf.
War der Besuch von Mr. Pérez-Vasquez nicht Beweis genug, dass sie richtig handelten?
Angeliques Buch verkaufte sich täglich besser und die Zahlen stimmten ihn und Annie mehr als zufrieden. Sie hatten sich auf das Experiment eingelassen sowohl ein Printbuch als auch das dazugehörige eBook zu vertreiben und es war genau der passende Schritt gewesen.
Wenn Mr. Pérez-Vasquez tatsächlich die Filmrechte erwerben würde, war das ein Gewinn für sie alle. Gerade in Zeiten der weltweit stagnierenden Wirtschaft bedeutete das
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