Nur dieses eine Mal
notiert und sich unverbindlich verabschiedet.
Cady schüttelte den Kopf. Sie konnte dieses Angebot nicht annehmen. Unmöglich!
Sobald sie sich ausgerechnet zu Steve Brighton begab, würde anschließend halb Australien wissen, wer sich hinter ihrem Pseudonym verbarg. Es war allgemein bekannt, dass er es liebte, die wahre Identität derer zu enthüllen, die versuchten, ihr Privatleben zu schützen. Er würde dafür sorgen, dass herauskäme, wer sie wirklich war.
Sie wollte ihren Frieden. Sie wollte keine Interviews geben, Lesungen abhalten und vor irgendwelchen Paparazzi flüchten müssen. Sie wollte nur schreiben und ihr ruhiges Leben beibehalten.
Mit einem Seufzer stemmte sie die Ellenbogen auf den Tisch und legte den Kopf in ihre Hände. Ihr Blick glitt zu dem Notizblock, der neben dem Telefon lag. Nachdenklich starrte sie darauf. Die Zahl, die Mrs. Murray ihr genannt hatte, war unglaublich hoch. Früher hätte Cady Stein und Bein geschworen, dass sie nicht käuflich sei, aber seit einem halben Jahr sah ihre Welt anders aus.
Verdammt, es war so verlockend, einfach ja zu sagen und all das Geld zu nehmen. Sie würde einen Teil ihrer Schulden bezahlen und wieder ruhiger schlafen können. Nicht mehr bei jedem Telefonanruf zusammenschrecken und sich fragen, welcher Gläubiger als Nächstes seine gierigen Finger nach ihr ausstreckte.
Leise stöhnend bettete sie die Stirn in ihre Handflächen. Hatte sie wirklich eine Wahl? Sie hatte Rechnungen zu bezahlen, jede Menge sogar, und langsam verlor sie den Überblick über die Gesamtsumme ihrer Schulden. Ihre Handballen pressten sich auf die geschlossenen Lider. In ihrem Kopf hämmerte seit Wochen immer wieder der gleiche Schmerz, der sie daran hinderte, positiv nach vorn zu blicken.
Es fiel ihr schwer.
Früher war sie anders gewesen. Selbst in harten Zeiten hatte sie ihren Optimismus nicht verloren und ihr Leben war alles andere als rosarot verlaufen. Wenn sie schrieb, konnte sie die Sorgen verdrängen, eine Weile vergessen. Sie war in der Lage abzuschalten und sich völlig in ihre Geschichten fallen zu lassen.
Aber sobald sie zurückkehrte aus dieser anderen Welt, war die Beklemmung immer noch da, genau wie die Schulden, ebenso wie die Angst. Durchwachte Nächte, Heulkrämpfe und dieses ständige unterschwellige Gefühl des Wartens auf die nächste Katastrophe, waren schon lange zu einem Teil ihres Lebens geworden.
Cady zuckte zusammen, als das Telefon erneut klingelte. Mit müden Augen nahm sie es in die Finger und starrte auf das Display. Jonathan Mills.
Oh bitte.
Sie schob sich die Brille wieder auf die Nase.
Hatte Mrs. Murray ihn zusätzlich angerufen, um über den Verlag noch ein wenig mehr Druck auf sie auszuüben?
Gereizt drückte sie auf den Hörer.
„Hallo, Jonathan“, grüßte sie.
„Cady! Hallo. Hier ist Annie Porterhouse“, erklang eine melodische Stimme auf der anderen Seite der Leitung.
Noch schlimmer.
Sie seufzte tonlos und fuhr sich schläfrig mit den Fingern durch das lange Haar.
„Hallo Annie“, erwiderte sie. „Wenn Sie wegen des Manuskriptes anrufen ...“
„Oh nein.“ Annie gluckste in den Hörer, was Cady zu einem irritierten Stirnrunzeln veranlasste. Kicherte diese Frau?
Cady kannte Miss Porterhouse als resolute und willensstarke Endfünfzigerin. Eine Frau, die sich ihren Platz in der Verlagsbranche hart erkämpft hatte und selten lächelte. Sie hatte wirklich Haare auf den Zähnen und ihr Ruf als gnadenlose Lektorin war legendär. Ein Kichern passte zu ihr, wie Schlagsahne auf einen sauren Hering.
„Ist es wegen
Link-International
?“, wollte Cady wissen.
„
Link-International
?“, wiederholte Annie überrascht. „Der TV-Sender aus Canberra?“
Cady presste die Lippen aufeinander und schlug sich die Fingerknöchel gegen die Stirn.
Mist. Mist. Mist.
Hätte sie doch nur den Mund gehalten.
„Was ist mit
Link-International
?“, fragte Annie.
„Sie haben sich nach einem Interview mit Angelique erkundigt“, erwiderte Cady ausweichend. „Ich habe gesagt, man würde sich gegebenenfalls melden.“
„Das ist eine tolle Chance, Cady.“
„Ich weiß.“
„Überlegen Sie es sich, Cady. Sie haben großes Talent. Ihre Bescheidenheit ist hier fehl am Platz.“
„Ich weiß.“
„Sie sollten wirklich ...“
Nicht die gleiche Leier.
Kurzerhand unterbrach sie die Verlagschefin.
„Was ist der Grund Ihres Anrufes, Annie?“
Sie wollte diesen Sermon nicht zum gefühlten hundertsten Mal durchkauen.
„Oh ja.
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